65. Männer in Weiß

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Lila

Natürlich habe ich meine Worte nicht eingehalten und Tina am Abend nicht angeschrieben. Ich war auch echt froh, dass Markus nicht noch einmal nachfragte. Ich sah ihn am Nachmittag im Garten meiner Eltern zwar einmal telefonieren, aber es sah nicht wirklich nach etwas Wichtigem aus.

Obwohl ich am Anfang wirklich genervt und skeptisch darüber war, dass er plötzlich vor der Tür stand, um so dankbarer war ich es jetzt. Irgendwie tat es gut eine vertraute Person, außer meine Eltern, bei mir zu haben. Seitdem Markus da war, wich er fast keine Sekunde von meiner Seite. Er war da, hörte mir zu, schwieg gemeinsam mit mir oder hielt mich einfach im Arm. Den Schmerz, den er mir vor wenigen Jahren angetan hat, war wie weggeblasen. Einfach vergessen. Ich glaube sogar, er war der Einzige, den ich bisher nach meiner Diagnose und der OP wieder an mich rangelassen habe. Also, emotional versteht sich. Körperlich hatte ich nur nach einem Mann verlangen. Doch der wollte scheinbar nichts mehr von mir wissen...

Gerade lag ich mit Markus in meinem Bett, zwischen uns so viel Abstand wie möglich. Wir schauten einen Film. Ich weiß nicht einmal welchen, denn so wirklich was mitbekommen hatte ich nicht. Zu sehr hing ich meinen Gedanken nach, blieb immer wieder an Harry hängen, an Tina oder an Pauli. Alle habe ich vergrault und niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben.

„Süße? Ich würde dann jetzt rüber ins Gästezimmer gehen?" erschrocken drehte ich mich zu Markus, sah dann zum Fernseher und musste feststellen, dass der Film schon zu Ende war. Gott, ich hatte ja wirklich gar nichts mitbekommen. „ich... Ehm... ja okay klar... dann Schlaf gut..." murmelte ich nur und machte den Fernseher vollständig aus. Ich spürte seinen Blick auf mir, als er an der Tür noch einmal stehen blieb. „Liliana?" rief er mich, als ich die Decke über meinen Körper zog. „Hm?" murmelte ich und drehte meinen Kopf in seine Richtung. „ich bin für dich da. Immer und zu jederzeit hörst du?" Markus sprach leise und dennoch verstand ich jedes Wort klar und deutlich. Als Antwort gab ich ihm ein zaghaftes, kurzes Nicken. Auch er nickte mir kurz zu, ehe er schließlich das Zimmer verließ und die Tür hinter sich ins Schloss fiel.

Allein. Das, was ich am besten konnte. Allein sein und im Selbstmitleid verfallen. Dir Stimmen die im Wohnzimmer unten plötzlich auftauchten, hörte ich, nahm sie aber nicht wirklich war. Dennoch raupten sie mir den Schlaf. Von links nach rechts wälzte ich mich in meinem Bett hin und her, oder starrte an die Decke über mir. Erst als die Stimmen unten wie aus dem nichts erloschen, fiel ich endlich in einen traumfreien, tiefen Schlaf.

Schlaf, der dringend nötig war, denn als ich mitten in der Nacht durch das ständige Vibrieren meines Handys wach wurde drehte ich mich genervt von dem Ding weg und zog die Decke über meinen Kopf. Kurz darauf wurde es auch wieder ruhig, doch ich glaube keine 5 Minuten später ging die Bombardierung wieder los und ich schmiss genervt die Decke von mir weg und setzte mich auf die Bettkante. Ich griff nach meinem Handy und entsperrte das Display. 

- +999 neue Verlinkungen auf Instagram - 

Was zum Teufel ist denn da plötzlich los? Ohne drüber nachzudenken, öffnete ich die App meines Social-Media-Account. Und klicke auf die aufleuchtende Zahl der Benachrichtigungen. Ich tippte direkt auf die erste Verlinkung, die mir angezeigt wurde. Ein Profil einer Fanseite von Harry öffnete sich. Natürlich hätte ich mir auch denken können, dass ich mal wieder auf irgendeinem Foto von Harry markiert wurde... doch, Moment mal! Als ich das letzte gepostete Foto sah, wurde mir übel.

Mit zittrigen Fingern tippte ich das Bild an und es wurde sofort groß, über mein gesamtes Display angezeigt. Nein! Bitte lass dieses Bild nicht echt sein, oder alt. Ich scrollte etwas herunter, lese den Titel darunter. ‚Olivia Wild heute Nachmittag beim Verlassen von Harrys Villa!'

Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt