Wieso hierher?

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Leos Sicht: Ich lief mit meiner Mutter durch die Straßen. "Wieso mussten wir hierher ziehen?", fragte ich sie frustriert. "Leo komm schon. Hier ist es schön, außerdem bin ich hier aufgewachsen und das Haus wird dir gefallen.", versuchte sie mich zu trösten. "Wieso hast du überhaupt einen neuen Freund? Wir sind doch auch super alleine klar gekommen." "Er ist ein alter Schulfreund und ich mag ihn eben sehr. Sei doch froh, dass ich endlich mal wieder jemanden gefunden habe. Kannst du dich nicht einfach für mich freuen?", fragte jetzt sie frustriert. Bevor ich darauf antworten konnte, zog ein blonder Junge meine Aufmerksamkeit auf sich. Er fuhr mit seinem Waveboard die Straße hoch und runter und telefonierte dabei. Er war ungefähr in meinen Alter. Eine Tür öffnete sich und ein Mann trat raus. "Marcus kommst du bitte rein?", rief er dem Jungen zu. "Ich bleib draußen!", schrie dieser zurück. Ein Junge welcher dem ersten ziemlich ähnlich sah kam raus. "Dad lass ihn lieber. Sonst bekommen wir seine Aggressionsprobleme ab.", sagte dieser zum Mann. Die Tür schloss sich wieder. Ich hörte ein paar Teile des Telefonats. Es ging glaub ich darum, dass Marcus von seiner Mutter angezeigt wurde. "Sie hat mich ja nur angezeigt, weil Tim gesagt hat er macht es nicht und sie meinte, ich solle endlich die Konsequenzen tragen für mein Handeln.", hörte ich Marcus zu der Person am Telefon sagen. "Noah! Er hat dich fast umgebracht! Glaubst du wirklich ich mach gar nichts?" Der Junge mit dem er also telefonierte hieß in dem Fall Noah. "Ich kann hoffen, dass sie mir glauben, dass ich nichts mit dem Unfall zu tun habe. Würde mich nicht wundern, wenn sie jetzt sagen, ich hätte dafür gesorgt, dass sie stirbt.", sagte Marcus zu Noah. "Willst du mich verarschen? Ich weiß, dass ich meine Familie wirklich nicht mag. Aber ich habe meine Gründe! Mein Vater wünscht sich, dass ich endlich ausziehe, mein Bruder tut alles um mich vor anderen schlecht darzustellen und meine Mutter hat mich angezeigt!", sagte Marcus wütend. Ein Polizeiauto kam angefahren und hielt vor dem Haus, aus dem vorher der Mann gerufen hatte. Die Polizei klingelte dort und der Mann zeigte in Marcus seine Richtung. Marcus schien aufzulegen und sprach kurz mit einem der Polizisten. Marcus nickte und der Polizist hielt ihn an seinem Arm fest. Man sah in Marcus seinem Gesicht, dass ihm etwas weh tat. "Weiter oben. Bitte!", hörte ich Marcus sagen. Der Polizist schob seine Hand etwas höher und zog dabei den Pulliärmel mit nach oben. Er sah Marcus seinem Arm an. Marcus sah den Polizisten geschockt an und wand sich aus dessen Griff. Ich sah wie Marcus ein paar Schritte rückwärts lief und den Polizisten verängstigt ansah.  Seine Augen waren weit aufgerissen und man sah ihm die Panik an. Außerdem begann er zu zitter. "Er hat eine Panikattacke.", flüsterte ich meiner Mutter zu. Ich rannte zu ihm und hielt ihn fest. Da ich selbst öfter unter Panikattacken litt, hatte ich Angstlöser für so etwas dabei. Ich gab Marcus eine davon und merkte wie er langsam ruhiger wurde. Bevor er hinfiel, hielt ich ihn im Arm und setzte mich mit ihm auf die Straße. Sein Kopf lag auf meiner Brust. "Ich hab ihr nichts getan. Es war nicht meine Schuld.", flüsterte Marcus so leise, dass ich es kaum verstand. Der Polizist sah mich an. "Was hat er gesagt?", fragte mich der Polizist. "Dass er ihr nichts getan hat und es nicht seine Schuld war." Ich hörte wie nun auch der andere Polizist aus dem Auto kam und die beiden sprachen. "Ich glaube nicht, dass er was mit dem Tod seiner Mutter zu tun hat.", sagte einer der beiden. "Willst du mit einem der Polizisten drüber reden?", fragte ich Marcus. Er nickte leicht. "Soll ich dir beim Aufstehen helfen?" Wieder nickte er. Ich half ihm beim Aufstehen und lief mit ihm zu den beiden Polizisten. "Er möchte mit einem von Ihnen reden.", informierte ich die beiden. Der eine nickte und meinte, dass sie im Auto reden können. Er stütze Marcus und half ihm beim Eisteigen.

Marcus' Sicht: Ich saß in dem Auto und war total fertig. Keine Ahnung wer der Junge war, aber er hatte mir gerade extrem geholfen. "Also dann, erzähl mal.", wurde ich aufgefordert zu reden. "Ich hab mit dem Unfall nichts zu tun. Ich weiß nicht genau wie er passieren konnte. Es kann sein dass es an den Bremsen lag. Ich hatte meiner Mutter gesagt, sie solle die Bremsen anschauen lassen, da sie sich komisch anhören. Kurz danach ist der Unfall passiert. Ja, ich war sauer auf sie, aber sie ist meine Mutter. Niemals hätte ich ihr so etwas angetan. Sie hat die Anzeige gegen mich ja nicht zum Spaß gemacht. Natürlich weiß ich, dass es nicht okay war Tim so zu schlagen.", fing ich an alles zu erzählen. "Tim war schwerverletzt, nachdem du ihn geschlagen hast. Warum hast du das gemacht? Deine Familie sagt, dass Aggressionsprobleme bei dir bekannt waren, aber nicht in diesem Ausmaß.", bekam ich als Antwort. "Tim hat einen ziemlich guten Freund von mir so zusammengeschlagen, dass er immer noch im Krankenhaus liegt. Er meinte, Noah hätte es so verdient, weil er schwul ist.", erklärte ich und sah auf den Boden. "Wieso hat Noah Tim dann nicht angezeigt?" "Keine Ahnung, aber Tim hat mich ja auch nicht angezeigt." "Wenn ihr Tim anzeigt, könnte es sein, dass die Anzeige gegen dich fallengelassen wird. Allerdings würde ich sagen, dass Tim es in diesem Fall zurückziehen wird. Also wäre es gut, wenn du ihn auch anzeigst." Ich nickte nur. "Das mit meinem Arm...bitte, können sie meinem Vater nichts sagen?", fragte ich leise. "Eigentlich muss es ihm sagen. Das könnte schlecht ausgehen, wenn du so weiter machst. Wieso tust du dir das an?" "Mobbing in der Schule.", brachte ich leise raus. "Wegen was?", wurde ich sofort gefragt. "Weil...ich...Weil ich schwul bin.", gab ich als Antwort. "Von Tim?", fragte mich der Polizist. "Hauptsächlich. Aber auch andere. Tim ist aber der einzige der handgreiflich wird.", erzählte ich. "Weißt du, ich würde gerne mit deine Vater darüber reden. Er wird dich unterstützen und du solltest Tim wirklich anzeigen." "Okay.", flüsterte ich nur noch. Ich stieg aus und sah wie der Polizist zur Haustür lief. Der Junge stand immer noch in der Nähe des Autos. Ich ging zu ihm. "Danke, dass du mir geholfen hast.", bedankte ich mich bei ihm. Er lächelte. "Kein Problem. Ich bin übrigens Leo." "Schön dich kennenzulernen.", lächelte ich jetzt auch. In den nächsten Wochen freundeten Leo und ich uns schnell an. Er wurde zu einem meiner besten Freunde. Es war schön endlich jemanden zu haben, der mich unterstützte. Leo gab mir Tipps, wie ich meine Aggressionsprobleme in den Griff kriegen konnte. Seine Tipps halfen und tatsächlich ließ Tim die Anzeige fallen. Nachdem mein Vater mit der Schule gesprochen hatte, wurde Tim der Schule verwiesen. Noah erholte sich gut und verstand sich mit Leo genauso gut, wie ich es tat. Somit wurden wir drei unzertrennliche Freunde.

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