Internat Marcus und Leo

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Marcus' Perspektive:
Ich saß in meinem Zimmer auf dem Internat. Da es in einem Internat war, musste ich es mir natürlich teilen. Zum Glück kamen Leo und ich aber super zusammen klar. Wir verstanden uns blendend. Er kam gerade ins Zimmer und sah irgendwie bedrückt aus. „Alles okay?", fragte ich nach. Leo nickte nur und versuchte zu lächeln. „Sag schon, was ist los?", versuchte ich es erneut. „Ich habe Bauchschmerzen.", wisperte er. „Willst du ins Krankenzimmer oder so? Soll ich dir was holen?", wollte ich ihm helfen. „Nein, geht schon. Das bringt sowieso nichts." „Wieso hast du denn Bauchschmerzen?" „Keine Ahnung? Ich bin einfach angeschlagen. Ist doch auch egal.", flüsterte er und legte sich ins Bett. Ich stand auf und setzte mich zu ihm. „Leo, erzähl mir was los ist. Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin.", erklärte ich ihm nochmal. „Ich...also ähm... ich habe dir da etwas nicht erzählt. Ähm...Ich...Ich bin trans.", brachte er raus bevor er an die Wand starrte. „Also bist du biologisch gesehen ein Mädchen?", fragte ich vorsichtig, da ich nichts falsches sagen wollte, um ihn noch mehr zu verunsichern. Leo nickte. „Ich habe meine Tage bekommen und deswegen Bauchschmerzen.", wisperte er. „Kann ich was für dich tun?", fragte ich. „Keine Ahnung. Einfach reden.", sagte Leo und schaute mich wieder an. Nun legte ich mich auch hin und sah genau wie Leo an die Decke. „Darf ich dir ein paar Fragen zu dem Thema stellen? Du sagst einfach wenn es zu persönlich wird." „Klar, frag ruhig." „Nimmst du Testosteron? Ich mein deine Stimme ist ja definitiv tiefer als die der Mädchen." „Ja ich nehm schon welches, aber noch nicht ganz so lange." „Bekommst du deswegen noch deine Tage? Weil du es noch nicht so lange nimmst?" „Ja, es dauert eine Weile bis ich sie nicht mehr bekomme.", antwortete er. „Trägst du einen Binder? Und sind die Dinger nicht total unbequem?" „Ja manchmal trage ich einen, aber nicht immer. Man sollte ihn auch nicht länger als acht Stunden tragen. Wirklich bequem ist das jetzt nicht. Es drückt ja die Brust weg und keine Ahnung wie ich das erklären soll, es ist irgendwie ein bisschen so unbequem wie eben ein Dirndl unbequem ist.", versuchte er es mir zu erklären. „Okay, Ich glaub ich weiß was du meinst. Hast du vor, Operationen später zu machen?"
„Ja, aber nur die Brustoperation." Ich nickte, um zu zeigen dass ich zuhörte. Leo nahm sein Handy und scrollte durch TikTok. Ich saß neben ihm und schaute mit rein, war mit meinen Gedanken aber ganz woanders. „Sag mal Leo?", fragte ich. „Ja?", antwortete er und dreht sich zu mir. „Ich bin verwirrt und ich will nichts falsches sagen, aber..." Leo lachte. „Frag ruhig." „Du bist ein Junge richtig?" Er nickte. „Stehst du dann jetzt auf Jungs oder auf Mädchen?" Leo lächelte. „Ich stehe auf Jungs. Ich bin also schwul.", erklärte er. „Warum fragst du?", wollte er nun wissen. „Ich...nur so." „Und du? Jungs oder Mädchen?", fragte er mich. „Ich weiß nicht richtig, aber ich glaube Jungs." „Gibt es denn einen Jungen den du magst?" Ich nickte. Hoffentlich fragt er jetzt nicht nach dem Name. Dachte ich innerlich. „Wovor hast du Angst?", fragte er und sah mich fragend an. „Was?", antwortete ich verwirrt. „Du hast doch vor irgendwas Angst." „Ich mag ihn wirklich gern, aber wie soll ich ihm das denn zeigen? Und was wenn er mich auch mag und mich küssen will?", bekam ich Panik. „Dann küsst du ihn zurück?", lachte Leo leicht. „Aber ich weiß nicht wie man jemanden küsst!" „Das ist doch total egal. Das lernst du doch dann und sowieso,dass geht von selbst. Wenn die Situation kommt, wirst du es können.", versuchte er mir zu erklären. Da ich nichts mehr hatte um darauf zu antworten, blieb ich ruhig. Leo widmete sich wieder seinem Handy und hatte seinen rechten Arm um mich gelegt, während ich mit in sein Handy schaute. Er bemerkte meinen Blick, wie ich ihn ansah, aber er tat nichts. Naja, das war vielleicht auch ganz gut so und außerdem hatte er immer noch Bauchschmerzen. Leo flüsterte: „Ich muss ins Bad." Er nahm seinen Arm von mir weg und stand auf. Sein Pulli war ihm zu groß und er trug nur seine Boxershorts dazu. Halt so wie ich. Schließlich lagen wir eh die ganze Zeit in unserem Zimmer. Der Pulli ging ihm bis zur Mitte seiner Oberschenkel. Hatte er den extra so groß gekauft oder hatte er den von jemanden bekommen? Nach ein paar Minuten kam Leo wieder. Er sah wirklich fertig aus. „Willst du nicht eine Schmerztablette nehmen?", machte ich einen Vorschlag. „So schlimm ist es noch nicht.", antwortete er und legte sich wieder ins Bett. Seinen Arm legte er genau gleich wie vorher hin. „Hast du den Pulli eigentlich extra so groß gekauft?", wurde ich jetzt schon neugierig. „Ja, in dem Pulli sieht man es nicht, wenn ich keinen Binder trage." „Trägst du gerade einen?" Leo schüttelte den Kopf. „Nein, zu anstrengend. Ich bin sowieso schon fertig." Nachdem wir eine Weile rumlagen stand Leo wieder auf und beschloss dieses Mal eine Schmerztablette zu nehmen. Während ich auf seinem Bett auf ihn wartete, fragte ich mich, wie sein Bett so viel bequemer sein konnte als meins. Leo kam wieder aus dem Bad und sah mich fragend an. „Worüber denkst du nach?", fragte er. „Dein Bett ist viel bequemer als meins. Das ist voll unfair.", jammerte ich, was Leo zum Lachen brachte. „Du liegst doch sowieso den ganzen Tag in meinem Bett.", lachte er immer noch. „Kann ich bei dir schlafen?", fragte ich und sah ihn mit großen Augen an. Leo nickte und legte sich zu mir. Es wurde langsam spät und deshalb beschlossen wir, zum Abendessen zu gehen. Leo zog sich eine dunkelgraue Jogginghose an und ich suchte mir eine hellgraue aus dem Schrank. Nach dem Essen, landeten wir natürlich wieder in Leos Bett. Er an seinem Handy auf TikTok und ich neben ihm. Er legte sein Handy nach einer Weile weg und drehte sich zu mir. „Du starrst.", flüsterte er und kam mir näher. „Sorry.", murmelte ich, doch im nächsten Moment zog Leo mein Gesicht näher zu seinem und küsste mich. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Als wir uns lösten sah ich ihn unsicher an. „Sag es doch endlich.", meinte Leo. „Ich mag dich. Und das wirklich gern. Vielleicht ein bisschen zu gern." Leo lächelte und küsste mich nochmal.

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