Leos Sicht:
Ich saß mit meinem Smartphone in der Hand in meinem Zimmer und wählte die Nummer meines älteren Bruders, Chris. Da er für sein Studium weit weggezogen war, war unser wöchentlicher Anruf zu einem festen Ritual geworden.Chris nahm nach ein paar Mal klingeln ab und wir begrüßten uns herzlich. Zuerst sprachen wir über seine Universität und wie sein Studium verlief. Dann wechselten wir das Thema.
„Ich habe doch die Schule gewechselt und bin jetzt in der 11. Klasse", erzählte ich aufgeregt. „Es ist anfangs etwas ungewohnt, aber ich denke, es wird gut werden."
Chris lächelte durch das Display. „Das ist großartig, Leo. Neue Schule, neue Chancen. Und wie sind deine neuen Klassenkameraden?"
Ich zögerte einen Moment, bevor ich über Marcus sprach. „Nun ja, es gibt da jemanden, den ich dir vorstellen möchte. Sein Name ist Marcus und er ist inzwischen schon mein bester Freund."
Chris schien interessiert. „Marcus, huh? Erzähl mir mehr über ihn."
Da begann ich, von Marcus zu erzählen. Von seiner Persönlichkeit, seiner Herzlichkeit und wie er immer für mich da war. Aber ich erzählte ihm nicht alles. Die geheimen Gefühle, die ich für Marcus hatte, behielt ich für mich. Es war ein kompliziertes Thema, das ich noch nicht bereit war, mit meinem Bruder zu teilen.
Chris hörte geduldig zu und lächelte. „Es klingt so, als hättest du einen besonderen Freund
gefunden, Leo. Ich hoffe, du hast eine tolle Zeit an deiner neuen Schule und mit Marcus."Ich nickte und spürte die Unterstützung meines Bruders, auch wenn er die tiefsten Geheimnisse meines Herzens nicht kannte. Es war eine angenehme Unterhaltung, die mir half, mich in meinem neuen Umfeld wohlzufühlen.
An einem gemütlichen Wochenendeabend lag Marcus bei mir in meinem Bett und wir unterhielten uns über verschiedene Dinge. Plötzlich öffnete sich die Tür und mein Bruder Chris betrat das Zimmer. Ich konnte vor Aufregung kaum stillhalten und rief: „Chris! Was machst du denn hier? Das ist Marcus."
Chris lächelte herzlich und trat näher, um Marcus besser kennenzulernen. Er sagte: „Schön, dich zu treffen, Marcus. Leo hat schon so viel Gutes über dich erzählt."
Ich war erleichtert, dass die beiden sich freundlich begrüßten. Chris setzte sich auf mein Bett, und wir begannen, uns alle miteinander zu unterhalten. Es war ein besonderer Moment, da ich meinen besten Freund und meinen Bruder, die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben, hier hatte. Es fühlte sich an, als würde meine Welt ein Stückchen enger und noch wärmer werden.
Marcs schlief irgendwann ein. Ich schlief schließlich auch ein, wurde jedoch wieder geweckt, als ich bemerkte, dass Marcus zusammenzuckte, als ich mich versehentlich auf seinen Arm legte. Verwirrt und besorgt schob ich seinen Ärmel hoch und entdeckte einige Narben. Es waren nicht viele, aber sie waren da. Es war offensichtlich, dass Marcus sie vor mir verstecken wollte.
Vorsichtig stand ich auf und verließ das Zimmer, um zu meinem Bruder Chris zu gehen. Als ich ihn erreichte, erklärte ich leise: „Chris, ich habe gerade Narben an Marcus' Arm gesehen. Ich glaube, er hat sie mir absichtlich verheimlicht. Ich mache mir Sorgen um ihn."
Chris' Miene wurde ernst, und er antwortete: „Du solltest mit ihm darüber sprechen und herausfinden, was passiert ist. Vielleicht braucht er Hilfe oder jemanden, dem er sich anvertrauen kann."
Ich nickte und fühlte mich entschlossen, für Marcus da zu sein und ihm zu helfen, wie er es verdiente. Die geheimnisvollen Narben waren ein Beweis dafür, dass mein bester Freund mit mehr Problemen zu kämpfen hatte, als er zugeben wollte. Als ich das Zimmer betrat, sah ich, dass Marcus bereits wach war, und er schaute mich verängstigt an. Er wusste, dass ich die Narben an seinem Arm gesehen hatte, und die Stille zwischen uns war drückend.
