Kurzgeschichten

Geheim

Ich stand mit meiner Cousine Olive in einer der Straßen des Dorfes. Auf dem Garagendach in der Nähe saßen ein paar Jugendliche. Ein blonder Junge kam dazu und setzte sich neben die anderen. „Irgendwie sehen die alle so komisch aus, als würden sie den ganzen Tag kiffen.", meinte Olive, womit ich ihr auch zustimmen musste. „Ja, aber siehst du den blonden Jungen, der gerade dazu gekommen ist? Der ist nicht so. Er heißt Marcus. Ist der kleine Bruder von einem der Jungs da." 

Marcus saß neben den anderen und einer der Jungs blieb an Marcus seinem Ärmel hängen, wobei er ihn hochzog. Verwirrt sah dieser Marcus an und fragte: „Was hast du da?" „Gar nichts.", gab Marcus als Antwort und stand auf. Er lief in unsere Richtung und sein Bruder lief ihm nach.

Als sein Bruder ihn eingeholt hatte hielt er Marcus fest. „Lass mich los!", schrie Marcus seinen Bruder an und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Allerdings schien sein Bruder keine Anstalten ihn loszulassen. „Lass ihn los.", meinte ich jetzt. „Zeig mir, was du am Arm hast.",sagte der große Bruder. „Lass mich endlich los!!!!!!", schrie Marcus.

Sein Bruder schob den Ärmel jetzt hoch und sah, dass Marcus ein Herz auf den Arm gemalt hatte, in dem Leo stand. Ich erkannte die Schrift. Es war Leos Handschrift. „Willst du mich verarschen? Bist du bescheuert? Was soll der Scheiß?", schrie der Bruder von Marcus.

Ein Polizeiauto kam angefahren und der Vater der beiden stieg aus. Er sah, dass die beiden sich stritten. „Steigt ins Auto!", sagte der Vater. Der ältere der Brüder stieg ohne Widerworte ein. Marcus blieb verängstigt stehen und zog seinen Ärmel wieder runter. Ich sah wie er etwas schwankte und konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er auf den Boden fiel.

Er war bewusstlos. „Was ist los?", fragte sein Dad mich. „Er ist umgekippt und ist bewusstlos."

Sein Dad orderte einen Krankenwagen und kniete sich zu mir und Marcus. Als Marcus sein Vater kurz zum Auto ging sagte ich zu Olive: „Renn zu dem  gelben Haus unten an der Straße. Sag Leo er soll sofort rauskommen." Sie nickte und rannte los. Ich sah, wie Leo die Tür öffnete und als Olive ihm sagte, er solle kommen, rannte er mit ihr zu uns.

„Lenkt ihn ab.", flüsterte Leo mir und Olive zu und sah dabei zu Marcus seinem Vater. Wir nickten und Olive verwickelte ihn in ein Gespräch. Leo strich Marcus die Haare aus dem Gesicht und küsste ihn. Langsam bewegte Marcus sich wieder und nach kurzem war er wieder bei Bewusstsein. Er lag bei Leo im Arm und vergrub sein Gesicht in Leos Pulli.

Der Krankenwagen kam und sie untersuchten Marcus nochmal. Sie meinten es sei alles okay. „Was ist jetzt zwischen euch passiert?", fragte der Vater an Marcus gerichtet. „Er war sauer auf mich.", flüsterte Marcus. „Und warum? Kannst du mir mal erzählen was passiert ist, ohne dass ich immer nachfragen muss?!", wurde sein Vater ungeduldig. „Er war sauer, weil er gesehen hat, dass ich ein Herz auf meinem Arm habe. Außerdem will er nicht, dass ich mit Leo zusammen bin und ist deswegen jetzt total sauer!", wurde jetzt auch Marcus wütend. „Ihr seid zusammen?", fragte sein Dad überrascht. „Ja und jetzt? Hast du auch ein Problem damit?" „Nein, ich habe kein Problem damit und ich rede mit deinem Bruder.", versuchte sein Vater ihn zu beruhigen. „Danke.", gab Marcus leise als Antwort und drückte sich noch enger an Leo welcher ihm einen sanften Kuss gab.