Late Night Talking (H.S.)

17. Wembley Night 1

Lila

Wie unangenehmer hätte ein Tag noch starten können? Nicht nur das ich Harrys Bude vollgekotzt habe, hat er mich scheinbar auch noch von meinen vollgekotzten Klamotten befreit und diese gewaschen. Ich war wirklich froh, als ich seine Villa verlassen und mit schnellen Schritten in den Bus steigen konnte.

Da mir inzwischen auch wieder mein Hotelname einfiel, war ich knapp 40 Minuten später wieder auf meinem Zimmer und ließ mich völlig erschöpft auf mein Bett fallen. Ich hatte einen Kater des Todes und wollte gar nicht daran denken, dass ich in knapp 2 Stunden schon zum Wembley Stadium müsste. Wie bitte soll ich diesen Tag überstehen?

Für ein paar Minuten beschloss ich meine Augen noch etwas zu schließen, damit die Tabletten, die ich vorhin noch von Harry bekam, endlich wirken konnten. Und das taten sie tatsächlich auch. Der Druck im Kopf wurde langsam weniger und dieses unschöne Gefühl in der Magengegend ließ auch wieder nach.

Als mein gestellter Wecker klingelte rappelte ich mich vorsichtig auf und ging ins Bad. Ich versuchte mir zu mindestens ein bisschen Makeup aufzulegen, damit nicht unbedingt jeder später sehen konnte, was ich für eine Nacht hinter mir habe.

Überraschenderweise sah ich auch danach wieder aus wie ein Mensch. Zufrieden band ich meine Haare heute zu einem kleinen Zopf und zog mir anschließend meine Jeans und das weiße Shirt, welches alle vom Team in den Servicebuden trugen, an. Mein Blick fiel kurz aus dem Fenster, es war heute deutlich wärmer als die letzten Tage, also entschloss ich heute keine Jacke drüberzuziehen.

Mit einem Lächeln im Gesicht machte ich mich dann kurz darauf auf den Weg zum Stadion. Der Weg war relativ kurz, dauerte aber doch etwas länger als gedacht, da schon einige Fans unterwegs waren. Die Bahn war recht voll und ich konnte sehen, wie die Leute immer wieder auf mich zeigten, wie sie tuschelten oder mich beobachteten. Hatte ich was im Gesicht? War meine Hose offen? Hatte ich irgendetwas an mir, was die Leute so erstaunte? Vermutlich weil ich im Gegensatz zu allen anderen total langweilig gekleidet war.

Ich war etwas erleichtert als wir das Stadion erreichten und ich zügig Richtung Mitarbeitereingang lief. Ich hoffte sehr das Denny schon da war und ich gemeinsam mit ihm unseren heutigen Arbeitsplatz vorbereiten durfte. Und tatsächlich. Meine Gedanken wurden erhört. Denn kaum betrat ich den Besprechungsraum winkte er mir auch schon aus der hintersten Ecke zu.

Wie jeden Vormittag vor einer Show trafen sich alle Serviceleute und bekamen den Plan, wo und mit wem sie eingeteilt werden. Ich hatte Glück. Unser kleiner Bierstand war heute im Innenraum aufgebaut. Hier war es während der Show relativ entspannt und man hatte die Möglichkeit viel von der Show zu sehen.

"Naaa, wie war der Abend gestern?" fragte Denny mich als ich ihn zur Begrüßung liebevoll umarmte und grinste mich danach vielsagend breit an. Ungewollt schossen mir sofort die Bilder von gestern in den Kopf "ehm... längere Geschichte. Ein anderes Mal, ja?" Ich sehe, wie er etwas verwundert nickt, aber nicht weiter nachfragt. Zu meine Erleichterung ging es auch schon kurz darauf los und ich machte mich mit Denny auf den Weg zu unserer kleinen Holzbude. Sie befand sich heute im FOS-Bereich, mit der Sicht zur Bühne.

Während wir anfingen alles vorzubereiten und die Becher nochmal vor zu spülen begann irgendwann der Soundcheck. Zu Beginn achtete ich gar nicht wirklich darauf, doch als Harrys Stimme durch die Lautsprecher hallte, hob ich meinen Kopf an und sah direkt zur Bühne.

Er scheint mich bisher nicht entdeckt zu haben, denn sein Blick ist konzentriert nach vorne gerichtet. Er sing ein paar Songs an, checkt seine Gitarren und bespricht etwas mit den Technikern. Ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er gestresst schien und ihm irgendetwas da oben nicht passte.

Als ich sah das Jeffrey und Duncon neben der Bühne standen beschloss ich den beiden etwas zu trinken zu bringen und direkt mal durch die Blume zu erkundschaften, ob es gestern wirklich so schlimm war, wie Harry es heute morgen angedeutete.