Gedankenwelt

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Marcus' Sicht:
Ich lag jetzt seit geschlagenen 4 Stunden wach in meinem Bett und konnte nicht schlafen. Mir ging einfach nicht aus dem Kopf, was heute passiert war. Aber jedes Mal wenn ich meinen Arm etwas bewegte merkte ich es. Dieser verdammte Schmerz, der nicht weggehen wollte. Die Szene lief in Dauerschleife vor meinen Augen ab. Ich machte die Augen zu und versuchte an etwas anderes zu denken, aber es ging nicht. Die verdammte Szene wollte nicht aus meinem Kopf. Die Tür meines Zimmers ging auf und ich schreckte hoch. Es war Martinus, welcher ruhig auf mich zu kam.
Martinus: Hey, ich bin's nur.
Marcus: Was machst du hier?
Fragte ich ihn überrascht.
Martinus: Ich wollte nach dir sehen. Mama hat gesagt dir ging es richtig schlecht.
Er kam mit seiner Hand leicht gegen meinen Arm, was mich zusammenzucken ließ.
Martinus: So schlimm?
Marcus: Nein, sie haben es genäht.
Martinus: Okay, jetzt mal Klartext. Was genau wollten die? Warum hast du dich mit denen geprügelt. So bist du doch sonst nicht und vor allem kannst du normalerweise abschätzen ob du gegen eine Person ankommst oder nicht.
Marcus: Es war eine Kurzschlussreaktion. Sie haben Maxton gedroht.
Martinus: Maxton kann sich aber auch gut selber verteidigen.
Marcus: Was soll das hier werden?
Martinus: Tut mir leid.
Er verließ das Zimmer und ließ mich wieder alleine. Allein in dieser verdammten Dunkelheit. Allein in diesem verdammten Zimmer. Allein in dieser verdammten Gedankenwelt. Wieso konnte ich nicht entkommen? Raus aus dieser Gedankenwelt. Es war so, als wäre ich dort gefangen. So wie heute in der Schule, als die anderen aus der Parallelklasse Maxton drohten. Ich war nicht in der Realität und bekam nicht mit, was ich redete und kurz darauf fing ich an mich mit den anderen 5 Jungs zu prügeln. Natürlich hatte ich keine Chance, aber ich konnte schlecht einfach aufgeben. Maxton kam am Ende zu mir. Er strich mit der Hand über meinen Arm. Da war er, dieser stechende Schmerz. Maxton sah mich besorgt an und meinte ich müsse ins Krankenhaus. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch nicht in der Realität. Alles fühlte sich taub und gefühllos an, nur dumpf nahm ich den stechenden Schmerz und das Pochen in meinem Arm wahr. Maxton brachte mich ins Krankenhaus, in dem mein Arm genäht wurde. Ich kann nicht mal sagen, wie genau dieser Schnitt entstanden ist. Zu sehr war ich in meiner eigenen Welt gefangen. So wie jetzt. Ich bekam wieder nicht mit, wie jemand in mein Zimmer kam und sich zu mir setzte. Erst als die Person mich schüttelte bemerkte ich sie. Es war Maxton.
Maxton: Du musst langsam anfangen in der Realität zu leben.
Marcus: Ich weiß.
Seufzte ich. Das wusste ich schon lange, aber ich fühlte mich in der Realität nicht wohl. Zu viele Menschen, zu viele Dinge auf die man sich konzentrieren musste. Ich spürte wie Maxton mich küsste und erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich schon wieder in meiner Welt war. Oft waren es Maxton seine Lippen, welche mich zurück in die Gegenwart holten. Ich erwiderte den Kuss.
Maxton: Ich hab mit deiner Mutter gesprochen, wir haben vielleicht eine Therapie gefunden, die dir hilft nicht immer in deiner eigenen Welt zu verschwinden.
Ich nickte nur. Was sollte ich dazu auch sagen? Ich hatte dabei sowieso kein Mitspracherecht. Aber vielleicht hatten Maxton und Mum auch recht und die Therapie würde mir helfen. Maxton legte sich zu mir ins Bett und zog mich in seine Arme.
Maxton: Du weißt, dass ich dich liebe oder?
Ich nickte.
Marcus: Ich liebe dich auch.
Ein paar Tage später hatte ich die erste Therapiestunde. Ich war etwas missmutig am Anfang, aber umso öfter ich zur Therapie ging umso mehr nahm ich war, wie sie mir auch half. Immer seltener verlor ich mich in meiner eigenen Welt und immer mehr nahm ich von der Realität war. Maxton half mir unglaublich viel dabei und ich war froh ihn als Freund zu haben. Manchmal vermisste ich meine eigene Welt und die Ruhe dort, dann schlich ich mich in den Wald, wo Maxton mich nicht fand. Dort versank ich dann wieder in meiner Welt. Ich erzählte meiner Therapeutin davon und sie verstand es. Sie sagte es sei okay, solange es sich in Grenzen hielt. Vielleicht war die Trennung meiner Eltern damals schuld, dass ich diese eigenen Welt aufbaute, vielleicht aber auch die anderen Kinder, die immer gemein zu mir waren oder vielleicht war ich auch einfach komisch. Ich war froh dass Mum und Maxton mich unterstützten und nicht so waren, wie Martinus. Dieser hatte die Hoffnung längst aufgegeben.
Maxton: Marcus?
Marcus: Hm?
Wir saßen im Wohnzimmer und er musterte mich aufmerksam.
Maxton: Worüber denkst du nach?
Marcus: Hm, keine Ahnung, über alles?
Maxton lachte und sagte daraufhin: „Du bist manchmal wirklich komisch, aber genau dafür liebe ich dich." Ich lächelte ihn an und legte mich in seinen Arm. Da schlief ich dann langsam ein.

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