Ich setzte mich neben ihn und legte sanft meine Hand auf seine Schulter. „Marcus, du musst wissen, dass du mir alles anvertrauen kannst. Was ist mit diesen Narben passiert?"
Marcus schluckte schwer und senkte den Blick. „Es ist... es ist kompliziert, Leo. Es ist etwas aus meiner Vergangenheit, über das ich nicht gerne spreche."
Ich seufzte und sagte leise: „Marcus, ich mache mir Sorgen um dich. Du brauchst nicht alleine damit fertig zu werden. Ich bin hier für dich, egal was passiert ist."
Sein Blick hob sich, und er schenkte mir ein dankbares Lächeln. „Danke, Leo. Ich werde dir alles erzählen, versprochen. Es ist nur... es ist schwer."
Ich nickte und umarmte ihn fest. Unsere Freundschaft war stärker als alles, was zwischen uns stand, und ich war entschlossen, Marcus in dieser schwierigen Zeit beizustehen. Marcus seufzte tief und begann schließlich zu erzählen. „An meiner alten Schule wurde ich gemobbt. Sie haben herausgefunden, dass ich schwul bin, und das hat die Dinge nur noch schlimmer gemacht. Sie machten mir mein Leben zur Hölle. Ich konnte niemandem davon erzählen, nicht mal meiner Mutter."
Ich hörte aufmerksam zu und spürte, wie schwer es Marcus fiel, all das auszusprechen. „Das tut mir so leid, Marcus. Du musstest wirklich durch die Hölle gehen. Aber du bist hier sicher, und du musst nie wieder alleine damit klarkommen. Du hast Freunde, die zu dir stehen, egal wer du bist."
Marcus lächelte leicht und drückte meine Hand. „Danke, Leo. Ich bin froh, dass ich dich habe."
Ich wusste, dass wir gemeinsam stark genug sein würden, um die Herausforderungen zu bewältigen, die vor uns lagen. Unsere Freundschaft war ein Anker in stürmischen Zeiten, und ich würde immer für Marcus da sein, egal was passierte.
In den nächsten Tagen durchstöberte ich die Videos auf Marcus' Handy und stieß auf eine bemerkenswerte Veränderung. Die älteren Aufnahmen zeigten, wie schwer es ihm in der Vergangenheit gefallen war, und ich konnte förmlich spüren, wie viel Schmerz er durchgemacht hatte. Doch dann fand ich ein Video, in dem Marcus und ich durch den Regen rannten. Er lachte, wirkte extrem glücklich und unbeschwert.
Ich lächelte, als ich den Kontrast zwischen den beiden Videos sah. Es war ermutigend zu wissen, dass Marcus in meiner Nähe so viel Freude und Glück empfinden konnte. Unserer Freundschaft schien ihm Trost und Zuversicht zu geben, und ich war entschlossen, diese Momente des Glücks und der Unbeschwertheit weiter zu teilen. Marcus hatte es verdient, glücklich zu sein, und ich würde alles tun, um sicherzustellen, dass er es war.
Marcus fragte mich lachend, was los ist. Mit einem Lächeln im Gesicht sah ich Marcus an und meinte: „Es ist nichts, Marcus, nur... Ich hab dich echt lieb, weißt du?"
Ich hatte es spontan gesagt, ohne darüber nachzudenken, und als mir bewusst wurde, was ich gerade gesagt hatte, wurde ich rot vor Verlegenheit. Doch Marcus lachte sanft und rückte näher, um mich zu küssen.
Sein Kuss war warm und zärtlich, und ich spürte, wie sich all die Sorgen und Unsicherheiten in diesem Moment auflösten. Unsere Freundschaft hatte sich zu etwas Besonderem entwickelt, und ich war glücklich zu wissen, dass Marcus meine Gefühle erwiderte.
Die Geschichte ist etwas länger als die anderen. Es ist sozusagen meine Entschuldigung dafür, dass es mal wieder so lange gedauert hat.
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Kurzgeschichten
FanfictionIch werde hier ein paar Kurzgeschichten veröffentlichen, damit ihr nicht immer ewig warten müsst bis ein neues Buch kommt. Aber wahrscheinlich werden hier auch nicht regelmäßig Kurzgeschichten kommen