16. The Morning of Wembley Night 1

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Harry

"Mir ist deine Unterwäsche gerade echt ziemlich egal, muss ich gestehen. Ich will einfach nur ins Bett und meine Ruhe haben." Nuschelte ich genervt, was sie nur mit einem Kicherndem "Häh" kommentierte. Ich ging auf sie zu, setzte mich zu ihr auf die Bettkante und half ihr aus dem Kleid, was ich dann in meiner Hand behielt. Sie sah mich fragend und mit einem Schmollmund an.

"Du bist ganz schön attraktiv." Nuschelte sie los und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Leicht grinsend nahm ich ihre Hand herunter und legte diese in ihren Schoß. "Und du bist ganz schön betrunken Madame." "Japp, Pauli ist schuld...nein du...du hast mich eingeladen...und der ganze Wein...ich war so nervös...habe vorher nichts zu mir genommen und dann dieser Schnaps...oh man...ich bin still." Unterbrach sie ihre schnellen Worte und ließ sich zurück aufs Kissen fallen.

"Für das erste richtige Treffen war dieses natürlich keine Glanzleistung, aber so hinterlässt du wenigsten einen Eindruck...egal ob gut oder schlecht." Lachte ich leise los und bekam ihre Aufmerksamkeit. Sie riss die Augen auf und wurde ziemlich blass. Langsam setzte sie sich auf.

"Ich brauche nochmal den Eimer...denke ich." Da dieser weiterweg stand konnte ich ihr nur noch das Kleid unterhalten und sie entleerte nochmals ihren Magen. Ich musste mich zusammen reißen nicht mit zu kotzen, doch wollte ich dieses nicht zeigen. Es kam nicht mehr viel, nur noch Galle.

Nachdem sie anscheinend fertig war, faltete ich das Kleid wie einen Sack, stand auf und schmiss es achtlos in den Eimer. "Es tut mir so alles so leid" konnte ich sie schluchzen hören, ging zu ihr und setzte mich wieder auf die Bettkannte. "Hier trink bitte dieses Glas Wasser und dann versuch zu schlafen. Langsam setzte sie sich auf, nahm fragend das Glas. "Nur Wasser?" Kopfschüttelnd verneinte ich ihre Frage. "Wasser, Aspirin und dann noch bisschen Vitamin C Pulver. Hilft zur Vorbeugung vor den erwarteten Kater. Ich bringe dir gleich noch den Eimer und lasse die Tür auf, wenn was ist, dann ruf mich einfach. Ich bin nur die Treppe rauf." Nickend stimmte sie meinen Worten mit einem Danke zu, trank vorsichtig das Glas aus.

Als ich mit dem Eimer wieder kam, lag sie schon mit der Decke bis zur Nase im Bett. "Lila?" Keine Reaktion, sie war verdammt schnell eingeschlafen und sah ziemlich mitgenommen, aber auch verdammt niedlich aus. Leise stellte ich den Eimer ans Bett, strich ihr die Haarsträhne, die an ihrer Stirn klebte zur Seite und verließ dann das Gästezimmer. Die Tür ließ ich einen Spalt offen. Die kleine Lampe auf der Kommode im Flur, ließ ich auch vorsichtshalber an. Bevor ich mich ins Bett machte, schmiss ich ihr Kleid noch in die Maschine und ließ diese es reinigen.

Das leise Summen meines Handys ließ mich aus dem Schlaf holen. Mit einem Blick zur Seite, zeigte mir der Wecker halb 8 an. Recht früh, doch wird es heute ein anstrengender Tag sein. Mein übliches morgen Programm stand an. Ich stand auf und hörte mich erstmal im Flur um. Stille, nichts mehr als Stille. Langsam ging ich die Treppe hinunter und sah leicht durch den Türspalt nach Lila. Diese war noch am Schlafen. Ich konnte sie leicht schnarchen hören, was typisch nach so einem Alkoholkonsum war. Wenn ich mich nicht irre, muss sie bestimmt 2 Flaschen alleine zu sich genommen haben. Starke Leistung.

Nachdem ich mich umzog, ging es direkt zu meiner morgendlichen Joggingrunde und auf dem Rückweg werde ich noch frisches Obst und etwas herzhaftes für ihren Kater besorgen.

Während ich durch den Wald lief, konnte ich meine Gedanken an gestern nicht abschalten. Viel zu lustig war die Aktion, die ich hier erlebte. Wieder einmal eine Erinnerung, die ich nicht vergessen werde. Auch wenn es recht untypisch für mich ist, dass ich so achtlos jemand Fremdes in mein Haus einlud, umso schlimmer muss es für sie sein. Jeder erlebt mal solche Momente, doch wird sie dieses nun öfters zu hören bekommen, denn Jeff ist einer, der manchmal solche Aktionen tausendmal hinterfragt. Er ist ein wahnsinnig toller Mensch und ich denke das wird Lila auch noch erfahren, doch jetzt muss sie sich erstmal auf eine – Was war das Aktion – einstellen.

Mit jedem Schritt auf dem Pfad ging es mir besser und ich bekam die Energie, die ich brauchte, um zu funktionieren. Mir ging es gut, ich war bereit für Wembley und freute mich innerlich auf meine Familie. Fuck. Meine Familie. Ruckartig blieb ich stehen, zog mein Handy aus der Tasche und öffnete den Chat mit meiner Mom.

-Wir werden gegen 12 Uhr bei dir sein, damit wir zu Mittag essen können...-

Okay, es war an der Zeit zurückzugehen und Lila aus den Federn zu schmeißen. Erstens habe ich keinen Bedarf, dass sie so meine Familie kennenlernt und zweitens wäre dieses auch nicht in ihrem Sinne, da sie sich bestimmt ziemlich beschissen fühlt. Schnell setzte ich meinen Sprint fort, rannte zurück und besorgte auch nichts mehr.

Zuhause ging ich in die Küche, schmiss den Kaffeevollautomaten an, schnappte mir den Saft aus dem Kühlschrank und bereitet ihr ein würdiges Katerfrühstück mit Orangensaft, einer halben Grapefruit, zwei Toast mit gesalzener Butter und einer sauren Gurke zu. Dazu gab es einen starken Kaffee. Da ich nicht wusste ob sie Milch oder Zucker in diesem bevorzugte, stellte ich ein kleines Glas mit dieser dazu.

Als ich das Zimmer betrat, traf mich der starke Geruch von Erbrochenem und auch Suff. Leise stellte ich das Tablett auf den Nachtschrank, öffne anschließend erstmal das Fenster und konnte sie schnauben hören. Als ich zu dem Bett sah, saß sie senkrecht in diesem und sah mich zerknautscht an.

"Guten Morgen Schlafmütze" huschte es mit einem Grinsen über meine Lippen, was sie nur mit einem brummenden "Morgen" erwiderte. "Ich habe dir ein kleines Katerfrühstück zubereitet. Leider muss ich dich danach rauswerfen, da meine Familie bald kommt. Iss alles in Ruhe, nimm eine Dusche und dann kümmere ich mich darum, dass du wieder in dein Hotel kommst."

Nickend stimmte sie stumm meinen Worten zu und ich stellte ihr das Tablett aufs Bett. Sie trank sofort einen riesigen Schluck Orangensaft und ich konnte mir direktvorstellen, wie sehr sie dieses genießen muss. Nach dem Suff ist das Papp Maul einfach das schlimmste überhaupt.

Ich wollte sie ungestört lassen und ging zur Tür, bis ich ihre verschlafene Stimme wahrnahm. "War ich sehr schlimm?" Grinsend drehte ich mich zu ihr. Sie saß schmollend und leicht beschämt im Bett. "Definiere schlimm" Meine Aussage ließ ihre Augen weiten und sie schlug sich ruckartig die Hände vors Gesicht. "Verdammt...also ganz schlimm" Ich konnte mein Lachen nicht zurückhalten und setzte mich zu ihr auf die Bettkante.

"Sieh mich an Lila." Bat ich sie leicht lachend, doch schüttelte sie nur den Kopf, daher drückte ich ihre Hände runter, bis sie mich anstarrte. "Dafür das wir uns nicht kennen und ich sozusagen der Boss deines Bosses bin, war es nicht gerade eine Glanzleistung. Aber doch habe ich mich amüsiert und einen sehr interessanten Abend erlebt. Natürlich bevorzuge ich Frauen auszuziehen, die sich nicht vollkotzen und dann in einen Suffkoma fallen...doch war es mir eine Ehre, dass ich es bei dir machen durfte."

Ihr war anscheinend noch immer nicht zum Lachen zumute. Ich hielt ihr den Toast hin, den sie schmollend annahm und hineinbiss. "Lila es ist wirklich alles gut, mach dir bitte keinen Kopf. Jetzt iss mal alles auf und ich lege dir frische Kleidung ins Badezimmer...dein Kleid ist leider noch nicht trocken, das kann ich dir aber heute Abend zur Show mitbringen. " Mit diesen Worten stand ich endgültig auf, verließ den Raum und ließ sie mit dem Frühstück alleine.   

Late Night Talking (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt