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POV: Melina

Steven und ich schauten gerade einen Film; eng umschlungen saßen wir in meinem Wohnzimmer auf dem rosafarbenen Sofa und richteten unseren Blick auf die Flimmerkiste. Es klingelte an der Tür; etwa eine Dreiviertelstunde zuvor hatten wir Essen bestellt. Mit leise knurrendem Magen öffnete ich die weiße Holzflügeltür meiner Wohnung und blickte auf einen rund gebundenen Strauß aus gelben und orangen Rosen. Der Bote überreichte mir das Gebinde und verabschiedete sich zufrieden. Ich wandte der Tür den Rücken zu, um aus dem Wohnzimmer eine Vase zu holen, als es erneut klingelte. An der Gegensprechanlage drückte ich den kleinen Knopf, auf dem ein Schlüssel abgebildet war, und öffnete wieder die Tür. "Ungewöhnliches Trinkgeld, aber dann muss ich nicht erst welche kaufen.", lachte ein Mann, welcher circa vierzig Jahre alt war. Aus der großen Tasche zog er die Pizzakartons hervor; diese stellte ich vorerst auf der Kommode im Flur ab und überreichte dem Fahrer das Geld. "Die Blumen behalte ich doch lieber selbst.", lachte ich leicht und schloss die Tür.

Ungläubig sah ich den Strauß aus Rosen an, während ich mit den rot-gelben Kartons in mein Wohnzimmer lief. - Sind die von Steven? So zum ersten Monat, in dem wir bereits zusammen sind, oder... - "Will mir der Pizzaboy Konkurrenz machen oder sind die für mich.", lachte Steven mich vom Sofa aus an. Perplex riss ich meine Augen auf und sah in das freudige Gesicht meines Partners. "Süße?", fragte er vorsichtig.

"Die... Hase, die sind nicht von dir?", fragte ich zögernd und stellte die Kartons vom Lieferdienst auf dem Couchtisch ab.
"Nein, dann wären sie rot und der Strauß mindestens doppelt so groß, sonst hätte ich doch auch nicht gefragt.", Steven schüttelte mit dem Kopf. Er erhob sich vom Sofa, nahm mir den Bund ab und drehte ihn leicht.
"Hier...", er zog ein Kärtchen hervor und las die Worte laut vor.

"Wer sich stets der Sonne zuwendet, lässt die Schatten hinter sich.
Ich hoffe, dieser strahlende Strauß kann dir die tristen Wintertage ein wenig schöner machen.
In Liebe, Matteo."

"Süße, der Strauß ist von deinem Vater.", Steven überreichte mir die Karte und lief auf mein Sideboard zu, um eine Vase zu holen. Nachdem er diese mit Wasser gefüllt hatte, stellte er sie auf dem Couchtisch ab. Die kleine pastellgelbe Karte hielt ich in der Hand und mein Blick hielt sich an den Worten meines Vaters fest, ein glückliches Lächeln lag auf meinen Lippen. Steven stand vor mir und sah mich zufrieden an. "Süße?"
"Hmm... Ja...", ich sah ihn mit großen Augen an.
"Ich weiß nicht, ob du es überhörst, aber ich glaube, die Karte wird dich nicht satt machen.", lachend zog er mir die Karte aus den Händen und lehnte sie an die Vase, welche nun meinen Couchtisch zierte.

Der Film war uninteressant geworden, während ich meine Pizza aß, sah ich den Blumenstrauß an. Das klingelnde Handy von Steven, welches mitten auf dem Tisch lag, ließ meinen Blick abwenden. "Wer is'n das?", rief Steven durch die geschlossene Tür des Badezimmers. "Jessie!", rief ich zurück. "Geh' mal ran, bin gleich fertig." - Sie ist doch bestimmt total sauer auf mich, sie hat mir ja nicht mal geantwortet... -

"H... Hey.", sagte ich unschlüssig und blickte aus dem Fenster.
"Mel? Hey na, alles gut bei dir?", Jessica klang freudig, aber auch leicht gestresst.
"J... Ja...", zögerte ich.
"Das klingt aber nicht überzeugend.", lachte Jessica leicht.
"Bist du nicht sauer?", fragte ich bedrückt, stand auf und lief langsam durch mein Wohnzimmer.
"Warum sollte ich sauer sein?"
"Weil ich nicht für dich arbeiten möchte.", antwortete ich kleinlaut.
"Ach... Da bin ich dir doch nicht böse, Liebes.", Steven kam zurück ins Wohnzimmer, ich stellte den Lautsprecher an. "Solange ihr mir nicht gleich sauer seid."
"Grüße, Jess. Ich hab's auch mal zu meinem Telefon geschafft.", sagte Steven. Er stand vor mir und küsste sanft meine Stirn.
"Na Pachirisu, bei dir auch alles gut?", Jessica und ich begannen bei ihrer Aussage lautstark zu lachen.
"Vielen Dank auch, Misty...", verdrehte Steven die Augen und sah mich gespielt beleidigt an, noch immer hatte ich mich nicht beruhigt und lachte. "Also gleich bin ich dir wirklich sauer.", sagte er in das Telefon und rollte erheitert seine Augen.
"Spaß bei Seite, ihr könnt mir am Samstag nicht zufällig beim Packen helfen? In Berlin gab es einen kleinen Zwischenfall und ich muss schon eher umziehen."
"Nur packen oder auch fahren?", frage ich. Steven sah mich lachend an, ich verdrehte meine Augen und streckte meine Zunge heraus. Er fand es anscheinend ziemlich amüsant, dass gerade die Person, die wenig bis ungern fährt, diese Frage stellt.
"Fahren wäre an sich auch nicht schlecht, aber ich weiß nicht, ob wir das alles am Samstag schaffen.", ein lauter Atemzug war durch das Telefon zu hören.
"Ich habe folgenden Vorschlag, Samstag packen und Sonntag fahren.", sagte Steven.
"Wenn das für euch in Ordnung wäre, Tim hatte das vorhin auch schon vorgeschlagen. Ich hoffe nur, dass die Parkplätze reichen.", lachte Jessica leicht.
"Na, da wäre das doch anscheinend schon in Sack in Tüten.", Steven sah mich siegessicher an. Er setzte sich wieder auf das Sofa und griff zu dem vorletzten Stück, das sich noch in dem Pizzakarton befand.
"Klärt mal untereinander ab, was ihr essen wollt. Dann mache ich was fertig oder wir bestellen, geht natürlich auf meine Rechnung. Ihr könnt ja auch bei mir schlafen, Fabeck/Weitkamp haben sich schon ein Zimmer im Hotel Winkler reserviert."
"Hast du denn dann überhaupt noch Platz?", fragte ich nachdenklich.
"Ach stimmt, du warst ja noch gar nicht bei mir. Aber ja, den Platz habe ich.", sagte sie zuversichtlich. "Ähm, Lukas ruft gerade an. Wir müssen da noch ein bisschen planen, ich danke euch jetzt schon. Uhrzeit machen wir noch aus, bis Samstag."
"Bis Samstag.", sagten wir zum Abschied.

Mein Blick schweifte zu Steven und ich legte sein Handy wieder auf den Tisch. Wieder huschte mir ein Lachen über das Gesicht. "Untersteh dich.", lachte er. "Was denn? Bekommt dir die Pizza nicht, Pachirisu.", lachte ich, eines der Sofakissen traf mich am Kopf und lachend taumelte ich zwei Schritte nach hinten. "Weiber.", sagte Steven, in der Hoffnung, das Thema zu beenden.

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt