4. Slane Concert Stage

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Harry

Adrenalin Pur! Keine andere Beschreibung oder Worte für das, was ich gerade empfand. Sobald ich auf dieser Bühne stehe, mich der Musik hingebe und einfach loslege, ist alles andere um mich herum vergessen. Ich lasse mich von dem Moment, den Gefühlen und auch Menschen leiten. Auf der Bühne bin ich in meinem Element, hier bin ich sicher, nicht zu bremsen und vor allem kann ich hier für nichts garantieren.

Von dem Moment an, an dem ich diese Bühne betrete, lasse ich alle Zweifel von mir herabfallen, schüttele böse Gedanken herab und bin ein sehr offener Mensch. Dieser Harry ist das, was sich alle wünschen und sehen wollen. Es ist der Harry, der geformt und von der Musik geleitet wird. Oftmals werde ich hier als Objekt der Begierde gesehen und es gefällt mir. Ich liebe es hier zu sein.

Sobald sie mich entdecken, beginnen sie zu schreien. Sie drehen durch, verwandeln sich in ziemlich kreischende Teenies, die außer sich sind. Los geht's.

Ich sprintete auf die Bühne, die Masse begann zu schreien, feierten mich. Ich hypte sie durch meine Bewegungen an, lief einmal nach rechts und einmal nach links, bis ich zum Mikro sprang und die ersten Worte von – Daydream - von mir gab. Wenn 100.000 Menschen deine Songs mitsingen, kannst du es selbst durch die In – Ears wahrnehmen, die dazu dienen, mir Anweisungen und den Song ohne Text durchzuspielen. Ich hörte die Band spielen, konnte mich dann singen hören. Viele denken man bekommt dort den Text zu hören, Fehlanzeige.

Manchmal machten sich meine Freunde wie Jeff oder auch mal meine Familie den Spaß, dass sie mir etwas mitteilten und ich so den Text, den ich gerade von mir geben sollte, vermassle oder verpasse. Was keiner weiß, so habe ich auch am Anfang meiner Love On Tour - Tour mit Olivia zwischendurch kommuniziert. Keine Ahnung, warum ich gerade jetzt an sie denken musste, doch war sie in meinem Kopf präsent. Vielleicht lag es auch daran, dass ich die Songs, die ich über sie schrieb, immer und immer wieder mit so vielen Menschen teile.

Ich schnappte mir meine Gitarre und stimmte den nächsten Song – Golden – an. Dieser Song bedeutet mir besonders viel, er ist etwas Besonderes und wird so unterschiedlich gedeutet. Einige beschreiben dieses Lied als ein erfreulichen Sommersong, andere deuten ihn als traurig und einen Selbstfindungssong an. Für mich sind es Emotionen, die ich zusammengefasst und zu einem Song produziert habe. Jeder soll dieses Lied so deuten, annehmen und fühlen wie er es für richtig hält.

"You're so golden

I'm out of my head, and I know that you're scared Because hearts get broken

I know that you're scared because I'm so open

You're so golden

I don't wanna be alone You're so golden You're so golden You're so golden I'm out of my head, and I know that you're scared Because hearts get broken"

Die Menge sang jedes Wort gefühlvoll mit. Genau für diese Momente stehe ich auf dieser Bühne, genieße meine Arbeit. Dieses hier sind meine Feedbacks meiner Werke. Menschen die meine Songs, meine Emotionen teilen, fühlen und herausschreien. Es ist genau das, was ich schon immer wollte und ich dort angekommen bin, wo ich schon immer sein wollte.

Meine Pause nach dieser Tour wird mir schwerfallen, doch ist es das, was mein Körper braucht. Ich habe noch andere Verpflichtungen und eine Tour kann nicht ewig dauern. Alles Schöne hat mal ein Ende und lässt dem Neuanfang einer neuen Sache den Vortritt.

"Slaaaaaaaane Castle!!Ich bin Harry und freue mich so sehr, dass hier ich hier bei euch sein kann. Es ist so lange her, dass ich mit euch diesen Moment neu erleben darf. Geht es euch gut?" Begrüßte ich die Menge und bekam durch ein Ohrenbetäubendes Gebrüll meine Bestätigung. Es ging ihnen gut, sie waren wie ich scharf auf diesen Abend und konnten meine Anwesenheit nicht abwarten.

Schnell schnappte ich mir mein schnurloses Mikrophon, ging damit zu meinem Steg der Bühne, der sich einmal um den sogenannten Jonnys Place drehte und heizte die Menge weiter ein, bis die nächsten Töne zu meinem nächsten Song starteten.

"Walk in your rainbow paradise (paradise)

Strawberry lipstick state of mind (state of mind)I get so lost inside your eyes 

Would you believe it?"

Während ich diese Wörter sang, mich zu der Musik bewegte und damit die Menge ziemlich anheizte, konnte ich jeden einzelnen, der sich in meinem Sichtfeld befand, beobachten. Lachende, weinende, singende und einfach faszinierte Gesichter, die mich anstarrten. Ich wusste ganz genau was und wie ich es tat. Meine Bewegungen, dieses Outfit und natürlich die freie Sicht auf meinen nackten Oberkörper, nur bedeckt einer offenen Jacke. Ich setzte meinen Körper bewusst ein, spielte mit meinen Reizen.

"Honey (ah-ah-ah)

I'd walk through fire for you Just let me adore you"

Ich wusste, was die Menge wollte, setzte mein bestes Lächeln auf und kommentierte meine Worte, gesungen durch die Menschen vor mir mit einem "oooookay". Erneut schrie die Menge auf.

"Your wonder under summer sky (summer sky)

Brown skin and lemon over ice Would you believe it?

You don't have to say you love me

I just wanna tell you somethin 'Lately you've been on my mind"

Tänzelnd zu der Musik, Hingabe zu meinem Beruf und diese ganze Atmosphäre einfach unbeschreiblich. Niemand der jemals auf so einer Bühne stand oder stehen wird, kann verstehen, was ich empfinde, durchmache und wie es sich anfühlt hier oben zu stehen.

Während ich jedem einzelnen da draußen einen unvergesslichen Moment schenken möchte, darf man auch die Menschen nicht vergessen, die dafür sorgen, dass dieses hier überhaupt möglich ist. Alle Menschen die für die Sicherheit der Menschen, meiner Sicherheit und den Veranstaltungen ihre volle Aufmerksamkeit schenken.

"Just let me adore you

Oh, honey (ah-ah-ah) I'd walk through fire for you 

Just let me adore you Like it's the only thing I'll ever do (ah-ah-ah)"

Ich sah nach unten und wollte einigen Gesichter mit einem Lächeln danken. Einige tanzten, waren ausgelassen und andere standen still da, den Blick in die Menge gerichtet. Ohne sie würde dieses Ganze hier nicht machbar sein.

Dort unten ging Jemand, der mich ansah. Es war das Mädel von Pauli. Ihre Lippen formten ein "Hi" was ich grinsend annahm und tänzelnd neben ihr herlief. Ich sah sie vorhin schon, als ich alle begrüßte, dort kam sie von der anderen Seite und wenn ich mich nicht irrte, kam dort auch etwas Unverständliches aus ihrem Mund. Diesmal kaute sie das "hi" und hatte etwas essbares in der Hand. Was es genau war, konnte ich nicht sehen. Ihre Wangen färbten sich rot, ich als neben ihr hersprang und die letzten Zeilen von - Adore You – sang.

Sie war sichtlich irritiert und überrascht über meine Tanzeinlage und stolperte fast über ihre eigenen Füße. Mit einem stummen "Sorry" und der Hand auf meiner Brust widmete ich mich wieder meiner Show und ließ sie ihren Weg weiter gehen. Lachend und mit einem Blick zurück rannte ich nach vorne auf die Bühne um den nächsten Song – Keep Driving - zum Besten zu geben.  

Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt