Zugfahrt

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Marcus' Sicht:
Ich saß im Zug und hoffte, dass ich niemanden aus meiner Klasse treffen würde. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Doch dann sah ich ihn: den Jungen, der nie nett zu mir war. Ich hoffte, dass er mich nicht bemerken würde, aber er sah mich und kam mit einem Grinsen auf mich zu.

„Hey, Marcus! Lange nicht gesehen. Wie geht's dir denn so?", fragte er mich und ich spürte, wie ich rot wurde.

„Ähm, mir geht's gut. Und dir?", antwortete ich und versuchte, cool zu bleiben.

„Mir geht's super. Du weißt ja, ich bin immer gut drauf.", sagte er und lachte laut.

Ich wusste, dass er nur mit mir redete, um mich vor den anderen Leuten bloßzustellen. Und dann sagte er es: „Wisst ihr, was ich gehört habe? Marcus ist schwul!"

Ich konnte spüren, wie alle Augen auf mich gerichtet waren. Ich fühlte mich so unwohl und wollte am liebsten im Boden versinken.

Aber dann passierte etwas Seltsames. Ich hatte das Gefühl mich wehren zu müssen und fing an, mich zu wehren. Ich fragte ihn, warum er immer so gemein zu mir war. Und dann erzählte er mir die Wahrheit.

„Du erinnerst mich an mich selbst.", sagte er. „Ich war früher auch so unsicher und wusste nicht, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte. Deshalb war ich immer so gemein zu dir. Aber ich habe mich geändert. Ich will nicht mehr so sein."Ich war überrascht, dass er so ehrlich zu mir war. Wir redeten noch eine Weile und ich merkte, dass wir mehr gemeinsam hatten, als ich gedacht hatte. Wir hatten beide unsere Probleme und unsere Unsicherheiten.

Am Ende des Gesprächs sagte er: „Ich weiß, dass ich mich in der Vergangenheit nicht gut verhalten habe. Aber ich will es wieder gut machen. Lass uns Freunde sein."

Ich war überrascht, aber auch erleichtert. Ich hatte nicht erwartet, dass er so nett zu mir sein würde. Aber ich war auch froh, dass wir uns ausgesprochen hatten.

„Ja, ich denke, das wäre gut.", sagte ich und lächelte. Er lächelte mich auch an und ich merkte, wie ich rot wurde. Deshalb schaute ich schnell aus dem Fenster.

Wir mussten an der gleichen Haltestelle aussteigen und hatten auch fast den gleichen Weg nach Hause. Er wohnte nur eine Straße weiter als ich. Deswegen liefen wir zusammen und redeten etwas.

Seine Hand streifte mehrmals meine und irgendwann nahm er meine Hand einfach. Ich merkte, wie ich total rot anlief und er lachte. „Du bist süß, wenn du rot wirst.", sagte er lachend zu mir.

Als wir bei mir vor dem Haus standen zog er mich in eine Umarmung. „Bis morgen.", sagte er leise und gab mir einen Kuss. Ich erwiderte den Kuss und sagte dann: „Bis morgen."

Ich wusste nicht, was das zwischen ihm und mir ist, aber es fühlt sich gut an und ich bin gerade extrem gut drauf, weshalb es nicht falsch sein kann. Klar hatten wir uns vorher erst angefreundet, aber ich mochte ihn ja schon davor.

Keine Woche später waren wir zusammen und ich war froh, dass er mich im Zug angesprochen hatte.

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