5. Slane Concert Last Minutes

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Lila

Hatte er mich gerade wirklich angetanzt? Angetanzt auf seine eigene Art und Wiese? Wie es halt so möglich war, wenn man einen Abstand von einigen Metern, samt Höhenunterschied hatte. Er auf einer Bühne und ich mit meinem Crepé in der Hand davor. Ich musste mich etwas konzentrieren als ich gerade reinbiss und er unmittelbar vor mir seinen Körper gekonnt bewegte. Gott, bitte lass kein Nutella an meinem Gesicht entlanglaufen, bitte lass kein Nutella auf mein Shirt tropfen.

Sein kleines 'Sorry' dagegen ließ mich kurz vergessen, dass hier noch 99.999 andere Menschen waren und das hier gerade alle mitbekommen hatten. Oh Shit, kaum hatte ich den Gedanken bewusst ausgedacht lief Harry zurück auf den Steg und ich drehte mich einmal um. Viele Handys waren auf mich gerichtet, viele Leute sahen mich an. Sofort senke ich meinen Blick und lief so gut ich konnte eilig weiter. Einen Schritt vor den anderen, nicht fallen Lila. Auf keinen Fall wieder fallen!

Auf der anderen Seite angekommen setzte ich mich etwas erschöpft auf die Wiese, wobei es schon eher einem verbrannten Acker galt. Ich biss noch einmal genüsslich in meinen Crepé, halte dabei die Serviette darunter und schloss kurz meine Augen. Dieses Ding ist zwar purer Zucker, aber es war einfach mit Abstand das Leckerste, was man auf so einem Event essen konnte.

Nachdem ich alles verspeist hatte, wische ich kurz über meinen Mund mit der noch kleinen sauberen Ecke der Serviette und sah mich um. Harry stand bereits wieder auf der Hauptbühne und performte einen alten Song der Band One Direction. Die Menge tobte und jedes Wort wurde lauthals von allen mitgesungen. Ich hingegen sah einfach nur zu, summte etwas mit und beobachtete Pauli etwas. Dieser Kerl war wirklich durchgedreht. Allein was er trug, wie er sich bewegte und was er teilweise für Krimassen zog. Unfassbar witzig.

Er schien sich beobachtet zu fühlen, denn kaum hatte ich meine Augen auf ihn gerichtet hob er seinen Kopf an und schaut in meine Richtung. Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen und er winkte mir kurz zu. Lachend schüttele ich den Kopf und winke kurz zurück.

Das restliche Konzert verbrachte ich wirklich auf dem unfassbar unbequemen Boden und schaute mir Harrys Konzert an. Das Pochen in meinem Knie wurde auch langsam weniger, bloß die Haut spannte immer mehr. Kurz lege ich beine Beide nebeneinander und schaute mir meine Knie genauer an. "Fuck!" fluche ich leise. Das rechte Knie war deutlich dicker als das Linke. Vorsichtig strich ich mit meiner Hand darüber und zuckte kurz zusammen als ich über das Pflaster fahre.

Lila, wie dumm bist du denn? Kein Wunder, dass die Wunde sofort wieder begann zu schmerzen und auch das Pochen war sofort wieder spürbar zurückgekehrt. Das ich auch einfach nicht die Finger von sowas lassen konnte. Ich sollte das später im Hotel unbedingt mal kühlen, das würde auch der Schwellung etwas Gutes tun.

"Danke Slane, Danke Irland, We see you soon, Good Night!" mit den Worten verabschiedete sich Harry von seinen Fans und begann mit seinem letzten Song. Kiwi. Ich liebte dieses Lied, es war so anders als seinen ganzen anderen Songs. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte getanzt und hätte laut mitgesungen.

Seufzend kämpfte ich mich auf meine 2 Beine und versuche wenigstens ein bisschen zum Beat mich zu bewegen. Was musste ich auch so dämlich sein und diese Treppe herunterfallen?

Ich ignoriere den brennenden Schmerz im Knie und tanzte ausgelassen zur Musik., lausche Harrys Stimme und gebe mich einfach voll und ganz dieser Stimme hin. Es muss mit Sicherheit merkwürdig aussehen, wie ich mich hier bewegte, aber das ist mir gerade ehrlich gesagt scheiß egal.

It's none of your, it's none of your
I'm having your baby (hey)
It's none of your business
I'm having your baby (hey)

Schallte es aus der Box direkt vor mir. Ich sang mit, wurde mutiger in meinen Bewegungen und tanzte weiter. Kurz bevor das Lied endete, heizte Harry die Leute noch einmal richtig ein mit zuhüpfen. Mein Kopf sagte mir sofort ganz klar 'Lila, lass es'. Doch wie immer ignorierte ich die innerliche Stimme in mir und begann wie alle anderen um mich herum auch zu hüpfen.

Doch wie soll es anders sein? Kaum schaute Harry in meine Richtung war ich so perplex, dass ich auf den einzigen größeren Stein auf diesem Gelände mit dem rechten Fuß springe und umknicke. Wieder ziehen die Sekunden an mir vorbei wie Minuten. Ich wusste genau, dass ich mein Gleichgewicht nicht mehr einfangen kann und jeden Moment wieder auf dem schottrigen Boden landen würde.

Kaum klatschte mein Knie ein weiteres Mal auf den harten Boden zuckte ich kurz am ganzen Körper zusammen und schrie kurz auf. FUCK, das tat verdammt weh und ich spürte, wie die Wunde wieder aufgeplatzt war und wieder warmes Blut mein Bein entlanglief. Nicht schon wieder.

Das Pflaster war binnen von Sekunden rot verfärbt und auch mein Bein sah nicht mehr wirklich weiß aus. "Hey, alles okay? Brauchst du Hilfe?" höre ich eine weibliche Stimme neben mir und kurz darauf eine zarte Hand auf meiner Schulter. Ich schaute auf und stellte mich langsam wieder aufrecht hin. "Ich... ja ich denke schon danke..." murmelte ich und sah die Frau kurz an. Sie war jung, ich glaube sogar jünger als ich.

"Bist du dir sicher? Du blutest ziemlich stark..." sagte sie etwas unsicher und sah mich besorgt an. "Du könntest mir ein Tuch vielleicht holen, damit ich das Blut etwas wegwischen kann. Das wäre lieb!?" sah ich sie etwas fragend an. Ich wollte sie eigentlich ungern nach Hilfe bitten, aber sie schien mir wirklich gerne helfen zu wollen. Also bitte, dann sollte sie es tun.

Kaum war sie verschwunden sah ich zur Bühne, niemand mehr da. Das Konzert war zu Ende, und die ersten Leute gingen Richtung Ausgang. Na Klasse, nicht nur den Anfang hatte ich verpasst, sondern auch das Ende. Ein richtig gelungener Tag heute.

"Hier bitte, ein Tuch und ein Kühlakku. Dein Knie ist ganz schön dick, du solltest es besser kühlen. Brauchst du Hilfe? Soll ich dich noch irgendwie zu deinem Auto oder so bringen?" Wieso sprach diese Frau eigentlich so viel? Und wieso wollte sie mir unbedingt helfen? "Entschuldige, ich wollte dich nicht bedrängen oder so" schien sie meine Gedanken zu lesen und ging einen Schritt von mir zurück.

"Schon okay, sorry ich wollte nicht so zickig reagieren. Heute ist irgendwie nicht mein Tag. Danke für deine Hilfe und danke für das Tuch und das Kühlakku. Ich komm jetzt glaub ich allein klar. Danke!" versuchte ich so gut es ging freundlich zu klingen, obwohl ich gerade sichtlich genervt von allem und jedem war.

Mit einem kurzen Nicken von dem Mädchen drehte sie sich um und war schon in der Menge verschwunden. Seufzend drückte ich das Tuch auf ein Knie und zuckte kurz zusammen. Der Schmerz war wirklich unangenehm und ich hatte da Gefühl, dass mir auch kurz etwa schwindelig wurde.

Mit einem, mal wieder, blutigen Knie humpelte ich zurück zur Bier Bude. "Sag mir jetzt nicht dich hat es ein zweites Mal auf den Boden gehauen?" fragte Denny und verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mich mitleidig an. Unschuldig hob ich meine Hände hoch und sah ihn an. "Einfach nicht mein Tag heute... frag nicht weiter. Gib mir lieber ein Bier!" murmelte ich und griff schon nach einem Glas und drückte es ihm gegen die Brust.

Lachend nahm er es mir ab und zapfte mir ein frisches Bier. In einem Zug leerte ich dieses Glas und stellte es auf der Spüle ab. "Gott, dass hatte ich dringend nötig!" lachte ich.

So gut ich konnte half ich Denny und den anderen noch beim Aufräumen und wegspülen. "Okay, wir sehen und dann spätestens in 3 Tagen in London!" verabschiedete ich mich, umarmte Denny kurz und humpelte dann nochmal Richtung Personaleingang. Zeigte meinen Ausweis vor und ging zu den Toiletten, diesmal aber zu denen im Schloss. Treppen würde ich heute so gut es eben möglich war meiden. Einen 3. Sturz würde ich definitiv nicht überstehen.


Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt