Ich war neu an der Schule und wurde von einem der Schüler herumgeführt. Vor dem Aufenthaltsraum blieben wir stehen. Es saß ein blonder Junge in dem Raum. Er starrte auf sein Handy, während er auf dem Sofa lag. "Das ist Marcus.", teilte mir Tim mit, welcher mir gerade alles gezeigt hatte. "Gehen wir auch rein, oder bleiben wir nur hier draußen stehen?", fragte ich Tim etwas verwirrt. Tim fing an zu lachen. "Weißt du, Marcus ist jemand, von dem du dich verhalten solltest.", bekam ich als Antwort. "Was hat er denn getan?" "Er hatte mit fast jedem Mädchen hier etwas und auch sonst hat er nicht gerade einen guten Ruf. Aber musst du ja selber wissen. Es sollte dir aber klar sein, dass dich hier alle verstoßen werden, wenn sie dich mit ihm sehen.", erklärte Tim mir. Das hörte sich ja nach einer tollen Schule an. Erinnerte mich an meine alte Schule. Da waren die Schüler genauso. Eigentlich echt traurig, wie sehr Jugendliche auf Gerüchte setzten. "Okay.", war alles was ich als Antwort gab. Tim ging daraufhin und ließ mich alleine stehen. Erst überlegte ich zu gehen, aber dann entschloss ich mich doch zu Marcus zu gehen. Ich öffnete die Tür und ging auf ihn zu. "Hey, kann ich mich zu dir setzten?", fragte ich ihn schüchtern. Er sah von seinem Handy auf und musterte mich verwirrt. Dann nickte er und machte etwas Platz. "Danke.", brachte ich leise raus. Er lächelte leicht. "Du bist neu hier oder?", lachte er etwas. Ich nickte. "Dann solltest du vielleicht wissen, dass du..." Ich unterbrach ihn. "Die anderen haben mich schon über dich informiert. Keine Sorge." Verblüfft sah er mich an. "Was machst du dann hier?" "Mir eine eigene Meinung.", erwiderte ich. "Kann ich dich etwas fragen?", fragte ich ihn. Er nickte nur. "Stimmt das mit den Mädchen?" Er schluckte und schüttelte den Kopf. "Ich hatte noch nicht mal meinen ersten Kuss. Ich kann dir nicht sagen, wie die Gerüchte entstanden sind.", gab er etwas traurig von sich. "Okay.", war meine einfache Antwort. "Du glaubst mir?", fragte er mich mit weit geöffneten Augen. Ich musste anfangen zu lachen. "Klar." Wir verbrachten die Pause zusammen. Nach dem Unterricht stellten wir fest, dass wir eigentlich fast nebeneinander wohnte, weshalb wir zusammen nach Hause liefen. Marcus fragte mich, ob ich Lust hätte mit zu ihm zu kommen. Da ich nichts Zu tun hatte, stimmte ich zu. Er schloss die Tür auf und seine Mutter begrüßte uns. Marcus sah ihr nicht wirklich ähnlich, aber ich merkte sofort, dass die Mutter großen Wert darauf legte freundlich mit anderen umzugehen. Sie nahm Marcus zur Begrüßung in den Arm und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. "Mum!", protestierte Marcus, was mich zum Lachen brachte. Nach dem Essen gingen wir in sein Zimmer. Dort hingen viele selbstgemalte Bilder. Wir saßen auf seinem Sofa und redeten, bis wir hörten, wie die Haustür auf und wieder zu ging. Marcus sah man sofort an, dass etwas nicht stimmte. Kurz darauf hörte man einen Mann schreien. Es schien als würde er die Mutter anschreien. Marcus sah mich geschockt an und fing an zu zittern. Ich nahm ihn in den Arm. Er hatte total Panik. Ich versuchte ihn zu beruhigen. Als er langsam ruhiger wurde sah ich ihn fragend an. "Das ist mein Vater.", flüsterte er leise. "Sie streiten immer, wenn er heim kommt. Er schreit Mama an, ohne Grund. Das macht er, weil er nach der Arbeit zu viel trinkt.", erklärte er mir. "Shit, das tut mir leid." Marcus wurde von seinem Vater nach unten gerufen. Er stand auf und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich folgte ihm. Sein Vater schrie ihn an. Ich verstand aber nicht worum es ging. Dann aus dem nichts schlug er Marcus. Marcus sah ihn mit Tränen in den Augen an. Die Mutter schlug die Hand vor den Mund. Marcus rannte in sein Zimmer. Ich natürlich hinterher. Nach mir schloss er die Tür ab. "Gehts?", fragte ich vorsichtig und sah seine Wange besorgt an. Man sah einen deutlichen Handabdruck und auch die Stelle wo sein Vater ihn mit dem Ring den er trug getroffen hatte. Marcus nickte nur. Ich schloss ihn in meine Arme. "Worum ging es überhaupt?", fragte ich ihn jetzt. "Ich hab...meiner Mum gesagt, dass ich schwul bin. Er hat es rausgefunden und ist jetzt sauer auf mich." "Oh shit.", mehr wusste ich nicht zu sagen. "Ich hätte es dir sagen sollen. Tut mir leid. Es war nur irgendwie schön, dass mal jemand nett zu mir ist. Aber ich kann verstehen, wenn du nichts mit einem Schwulen zu tun haben willst.", sagte er und löste sich aus meinen Armen. "Bist du blöd? Ich hau doch jetzt nicht ab! Du bist immer noch der gleiche Junge den ich vorher kennengelernt habe. Außerdem bin ich selber schwul.", gab ich ihm als Antwort. Seine Augen fingen an zu strahlen. "Wirklich?" "Wirklich!" Tja und so entwickelte sich die beste Freundschaft die ich je hatte. Marcus seine Mutter trennte sich nach einigen Wochen von Marcus seinem Vater und sein Vater musste ausziehen. Die Gerüchte in der Schule blieben, aber das war egal, denn wir wussten die Wahrheit und das war alles was zählte.
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Kurzgeschichten
FanfictionIch werde hier ein paar Kurzgeschichten veröffentlichen, damit ihr nicht immer ewig warten müsst bis ein neues Buch kommt. Aber wahrscheinlich werden hier auch nicht regelmäßig Kurzgeschichten kommen