don't want to love you

Kapitel 39

Damion
Ich fühlte mich unglaublich erleichtert. Camilla wusste nun alles von meiner dunklen Vergangenheit, aber sie verurteilte mich nicht. Im Gegenteil. Sie war total verständnisvoll gewesen und gab mir das Gefühl, normal zu sein. Ich hätte zwar auch nichts anderes von ihr erwartet, aber es hatte mich trotzdem eine riesige Überwindung gekostet, darüber zu sprechen.
Ich habe darüber noch nie mit jemandem gesprochen.
Die Jungs wissen zwar, dass es zwischen Cassy und mir nicht schön ausgegangen ist, aber was genau passiert war, hatte ich ihnen nie erzählt. Ich hatte immer sofort dicht gemacht, bis sie mich irgendwann damit in Ruhe gelassen hatten. Aber vor Cami wollte ich nicht dicht machen. Ich wollte mich ihr anvertrauen, denn sie gehörte jetzt zu mir. Kein Noah oder sonst irgendein Typ, der sich irgendwas bei ihr erhoffte.
Sie war zwar noch nicht meine Freundin, aber nach letzter Nacht hatte sich etwas zwischen uns verändert.

Ich hatte es endlich aufgegeben, mich zurückzuhalten und ich war sehr froh darüber. Schließlich hatten sich ihre Lippen so schön angefühlt, so unschuldig und zugleich voller Sehnsucht nach mehr.
Ich war ihr erster Kuss gewesen, auch wenn es sich nicht so angefühlt hatte, als hätte sie das noch nie gemacht. Im Gegenteil, Cami hatte mich unfassbar scharf gemacht.
So sehr, dass ich sie fast auf diesem verdammten Geländer gevögelt hätte. Allein beim Gedanken daran pulsierte ich und wollte nichts mehr, als sie zu spüren. Verdammt. Trotzdem schaffte ich es irgendwie mach einer Weile einzuschlafen.

Ich fand mich wieder auf Camis Party.
War die nicht gerade erst vorbei gewesen? Ich sah alles von oben. Sah, wie ich zum Steg ging und Cami mir hinterher ging. Warte mal, das war gar nicht ich, das war dieser Noah. Alles spielte sich genau ab wie vorhin, doch jetzt war er an meiner Stelle. Er war derjenige, der sie küsste, sie berührte. Fuck, ich wollte wegsehen, doch es ging nicht. Ich konnte nicht, es war, als würde ich einen Film sehen. Sie mit ihm. Er presste sie an sich und im Gegensatz zu mir schreckte er nicht zurück. Er machte weiter, zog ihr Kleid hoch und ließ seine Finger darunter gleiten.
Was zur Hölle?

Schweißgebadet wachte ich plötzlich kerzengerade in meinem Bett auf. Ich hatte nur geträumt. Verflucht realistisch der Scheiß. Und jetzt würde ich dieses Bild nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Obwohl das eigentlich einer meiner schönsten Erinnerungen hatte werden sollen.

Es waren die letzten Wochen vor den Sommerferien angebrochen und die Basketballmeisterschaft wurde immer greifbarer. In ein paar Tagen würden wir eins der wichtigsten Spiele der Saison haben und ich war super nervös. Eigentlich unberechtigt, denn wir waren in Bestform. Meinen Abschluss machte ich zum Glück erst nächstes Schuljahr, weshalb es jetzt noch nicht allzu stressig in der Schule zuging. Als ich wie jeden Morgen durch die Flure lief, hatte ich das Gefühl, dass mich noch mehr Augenpaare beobachteten als sonst. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber dann bekam ich ein ungutes Bauchgefühl, dass etwas nicht stimme. Viele Schüler tuschelten, doch verstummten sobald ich näherkam.

Als ich die Treppe hoch, kurz vor meinem Klassenzimmer an zwei Mädchen vorbeilief, schnappte ich die Wortfetzen „Camilla? Was eine Schlampe", auf und war kurz überlegt etwas zu sagen, denn ich war mir sehr sicher, dass es um meine Camilla ging.
Was war nur los?
Gingen Gerüchte über Cami und mich herum? Verwirrt betrat ich die Klasse und fragte Alex, ob er wüsste was los sei. „Hast du's noch nicht gesehen?", fragte dieser und zog sein Handy hervor. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, denn ich hatte mein Handy heute noch nicht gecheckt. Ich war ohnehin spät dran, weil die Erinnerungen an Cami mir den Schlaf geraubt hatten.

Auf Insta hatte ein anonymer Account ein Video gepostet. Es war von Cami und mir. Vom Wochenende. Von der Nacht, in der wir nachgegeben hatten.
Der Nacht, in der meine Lippen ihre berührt hatten. In der meine Zunge in ihren Mund vorgedrungen war. In der ich sie angefasst und enger an mich gepresst hatte. Und all das war auf dem Video zu sehen. Wie sie in ihrem wunderschönen Kleid auf dem Geländer saß und mich mit ihren Beinen an sich zog. Fuck. Das Reel endete zum Glück, bevor ich sie von mir gestoßen hatte. Trotzdem war es eine einzige Katastrophe.
Welcher Wixxer hatte uns heimlich gefilmt und es dann auch noch gepostet?
Es war unser erster Kuss gewesen, ein sehr intimer Moment, der nur Cami und mir hätte gehören sollen. Und jetzt wurde uns das genommen, denn jeder der Instagram besaß teilte ihn mit uns. Ich konnte mir denken, wer dahintersteckte. Noah. Dieser Mistkerl.