Harry
Das Getränk in meiner Hand ist derzeit mein ständiger Begleiter, meine Gedanken sind eher nur noch funktional und meine Freude komplett erloschen. 9 Tage ist es her, dass sie gegangen ist...nicht komplett aber aus meinen Gedanken, meinem Umfeld. Ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, dass ich sie vermisse. Ich vermisse sie derzeit nicht. Ich vermisse die Frau, die ich mal kennen und lieben gelernt habe. Ich vermisse nicht die Person, die bis zuletzt in unserem Schlafzimmer vor sich hin lag und alle Menschen um sich herum wegstieß. Sie ließ sich nichts sagen, nicht helfen und blockte ab.
Selbst ihre Eltern wussten sich kein Rat. Ignorierte Anrufe, Nachrichten, Besuche. Sie ließ mich zurück, sprach kein Wort mit mir. Ich kann nicht einmal die Frage von anderen beantworten, ob wir noch ein Paar sind. Ob es noch ein Uns, ein Wir gibt. Ich bin es leid, diese Frage immer und immer wieder versuchen zu beantworten. Ich war es leid mich zu zerstören, weil sie uns derzeit zerstörte.
Außenstehende könnten meinen, ich wäre egoistisch, zu sehr auf mich fokussiert...diese Menschen können sich kein Urteil bilden. Ich habe es versucht, versucht für sie da zu sein, sie in mein Leben, in mein Zuhause gelassen, uns ein Ort geschaffen, den sie nun mit Füßen getreten hat. Sie spricht nicht mit mir, lässt mich nicht an ihren Gedanken teilhaben. Zu oft musste ich mir anhören, dass ich sie im Stich lassen würde, allein lassen würde...doch wie lässt man jemanden im Stich oder allein, wenn diese Person einen selbst fort schickt?
Ich trank mein Whiskey aus, stellte das Glas auf den Tresen, schmiss Geld auf diesen und stand auf. Mit einem Nicken verließ ich die Bar. Ich ging ziellos durch die Straßen, meine Gedanken stumm. Schmerzende Stille in meinem Kopf, die sich wie Kopfschmerzen äußerten. - Ich bin immer hier -, diese Worte sprangen wieder in meinem Kopf hin und her. Eine freundliche Mitteilung, doch mit einem großen Umkreis. Negativ, Positiv...es kann alles passieren. Unsere Gespräche waren in letzter Zeit täglich, intensiver. Ich erwischte mich dabei, dass ich an sie denken musste, ein Lächeln zwischendurch auf meinen Lippen tanzte. Verbotene Gedanken, verbotene Lüste und verlangen. Verlangen nach glücklichen Tagen, nach glücklichen Momenten.
Als ich zuhause ankam, mich auf meine Couch schmiss, starrte ich an die Decke. Leer, kalt und unordentlich, so sah es hier derzeit aus. Seit 9 Tagen betrat ich das Schlafzimmer nicht mehr, räumte mein Geschirr nicht weg, ließ meine Reinigungskraft nicht ins Haus. Ich ließ niemanden ins Haus, sagte alle Termine ab. Meine Tage waren wie eine Endlosschleife. Aufstehen, Lila anrufen...mehrmals, keine Reaktion. Zu ihren Eltern fahren, an der Tür weggeschickt werden, wieder anrufen, schreiben, anrufen...mich in der Bar oder zuhause betrinken.
Das Klingeln an der Tür, riss mich aus meinen Gedanken. Ich versuchte mich nicht zu bewegen, hoffte, dass die Person wieder ging. Es klingelte erneut, ich ignorierte es, auch das Brummen meines Handys. Ich wollte mich niemanden erklären, rechtfertigen müssen.
Das Klingeln verstummte irgendwann, doch gab die Person nicht. "Ich schwöre dir bei meinen Kindern, wenn du für dieses Ganze hier keine vernünftige Erklärung hast, dann schleife ich dich persönlich sofort zu deinem Therapeuten. Und sag mir nicht wieder, dass es wegen Lila ist. Verdammt Harry, reiß dich zusammen" hörte ich sie wütend hinter mir, schreckte auf und saß senkrecht auf der Couch. "Was machst du hier?" kam es irritierend als Frage von mir.
"Dir in deinen Arsch treten. Du rufst mich mehrmals am Tag verheult an...seit Tagen bin ich für dich da, reise extra aus den Staaten an...sitze eine Stunde in dem Restaurant, warte auf dich und du liegst hier, umhüllt von Selbstmitleid? Wie sieht es hier eigentlich aus? Wie siehst du eigentlich aus? Ich schaue mir das hier nicht mehr an, Harry. Und such dir endlich ein neues Versteck für deinen Ersatzschlüssel...habe ich dir damals schon gesagt." Ihre Worte waren erst verwirrend, doch dann wurde es mir bewusst. Wir waren verabredet, heute, sie kam aus den Staaten...wegen mir. Langsam stand ich auf, fuhr mir durch die Haare.
"Ich habe es vergessen Olivia...nicht unser Treffen, sondern einfach, dass es heute war" gab ich schulterzuckend zu. Sie schmiss ihre Tasche auf die Couch, kam zu mir und zog mich in eine Umarmung, die ich sofort erwiderte. Ich konnte es nicht steuern, doch fing ich sofort an zu Weinen. Ich ließ es heraus. Jegliche Anspannung, Last auf meiner Schulter, ließ ich in die Umarmung fließen. Sie strich mir über meinen Rücken, sagte kein Wort, sie hielt mich einfach fest.
Ich wusste nicht, wie lange wir dort standen, es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich die Umarmung unterbrach, einen Schritt zurück ging und sie anschaute. "Danke....danke das du gekommen bist...wirklich, dass bedeutet mir sehr viel" Sie strich mir einmal über meine Wange, wie sie es damals immer tat. Es war eine Geste der Zuneigung, ich schloss für einen Moment meine Augen. Es war lange her, dass ich so eine Art der Zuneigung bekam, mich jemand berührte, auch wenn es nur meine Wange war.
"So, dann lass mich mal kurz hier aufräumen...du gehst duschen und dann werden wir beide uns mal unterhalten...verstanden?" Nickend stimmte ich ihr zu, sagte kein Wort, drehte mich um, ging nach oben, ließ sie das machen, was sie für richtig hielt.
***
Die Tage vergingen wie im Flug, meine Besuche bei Lila wurden weniger, die versuche sie anzurufen auch. Mittlerweile war sie schon 21 Tage fort, 21 Tage ohne ein Wort, Lebenszeichen von ihr persönlich. Selbst ihre Mutter sagte mir, ich soll mir Zeit für mich nehmen, mir etwas Gutes tun. Auch wenn sie anderes im Sinn hatte, tat ich es. Ich traf mich regelmäßig mit meiner Exfreundin. Wir verbrachten sehr viel Zeit, als Freunde. Wir sprachen viel, sie brachte mich zum Lachen und ich fing an wieder ich zu sein. Ich bevor dieses ganze Drama hier zuhause los ging.
Heute war wieder so ein Treffen, wir verhielten uns wie Kriminelle, sie kam in der Dunkelheit, ging auch wieder, wenn es dunkel war, trafen uns an Orten, wo man uns nicht sehen konnte. Ich wollte nicht, dass ein falscher Anschein für andere erschien oder man mir, ihr etwas andichten könnte. Wir waren derzeit einfach Freunde, sie war eine Freundin, die mir half, da meine Partnerin mich wegstieß, mich nicht beachtete und mich wie ein Sack einfach aus dem Fenster warf. Mittlerweile war ich Sauer, wütend, ziemlich schlecht auf Lila zu sprechen. Natürlich liebe ich sie noch immer, doch in meinen Augen wird es nie wieder wie damals, es wird vielleicht auch keine Zukunft mehr für uns geben, doch dieses konnte man nicht sagen. Ohne ein Gespräch, eine Klärung zwischen uns, wird es kein uns mehr geben.
"Hey...ich habe uns Sushi mitgebracht" hielt sie grinsend eine Tüte hoch, ich ging einen Schritt zur Seite, ließ sie in mein Haus. "Du rettest mein Tag" grinste ich sie breit an, schloss die Tür hinter ihr, nahm ihr die Jacke ab. "Wie geht es dir heute?" Sah sie mich prüfend an. "Bescheiden, reicht dir das? Ist das in Ordnung?" Grinsend nickte sie. "Ja, damit kann ich leben...komm...lass uns essen, ich verhungere und außerdem musst du mir alles wegen den neuen Gerüchten über dein Album verraten" Lachend ging sie in Richtung Küche. "Album? Häh...was?" rief ich ihr lachend hinterher.
Nachdem wir gemeinsam unser Sushi aßen, viel sprachen und zwei Flaschen Rotwein intus hatten, saßen wir auf der Couch und sprachen über alte Erinnerungen, Geschichten und Erlebnissen. "Ich habe das hier vermisst" sprach sie, zeigte dabei zwischen uns hin und her. Für einen Moment sah ich sie schweigend an, stellte mein Glas Wein auf den Couchtisch ab. "Olivia...ich...also..ich meine ich genieße die Zeit mit dir und es ist toll jemanden zum Reden zu haben...aber...ich kann nicht...ich liebe sie und ich meine, sie und ich...auch wenn es vielleicht kein uns mehr gibt...trotzdem ist sie noch da" Sanft legte sie eine Hand auf meinen Oberschenkel, rutschte ein Stück zu mir.
"Ich meinte das auch nicht so, wie du es gedacht hast, Harry. Ich meine das wir sprechen, einfach miteinander sprechen...die letzte Zeit war einfach anders, als wenn ich in der Zeit zurückgereist bin. Ich bin gerne in deiner Nähe. Ich bin gerne bei dir und ich unterhalte mich gerne mit dir. Ich habe es vermisst, vermisst einfach deine Freundin...oder eine Freundin zu sein."
Ihre Worte waren voller Gefühl, aber auf einer anderen Ebene als damals. Sanft legte ich meine Hand auf ihre, strich mit meinem Daumen über ihre Haut, sah sie an. "Ich vermisse Nähe, ich vermisse es einfach jemanden nahe zu sein" Sie rutschte noch ein Stück näher, ich konnte ihre Wärme direkt spüren.
"Das ist ganz normal, Harry. Es ist menschlich sich nach Nähe, Geborgenheit und Körperkontakt zu sehnen" Flüsterte sie sanft, was mich komischerweise erregte. Vor mir saß Olivia, doch in meinen Augen wünschte ich mir, dass es Lila ist. Meine Lila, ihre Nähe, ihre Geborgenheit. Auch wenn dieses mit Abstand das Schlimmste ist, was ich ihr antun kann, tat ich es. Ich zog Olivia zu mir, schloss meine Augen und küsste sie fordernd.
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Late Night Talking (H.S.)
FanfictionHast du dich schon einmal gefragt wie es ist, wenn du einfach einen Neuanfang wagst. Wenn du mit 30 noch einmal von vorne beginnst und dich dazu entscheidest in einer Bier Bude bei Harry Styles Bier auszuschenken und ein Teil der finalen Shows von L...