60. London - Back to the roots

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Harry

"Du hast was?" kam es fragend von mir, ich wich ein bisschen zurück mit dem Kopf, damit ich sie anschauen konnte. "Ich habe sie zum Essen eingeladen, es war spontan und fühlte sich in dem Moment richtig an...also für mich fühlte es sich richtig an. Jetzt wenn ich dich so sehe, dann bin ich mir nicht mehr sicher, ob es richtig war. Oh Gott, war es nicht richtig?"

"Hey! Natürlich, ich bin nur überrascht Babe! Überrascht das du es machst, nach der ganzen Zeit. Ich meine...also...Ich habe Kontakt zu Pauli, hatte ich die ganze Zeit, er gehört zu einem Teil meines Lebens dazu und er hat für mich gearbeitet, ich pflege Kontakte. Ich möchte nicht sagen, dass du das nicht machst, nur zum Protokoll! Ich möchte nur ehrlich zu dir sein, der Abend, das Treffen...es kann wirklich sehr aufwühlend für dich sein. Ich dachte eher daran, dass ihr redet, du und Tina und ihr beiden euch erstmal allein vielleicht treffen solltet?"

Ihr Blick war nicht klar zu deuten, einzuschätzen. Derzeit war sie ein ungeschriebenes Buch für mich, was ich manchmal nicht lesen konnte oder ehrlich gesagt nicht lesen wollte. Natürlich liebe ich sie, doch macht sie es mir nicht leicht, dass ich diese Liebe auch ständig aufrechterhalten kann, ohne mich selbst zu belügen oder zu verlieren.

"Weißt du etwas, was ich nicht weiß?" Ich sah sie an, nahm ihre Hand in meine. Ich wusste, dass die Wahrheit hier jetzt nicht an richtiger Stelle war, eine Lüge es aber noch schlimmer machen würde, daher entschied ich mich für ein Zwischending.

"Nicht direkt Lila. Ich weiß, dass Pauli und Tina sehr glücklich sind, sie dabei sind ein gemeinsames Leben aufzubauen und dieses weit über nur verknallt sein hinausläuft. Sie haben sich gefunden, sind wirklich sehr passend und stimmig miteinander. Ich bin nicht in der Position alle Details zu erfragen oder mitzuteilen, dieses müssen die beide selbst machen. Ich weiß, dass ich dich damit im Ungewiss stehen lasse, doch bitte ich dich, dass du es dabei belässt und es nicht zu einer Sache zwischen uns machst. Ich finde es gut, dass ihr endlich geredet habt, und ich freue mich, dich auf dieses Treffen zu begleiten. Du bestimmst den Rahmen, die Regeln und wie der Abend verläuft, okay? Ich bin an deiner Seite und werde dich nicht im Stich lassen."

Nickend sah sie mich an, beließ es tatsächlich mal bei meinen Worten, ohne mir mal wieder ins Wort zu fallen, mich auszufragen oder wieder eine riesige Dramaszene daraus zu machen. "Okay, ich bin gespannt, wie der Abend verläuft. Ich habe daran gedacht, dass wir gemeinsam zu diesem Italiener gehen können, da wo wir damals zum ersten Mal waren, es war lecker dort und naja, da fing alles an...ich schwebe ein bisschen in Erinnerungen." Sanft legte ich mich zurück aufs Kissen, zog sie an mich, konnte ihre Wärme an meinem Körper spüren.

"Klingt gut, ich bestelle uns ein Tisch. Es ist gut, dass du mal wieder das Haus verlässt und unter Menschen bist, Babe...du brauchst das!"

Wir unterhielten uns noch einige Zeit, bis ich unter die Dusche ging, ein Ritual wie so oft. Nicht nur um mich von meinem Tag, meinen Lasten, meinem Schweiß zu befreien...nein, um auch Druck abzulassen. Meine rechte Hand ist mittlerweile meine bessere Hälfte geworden. Es dient nicht direkt zum Spaß, sondern eher, um es einfach rauszulassen, die Anspannung loszuwerden.

Wie ein Teenager stand ich zu Wand in der Dusche und wedelte mir einen, damit ich wenigstens etwas Befriedigung empfand. Meine Gedanken dabei? Leider erwischte ich mich öfters dabei, dass diese nicht nur bei ihr, meiner Freundin lagen. Nicht weil ich sie nicht attraktiv fand, sie war verdammt attraktiv und scharf...doch leider war sie nicht mehr die Lila in die ich mich verliebt habe. Derzeit war sie eine Hülle voller Angst, Frust und Depressionen, die sie zu sehr im Griff hatten.

Die Tage vergingen wie ein Schleier, flogen an mir, an uns vorbei. Jeder Tag eine Herausforderung, etwas Neues, nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Es gab Höhen, Tiefen und es gab natürlich auch Diskussionen. Diskussionen wegen Dummheiten und Kleinigkeiten. Ich muss gestehen, dass der Freitagabend nicht schnell genug kommen konnte. Mir fiel die Decke auf den Kopf, ich musste raus, unter Menschen, ohne mich schlecht zu fühlen, sie allein zu lassen. Sie sah sehr gut aus, hatte sich endlich mal wieder nach so langer Zeit zurecht gemacht und sich leicht in Schale geworfen. Ich bin kein Mensch, der darauf eigentlich Wert legt, doch ich bin auch nur ein Kerl und das Optische macht oftmals die Erregung des Inneren aus.

Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt