Kapitel 16

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Camilla
„Ich weiß nicht ob er Lust hat, wieder was mit mir zu machen, verstehst du? Er hat sich seit dem Tag am See nicht bei mir gemeldet," grübelte Lucia neben mir. Es ging um niemand anderen als Alex Brown, wen auch sonst. Ich hatte ihr vorgeschlagen, dass sie mit ihm während meiner Nachhilfe etwas unternahm. „Mensch Lucia, wir sind doch nicht im 18. Jahrhundert. Du kannst ihn dich genauso gut fragen," mischte sich Tyler ein. Recht hatte er. „Ja schon, aber ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich ernsthaftes Interesse hat, oder mich nur hinhält."

Gerne hätte ich ihr diese Sorge genommen, denn Damion hatte mir gesagt, dass Alex mit ihr glücklich wirkte. Aber ich kannte ihn nicht, wusste nicht, wie er tickte. Das heißt eigentlich schon. Normalerweise bedeuteten ihm Flirtereien mit Mädchen ziemlich wenig. Und auch wenn ich mir das bei Lucia kaum vorstellen konnte, war da dieser kleine Funken Zweifel, der mich zum Schweigen brachte. Das letzte was ich wollte, war ihr falsche Hoffnungen zu machen. „Komm doch einfach gleich mit mir und schau ob er auch da ist und dann siehst du ja, was sich ergibt. Am See habt ihr euch doch super verstanden", ermutigte ich sie dennoch.
Damion hatte mir schließlich gesagt, dass Alex glücklich wirkte.

Und er hatte noch so viel mehr gesagt. In den letzten Tagen hatte ich oft über das Gespräch mit ihm nachgedacht und hatte beschlossen, dass ich diese Grenze bei ihm nie wieder überschreiten wollte, falls es überhaupt so weit kam. Natürlich hatte ich niemandem davon verraten, er hatte es mir schließlich im Vertrauen erzählt. Es erschien mir falsch es Lucia oder gar Levin zu erzählen, der sich wahrscheinlich nur darüber lustig machen würde. Mir war klar, dass Damion sich nicht oft und auch nicht zu vielen so öffnete und ich wollte das auf keinen Fall ausnutzen. Ich weiß nicht warum, aber ein kleiner Impuls in mir wollte, dass ich diejenige war, der er vertrauen konnte. Eigentlich völlig albern, als ob Davis wollte, dass ich das für ihn war. Nicht in diesem Leben. Andersrum hätte er es mir nicht erzählt, wenn er mich nicht für vertrauenswürdig halten würde, oder?

Ehe ich mich versah, war es Zeit für die Nachhilfe. Lucias gut Laune die mich, wie so oft ansteckte, gemischt mit der Tatsache, dass ich gleich Damion wieder sehen würde, steuerte ich mit Lucia die Bücherei an. Das Bild von Damion beim Basketballspielen am See trat mir wieder vor Augen, doch ich drängte es mit Gewalt zur Seite. Das war jetzt wirklich der denkbar schlechteste Zeitpunkt. Lucia ging als erstes durch die Tür und ich folgte ihr. Doch diesmal waren wir die ersten.

„Ha, dass ich mal mit dir im Schlepptau pünktlich bin, hätte ich nicht gedacht," witzelte Lucia. „Haha. Wahrscheinlich müssen die Champions sich erst noch zehn Jahre ihre Haare oder sonst was machen," konterte ich und Lucia lachte, wurde dann jedoch wieder ernst. „Dabei hat Alex es wirklich nicht nötig. Er sieht wirklich zu jeder Tageszeit absolut perfekt aus. Wahrscheinlich würde er genau so aussehen, wenn man ihn um 3 Uhr nachts aus dem Schlaf reißt," schwärmte Lucia los. Ich wusste was sie meinte. Natürlich nicht in Bezug auf Alex, sondern auf Damion.
Egal was für ein Arsch er sein konnte, er sah makellos perfekt aus und zwar immer.

„Na das hört man doch gerne!" Lucia versteinerte neben mir. Alex und Damion hatten hinter uns den Raum betreten und vermutlich ihre letzten Worte gehört. Sie vergrub das Gesicht in den Händen. „Hey ihr zwei Anschleicher," versuchte ich die für Lucia peinliche Situation zu überspielen. „Hey Lucia," sagte Alex jetzt wieder etwas weicher und er nahm sie zur Begrüßung tatsächlich in den Arm und raunte ihr irgendwas ins Ohr, was sie zum Lachen brachte.
Ich warf Damion einen vielsagenden Blick zu. Er zwinkerte mir verschwörerisch zu, was meinen Magen schon wieder zum Kribbeln brachte. Dass er mich nicht umarmte, konnte ich vor allem nach seinem Geständnis, mehr als gut verstehen. Außerdem brauchte ich auch keine Umarmung, erst recht nicht von Davis.
Soweit kam es noch.

„Na, wie sieht es mit Spanisch aus?", fragte er und grinste dabei leicht. Okay, du musst dich jetzt mal zusammenreißen und ihn nicht so anschmachten, wie ein Pferd. Ich gab mir eine mentale Ohrfeige und raffte mich. Die Erwähnung von Spanisch half dabei, denn Mr. Fernández hatte sich auch diese Woche wieder etwas komisch verhalten. Er hatte gefragt, ob ich nochmal über seinen Vorschlag nachgedacht hätte und mir eine Hand auf die Schulter gelegt, was irgendwie sehr merkwürdig gewesen war. Trotzdem hatte ich es keinem erzählt, da ich immer noch davon ausging, dass er eine gute Absicht hatte.

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