57. London - Denny und Harry

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Lila

„Lila, dein warmer Kakao und die Schokolade sind..." doch weiter sprach Denny erst gar nicht als er mich mit Harry sah, blieb er prompt im Türrahmen stehen. „Sorry ich... ich wusste nicht, dass..." „DAS WAS??? DU IMMER NOCH IN MEINEM HAUS BIST?" schrie Harry direkt drauf los.

Vorsichtig schob er mich von sich weg und geht auf Denny los. „habe ich dir nicht am Telefon schon klar zu verstehen gegeben, dass du dich verpissen sollst?" zischte er und baute sich vor ihm auf. Was um alles in der Welt war, denn plötzlich in Harry gefahren. „Harry! Hör auf!" rief ich, ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Warum eigentlich nicht? Hatte ich Angst, dass er mich auch so anschrie?

„Ich werde im Gegensatz zu dir mein Mädchen NICHT einfach alleine lassen!" konterte nun Denny provokant und verschränkte seine Arme vor der Brust. Abwartend sah er Harry an, der mit dem Rücken zu mir stand und ich an seiner hektischen Atmung sehen konnte, dass er kurz davor stand zu explodieren. „Harry... bitte..." flüsterte ich leise, ging vorsichtig einen Schritt auf ihn zu und legte meine Hand behutsam auf seine Schulter, als ich bei ihm angekommen war.

Doch genau in diesen Moment riss er seine Arme hoch und traf mich mit voller Wucht unter meinem Kinn. Meine Zähne knallten aufeinander, ein stechender Schmerz durchzog meine Zunge und ich schmeckte sofort diesen Eisengeschmack von Blut in meinem Mund. Schwankend torkelte ich zurück und hielt mir meine Hände vors Gesicht.

„Fuck!!! Babe!" „LILA!!!" Beide Männer drehten sich zu mir und kamen auf mich zu gelaufen. Nun war ich es die sofort schützend ihre Hände vor den Körper hielt „fasst mich nicht an!!! Alle beide nicht!!!" fauchte ich und sah keinem der Zweien an. Tränen bildeten sich in meinen Augen und war mal wieder maßlos überfordert mit der aktuellen Situation. „Babe, ich wollte das nicht... ich wusste nicht, dass du hinter mir stehst... bitte lass mich mal sehen du... du blutest, Lila" sagte Harry mit leiser Stimme und griff vorsichtig nach meinen Händen, um sie sanft nach unten zu drücken. Doch wieder stieß ich ihn weg, in dem ich ihm meine Hände entzog und einen Schritt zurückging. „Fass mich nicht an!" wiederholte ich leise, aber mit deutlichem Nachdruck.

Noch immer war mein Blick zur Seite gerichtet und ich lief mit schnellen Schritten vorbei an den Beiden, nach oben zurück ins Schlafzimmer. Schlurzend knallte ich die Tür hinter mir zu, schloss diese ab und kauerte mich aufs Bett zusammen. Wieder einmal lag ich hier, allein und weinte. Langsam wurde das zum Alltag. Doch was sollte ich tun? Harry war weg, war abgehauen und ich hatte keine Ahnung wohin. War er bei Olivia? War er wieder zu seiner Ex gegangen?

Mit blieb nichts anderes übrig als Denny anzurufen, der 5 Minuten später vor Harrys Tür stand und mich wortlos sofort in seine Arme zog. Er war da, er ließ mich nicht allein, er hatte mir zugehört und mir zu mindestens für meinen Moment das Gefühl von Verständnis gegeben.

‚Süße, ich werde bei dir sein, ganz egal wie es weiter geht. Ganz egal was dieses doofe Ergebnis morgen bringen wird. Ich werde hier an deiner Seite sein, deine Hand halten und gemeinsam den Weg mit dir gehen! Ich verspreche es dir!' hatte Danny mir gesagt, nachdem wir eine ganze Weile auf der Couch saßen und ich einfach mich an seiner Schulter ausgeheult habe. Über alles, über Harry, über meine Angst und vor allem über meine Sorgen.

Es dauerte nicht lange da klopfte es an der Tür und der Griff wurde runtergedrückt. „Babe, bitte mach die Tür auf?" hörte ich Harry von außen. Doch ich dachte gar nicht erst daran die Tür zu öffnen. Wieder klopfte er, rief nach mir und wollte, dass ich ihn ins Schlafzimmer ließ. Doch nichts davon tat ich. Mit dem Rücken zur Tür gedreht lag ich da, weinte leise und bemitleidete mich einfach selbst.

Harry schien irgendwann aufzugeben, denn nach einer Weile hörte ich nichts mehr von ihm und es machte sich eine drückende Ruhe im Haus breit. So sehr, dass ich irgendwann ungewollt meine Augen schloss und einfach einschlief. Erst das Poltern gegen die Tür riss mich wieder aus meinem Schlaf. „Lila!! Bitte mach die Tür auf!" Denny!

„Geh weh!!! Lasst mich in Ruhe!!" keifte ich. Ich wollte niemanden sehen, niemanden hören oder gar mit jemanden reden. „Bitte Lila! Dein Handy... die Arztpraxis versucht dich zu erreichen..." Stopp! Was? Panisch sprang ich aus dem Bett und rannte zur Tür. Ich riss die Tür auf und sah in Dennys besorgtes Gesicht. Hinter ihm stand Harry, der mein Handy in der Hand hielt und es mir überreichte. „Du solltest zurückrufen!" hauchte er mit leise zu.

Einen Moment sah ich das Ding in meiner Hand nur an, bevor ich meinen Kopf anhob und mit Tränen in den Augen in Harrys Gesicht sah. „Ich... hab Angst!" gab ich leise zu wodurch er sofort einen Schritt auf mich zu kam. Doch ich schüttelte hastig den Kopf und entfernte mich direkt wieder von ihm. „ich... mach das allein..." nuschelte ich und schlug die Tür vor der Nase der beiden Männer wieder zu. Zu mindestens war das mein Plan. Denny hatte viel zu schnell reagiert und seinen Fuß zwischen Türrahmen und Tür gestellt.

„Vergiss es!! Da wirst du garantiert nicht alleine anrufen!" seine Stimme war fest, bestimmend aber auch besorgt. Wir wussten alle, dass dieser Anruf über mein Leben, über meine Zukunft bestimmte. Ganz egal wie das Ergebnis war, es würde sich was ändern. Vielleicht sogar alles!

Langsam öffne ich die Tür wieder, schaue erst Denny und dann Harry an. Beide schenken mit einem schiefen Lächeln, zeigten mir, dass sie da waren. Ganz egal wie es ausging. Nickend hob ich mein Handy in der Hand hoch. Mit zittrigen Fingern wählte ich die Nummer der Praxis. Doch ich kam gar nicht dazu diese zu wählen, denn wie aus dem Nichts begann, es wieder zu klingeln und der Name meines Arztes leuchtete auf.

„Jetzt geh schon ran!!" forderte mich Denny auf und schlug mir vorsichtig gegen den Oberarm. Kurz sah ich ihn erschrocken an, wusste erst nicht, was er von mir wollte, bis mir wieder bewusstwurde, was hier eigentlich los war.

„Sorry..." nuschelte ich, ehe ich endlich festentschlossen den Anruf annahm und mein Handy an mein Ohr hielt. „H... H... Hallo?" stotterte ich leise. „Miss Bloom-Berger?" hörte ich die bekannte, tiefe Stimme des Arztes, der mich untersuchte. „J...ja. Ist... ist am Telefon..." mein ganzer Körper war angespannt und zitterte. Mir wurde heiß und zeitgleich fürchterlich warm. „Sehr gut, Miss Bloom-Berger, wir haben die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen. Ich würde diese gerne mit Ihnen persönlich durchgehen. Können Sie noch heute zu mir in die Praxis kommen?"

Mein Herz raste, der Puls rauschte an meinem Ohr. Ich hielt die Luft an. Es war nie gut, wenn ein Arzt irgendwelche Ergebnisse persönlich in der Praxis besprechen wollte, oder? Das war kein gutes Zeichen. „Miss, sind Sie noch dran?" wurde ich bin Arzt aus meinen Gedanken gerissen. „ja... ja... ich komme in... die Praxis." Antwortete ich leise. Nicht einmal hatte ich Harry oder Denny angesehen. Ich wusste genau mit welcher Besorgnis sie mich ansahen.

„Sein Sie um 16 Uhr da..." mehr bekam ich nicht mehr mit. Mein Kopf schaltete aus und ich nahm alles nur noch verschwommen wahr. Jemand nahm mir das Handy aus der Hand. War es Harry? Oder Denny? Ich hatte keine Ahnung. Wortlos drehte ich mich um, ging ins anliegende Bad und zog mich aus. Ich musste dringend vorher duschen, mich sauber machen.

„Lila, hey... hey jetzt warte doch mal. Was ist los? Was hat der Arzt gesagt?" Harry griff behutsam nach meiner Hand und hielt mich fest. Er stellte sich vor mich, sah in meine Augen und legte seine Hände auf meine Schulter. „Babe..." hauchte er. Doch alles außer ein „ich muss hin..." bekam ich nicht raus, drückte mich an ihm vorbei und ging in die Dusche. Mir war nicht bewusst, dass ich anfing die Leute von mir wegzustoßen. Ich merkte nicht, wie ich mich immer weiter von Harry entfernte. Ich wusste nur, dass ich definitiv nicht nur eine Zyste hatte. Das stand fest... 

Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt