14. London - Into the Woods

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Harry

Die frische Luft fühlte sich wie eine Backpfeife an. Ich war froh, dass ich nicht zu sehr trank, doch war es genug nicht mehr Auto zu fahren. "Und jetzt?" Kam es leicht lallend hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich in das grinsende Gesicht einer strahlenden Lila. "Ich denke für dich ist es Zeit ins Bett zukommen, du musst morgen wieder arbeiten." Kommentierte Jeff ihre Frage und verabschiedete sich damit bei uns allen, nachdem ich das Angebot heimgefahren zu werden ablehnte. Da waren es nur noch Pauli, Lila und meine Wenigkeit.

"Wie kommst du zum Hotel?" Sprach Pauli sie direkt an und bekam nur ein Schulterzucken als Antwort. "Ich denke...ich nehme die Bahn...und dann bin ich da daaa. Die Haltestelle ist gegenüber...nee das war der Bus. Ich bin mir grad ziemlich unsicher." "Du hast null Plan, oder?" Kam es lachend von mir, was sie mit einem "Richtig" bestätigte.

Pauli legte ihr den Arm um die Schulter und versuchte deutlich zu sprechen. Auch seine Aussprache war nicht ganz deutlich. Beide haben definitiv zu tief ins Glas geschaut. "Gib mir mal deine Karte....vom Hotel. Dann wissen wir mehr." Mit einem Schwung hielt sie ihre Tasche zu ihm. Er nahm diese und kramte darin herum.

"Ich dachte Handtaschen sind etwas privates!" Meine Aussage brachte mir nur einen irritierten Blick von Pauli und ein Schulterzucken von Lila. "Hier ist nichts" Lila entriss Pauli ihre Tasche und kramte wie eine Wilde in dieser herum." Die muss aber hier sein...habe sie sicherlich in meine Handyhülle ge..." Schnaubend brach sie ihren Satz ab und riss ihre Augen auf. "Ich habe die Hülle nicht mit."

"Wie?" Kam es fragend von Pauli, der ihrer Schulter den Arm entzog und sich am Kinn kratzte. Ich blieb weiterhin still und betrachtete alles nur. "Handy keine Hülle, also auch keine Karte. Scheiße...was mache ich denn nur?" Ihre lallende Stimme wurde leicht panisch und sie fuhr sich wild durch die Haare. "Ganz ruhig, wir finden eine Lösung. Weißt du ungefähr, wo dein Hotel ist?" Pauli versuchte sie zu beruhigen, während ich Tränen in ihren Augen erkennen konnte.

Genug für einen Abend, sie musste schon zu viel einstecken. Es war an der Zeit das zu beenden. "Du kommst mit Pauli mit zu mir. Ich habe genug Platz und genügend Gästezimmer. Außerdem wohne ich nur eine halbe Stunde von hier weg. Wir müssen durch den Hampstead Heath und sind dann da." Fand ich nun auch endlich die richtigen Worte und unterbrach dieses Elend.

Lila wollte noch ansetzen, doch klatschte Pauli schon in die Hände, legte wieder den Arm um sie und stolzierte schwankend los. Kopfschüttelnd wies ich darauf hin, dass wir in die andere Richtung müssten, und ging neben Lila her. Wir waren ein paar Meter gegangen, da fing sie wieder an zu plappern.

"Das geht doch nicht. Ohne scheiß, du bist Harry Styles und irgendwie auch mein Chef und heiß und du Pauli auch. Ich kann doch nicht einfach bei Harry....oh man...bei Harry Styles pennen...und..."

"Lila atmen und stopp. Es ist alles gut und ich habe es dir ja angeboten. Willst du auf der Straße pennen oder es jetzt einfach annehmen und mitkommen, ohne dich zu beklagen?" Unterbrach ich ihr Gestotter und brachte eine komische Ruhe zwischen uns.

"Hm...ich könnte echt heulen." Es war eher ein Flüstern, doch nahm ich es direkt wahr. "Warum?" Meine Frage kam für beide Überraschend, da sie beide im Einklang ein "Häh" von sich gaben und kichernd weiter gingen. Ich schüttelte nur den Kopf. "Schon gut" lies ich es im Raum stehen und deutete beiden an, dass wir gleich nach rechts müssten.

Wir mussten eigentlich nur 10 Minuten bis zum Hampstead Heath laufen, bis wir dann durch den kurzen Wald müssten. Nicht sehr angenehm um diese Zeit, da es dort keine Lampen gab, nur der Mond, wenn dieser gut stand, erhellte den Weg. Mit zwei betrunkenen war es deutlich noch eine andere Nummer. Ich kannte den Weg, bin diesen schon oft betrunken stolziert oder joggte diesen Täglich, wenn ich hier war. Auch andere Erinnerungen gab es an dieses Wäldchen, da ich dort schon einiges erlebte.

"Niemals" Blieb sie ruckartig stehen und brachte Pauli damit ins Stolpern. Er konnte sich halten und sah sie mit leicht geöffnetem Mund an. Ihr Blick fiel auf mich und dann zeigte sie mir tatsächlich einen Vogel.

"Da gehe ich niemals rein." Ich sah sie grinsend an. "Wir müssen da aber durch, dass ist der kürzeste weg." Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Bist du bekloppt oder so? Das ist Selbstmord. So beginnt jeder Horrorstreifen. Betrunkenes Weib geht mit 2 Typen in den Wald und kommt da nicht mehr lebendig raus." Ihre Worte brachten mich tatsächlich herzhaft zum Lachen und ließen Pauli mit einsteigen.

"Lila, wenn es nicht sicher wäre, würde ich euch nicht mit hierherbringen. Außerdem würden sie Jeff kontaktieren, wenn du morgen nicht erscheinen würdest. Dein Chef von Ticketmaster weiß, dass du heute zu diesem Essen warst." Meine Worte klangen nicht sehr überzeugend, da sie nochmals "Mir egal" dahinter setzte.

"Sorry, doch werde ich keinen Umweg von 2 Stunden machen, weil du Schiss hast. Dir passiert nichts. Pauli und ich sind da. Ist alles echt sicher." "Außerdem stirbt der Schwarze immer zuerst." Lachte Pauli kommentierend los und legte wieder den Arm um ihre Schulter und versuchte sie damit zum Gehen zu animieren.

Ich konnte wirklich Angst in ihren Augen erkennen und auch Unsicherheit. Unfreiwillig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Die kleine betrunkene Lila wirkte zerbrechlich und alles andere als stark. Ich ging etwas dichter neben ihr, um ihr bisschen Sicherheit zu vermitteln.

Wir gingen ein paar Meter, da öffnete ich die Taschenlampe am Handy, um uns ein wenig Licht zu schenken. Pauli versuchte Lila mit Gesprächen abzulenken, doch war diese recht stumm. Selbs muss ich auch zugeben, dass es ziemlich unheimlich war, nicht zu wissen, was sich hinter einem Baum befand oder passieren könnte. Ich versuchte mir nichts anzumerken, doch dann hörten wir dieses seltsame Geräusch. Es klang für mich wie eine räudige Katze, doch brachte es erstmal einen ziemlichen Schreckmoment zwischen uns. Lila schrie richtig auf und ich spürte, wie sie ihre Nägel in meinen Arm rannte.

"WAS IST DAS?" schrie sie weiter und ich konnte ihre zittrige Stimme nicht richtig deuten, war es der Alkohol, der diese so verstellte oder musste sie tatsächlich mit den Tränen kämpfen? Behutsam legte ich meine Hand auf ihre, die noch immer meinen Arm hielt.

"Die Katze ist willig." Lachte Pauli auf und brachte mich zum Lachen. Lila hingehen sagte kein Wort, ließ noch immer nicht ab von meinem Arm. "Lila?" Sagte ich fragend ihren Namen, hielt das Handy bisschen höher, um sie sehen zu können. Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen. Ihre Angst deutlich an ihrem Blick sichtbar. "Ich will nach Hause" Flüsterte sie leicht und ließ dann von meinem Arm ab, um sich die Hände vor das Gesicht zu halten.

"Dieser ganze Abend war falsch und jetzt stehe ich hier mitten im Wald mit zwei Bekloppten, heule rum, muss pinkeln und könnte kotzen, weil dieser beschissene Wein mir schwer im Magen liegt." Ohne nachzudenken, zog ich sie zu mir, nahm sie in den Arm, strich behutsam über ihren Rücken. Auch Pauli strich über ihren Arm, versuchte sie zu beruhigen.

Nach einer kurzen, aber intensiven Umarmung löste ich mich aus dieser, legte die Hände an ihre Oberarme. "Der Abend war nicht falsch und ich kann deine Angst verstehen, doch nochmals, passiert dir nichts. Wir gehen jetzt weiter und dann kannst du pinkeln gehen, bekommst einen Eimer zur Beruhigung ans Bett von mir und wenn du magst, wird die Pauli bestimmt auch eine gute Nacht Geschichte vorlesen."

"Ich kann die besten Geschichten erzählen" Gab Pauli sein Senf dazu und legte wieder den Arm um ihre Schulter. Da ich Lila leicht kichern hören konnte, konnte ich sie aus dem Moment herausholen und die Panik runterspielen.

Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung. Damit dieses nicht noch einmal passierte, harkte ich mich bei ihr ein und ging ganz dicht neben ihr.   

Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt