Late Night Talking (H.S.)

29. Düsseldorf - Mit dem Tourbus nach Berlin

Lila

Der Abend und die Nacht waren so surreal, dass ich mich am nächsten Morgen wirklich kurz sammeln und überlegen musste, ob das alles auch tatsächlich passierte oder nicht doch nur ein Traum war. Aber spätestens als ich ins Badezimmer ging und die Verpackung meiner Tageslinsen in den Mülleimer warf, wurde mir schlagartig bewusst, dass der Abend gestern kein Traum gewesen ist. Das benutzte Kondom ließ keinen Zweifel daran, dass Harry gestern zu mir kam, direkt nach seinem Auftritt, noch in seinem Bühnenoutfit, völlig verschwitzt und wir Sex hatten.

Nur der Gedanke daran, ließ mich kurz tief einatmen und ich hatte das Gefühl seine Hände wieder überall auf meinen Körper zu spüren. Fuck dieser Sex war verdammt gut gewesen und irgendwie hatte ich das Verlangen mehr davon zu bekommen. Ihn wieder zu spüren, ihn auf mir zu... STOPP, LILA! Mahnte ich mich innerlich sofort. Wir waren Freunde, und vorläufig sollte dieses eine einmalige Sache sein.

So gern ich mir gewünscht hätte, dass er am nächsten Morgen noch neben mir liegt, umso enttäuschter war ich als er es nicht tat. Ich habe keine Ahnung, wann er gegangen war, vielleicht sogar noch gestern Abend, vielleicht auch erst heute morgen. Ich mein, was habe ich mir vorgestellt? Das er mich die Nacht im Arm hält und mir einen guten Morgen Kuss zum wach werden gibt? Kopfschüttelnd gehe ich aus dem Bad, zurück ins Zimmer und suche mir frische Klamotten raus. Für Deutschland waren die Temperaturen momentan Recht hoch, somit entschied ich mich für meine kurze Jeans Shorts und ein türkisfarbenes Top.

Ich schnappte mir mein Handy und bimmelte einmal bei meiner besten Freundin durch. Kurz darauf gingen wir beide gemeinsam etwas frühstücken, ehe wir die Stadt etwas unsicher machten. Es tat gut endlich wieder in Deutschland zu sein. Auch wenn Düsseldorf nicht meine Heimat war, kam ich mir vor, als wäre ich wieder zuhause. Gemeinsam mit Tina ging ich in einen Klamottenladen, wir zogen die verrücktesten Klamotten an, bis wir schließen mit vollen Tüten uns ein kleines Café suchten, um eine Kleinigkeit zu essen.

„Wann musst du wieder los?" fragte sie mich, nachdem wir uns beide für einen Sandwich entschieden. „Eigentlich erst in 2 Tagen, Harry hatte mir aber gestern erzählt das er und die Band morgen einen Stopp in Berlin machen. Dort wird bald seine neue Wachfigur vorgestellt..." erzählte ich Tina die mir aber wie aus dem Nichts ins Wort fiel. „Du hast gestern mit Harry gesprochen? Wann??? Wir waren doch den ganzen Tag zusammen, bis ich abends rüber..." sie stoppte mitten in ihrem Satz und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Nee??? Er war hier?? Nach der Show?? Was wollte er?? Hat er sich entschuldigt?? Hat er dich wieder dumm angemacht?" platzte sie danach um so schneller mit ihren Fragen raus.

„Wir haben miteinander geschlafen" murmelte ich so leise, dass ich mir nicht mal sicher war, ob sie es gehört hatte. Ihrer Reaktion zu Folge hatte sie es aber klar und deutlich verstanden. „Ihr habt WAS?" quickte sie laut auf. Sofort hielt ich ihr die Hand vor dem Mund „Sei leise verdammt, es muss ja nicht gleich jeder mitbekommen!" zischte ich leise und sah sie warnend an. Nickend zog sie meine Hand von ihrem Mund und sah mich noch immer völlig unglaubwürdig an. „Das... krasse scheiße... vorgestern schreit ihr euch noch vom aller feinsten an und gestern... schlaft ihr miteinander. WIE zum Teufel, Liliana? Erzähl mir alles!" forderte sie mich auf und beugte sich dabei über den Tisch ein Stück zu mir vor.

Lachend schüttelte ich den Kopf über sie. „Ich werde dir garantiert nichts davon erzählen, nur so viel: es war besser als das erste Mal!" dabei konnte ich mir ein breites Grinsen nicht wirklich verkneifen. „Holy Shit, Lila!!!! Ich glaub es nicht... und jetzt? Läuft da mehr? Will er das du ihn nach Berlin begleitest? Datet ihr euch jetzt? So richtig?" Wieder Fragen über Fragen die sie mir um den Kopf warf. „Langsam Tina! Mach langsam! Da läuft gar nichts weiter, wir Daten nicht, noch sind wir nicht einmal auf dem Weg dorthin. Wir... sind einfach Freunde. Glaub ich!" zuckte ich mit den Schultern und war in diesen Moment sehr dankbar, als der Kellner mit unserem Essen kam.