Kapitel 63

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Tyler
Die letzten zwei Wochen vor den Sommerferien waren eigentlich immer die Schönsten für mich gewesen. Doch dieses Jahr waren es die Schlimmsten überhaupt. Alles war beschissen. Zu Hause drehte mein Dad momentan völlig durch, weil ich ihm gesagt hatte, dass ich nur über meine Leiche mit in den Familienurlaub kommen würde. „Gut, dann fährst du aber auch nicht mit deinen Freunden nach Spanien," hatte er gesagt. Ich wusste ohnehin nicht, wie ich mich dazu fühlen sollte, ein Zimmer mit Lucas zu teilen. Vielleicht war es sogar besser so. Wir waren uns in den letzten Tagen ein paar Mal über den Weg gelaufen und es war jedes Mal die Hölle für mich gewesen, einfach so an ihm vorbei zu laufen.

Als wäre nichts zwischen uns passiert. Als hätten wir nicht monatelang geflirtet, bevor er mich schließlich auf dem Schulhof geküsst hatte. Als wären wir nicht auf heimliche Dates gegangen. Als hätten wir nicht all die schmutzigen Dinge auf seiner Couch, in seinem Auto oder auf einem verdammten Berg getan. Als hätte er mir nicht die Sache mit Theo anvertraut.
Als hätte ich mich nicht Hals über Kopf in ihn verliebt.

Als hätte es nie ein uns gegeben.

Und das Schlimmste war, dass absolut jeder um mich herum glücklich war und es kotzte mich an. Cami und Damion waren absolut auf Wolke sieben und es tat fast weh mitanzusehen, wie süß sie zusammen waren. Natürlich freute ich mich für sie, aber ich wünschte mir nichts mehr, als sowas auch zu haben. Mit ihm. Sogar Lucia wirkte nahezu zufrieden. Sie war zwar immer noch in ihrer „Baddie Phase", aber wirkte zumindest nicht mehr ganz so mitgenommen. Und es war offensichtlich, dass es an Levin lag.

Ich wusste nicht genau, was die Beiden seit ein paar Tagen am Laufen hatten, doch ich konnte mir denken, dass es etwas rein Körperliches war. Lucia hatte bisher nichts davon erwähnt, vermutlich weil sie nicht wusste, wie Cami das finden würde. Jedenfalls wollte ich zwischen all meinen gut gelaunten Freunden keine Spaßbremse sein und gab mein Bestes, mir meinen Zustand nicht anmerken zu lassen. Bis ich es schließlich nicht mehr aushielt.

Unsere ganze Gruppe, inklusive Lucas, saß fröhlich lachend an unserem Stammtisch in der Cafeteria zusammen und plante den anstehenden Urlaub. „Ich muss dir was erzählen, Ty," raunte Lucas mir zu. Ich zuckte zusammen. Ty. Ich versuchte so wenig Emotionen in meinen Blick zu legen, wie möglich. „Hm?", brummte ich tonlos.
„Ich...hab mich gestern vor meinen Eltern geoutet," flüsterte er. Ich schluckte. „Das...das ist toll," erwiderte ich und setzte ein falsches Lachen auf. „Meine lassen mich wahrscheinlich nicht mal mit nach Spanien," seufzte ich. Keine Ahnung, warum ich ihm das anvertraute. Ich war es wohl einfach zu gewohnt, meine Sorgen mit ihm zu teilen. „Im Ernst?", fragte er entsetzt. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Als würde es dich interessieren," murmelte ich halblaut, doch er hörte es und zog die Brauen zusammen.

„Natürlich tut es das. Das weißt du. Ich vermisse dich." Mein Herz setzte einen Schlag aus. Aber das reicht nicht, sagte mir eine mahnende Stimme in meinem Kopf. „Ich meine es Ernst," sagte Lucas diesmal laut, als ich nichts erwiderte. Cami hatte uns vorher schon forschende Blicke zugeworfen, doch jetzt hatte er auch die Aufmerksamkeit der Anderen, die uns neugierig beobachteten.
„Du willst, dass ich zu dir stehe? Dann pass mal auf."

Ehe ich mich versah, kletterte Lucas auf die Bank, auf der wir saßen. Es erinnerte mich an mein Outing auf seiner Party. „Ich will gar nichts, was du nicht auch willst, Lucas," antwortete ich mit einer Vorahnung. „Und ich will dich, Ty. Und wenn ich das hier dafür tun muss, dann ist es das verdummt nochmal wert. Du bist es verdammt nochmal wert. Du bist mir so viel wichtiger als die Meinung der andern. Tut mir leid, dass ich es nicht schon eher erkannt habe."

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Genau wie die anderen am Tisch und um uns herum, die auf uns aufmerksam geworden waren. „Habt ihr das alle gehört? Ich bin verrückt nach Tyler Takoni und es ist mir scheiß egal, was ihr davon haltet!", rief er durch die ganze Cafeteria. Das hatte er gerade nicht wirklich getan, oder? Ich musste träumen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es mir gleich aus der Brust springen und alles was ich tun wollte, war ihn zu umarmen. Ihn zu küssen.

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