Kapitel 2

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Camilla
Was dachte dieser Idiot denn wer er ist? Mich „Kleine" zu nennen. Zugegeben, ich hatte nicht auf den Weg geachtet, aber er offensichtlich auch nicht! Naja, diese blöden Basketballstars sind sowieso nie an irgendwas schuld. Hatte er gegrinst, als er gegangen war? Er war ganz schön verwirrt, als ich mich ihm widersetzt habe. Ist dieser verwöhnte Schmarotzer scheinbar nicht gewohnt.

Schließlich machte ich mich weiter auf den Weg zum Spanischkurs. Viel zu spät und völlig außer Atem kam ich an. Wie erwartet bekam ich aufgrund meiner Verspätung eine ordentliche Standpauke von Mr. Fernandez, allerdings war mir das mehr oder weniger gleichgültig. Seufzend ließ ich mich neben Lucia fallen. „Was zur Hölle hast du denn bitte gemacht, dass du so spät bist?", fragte sie flüsternd. Tyler neben mir warf mir ebenfalls einen fragenden Blick zu. „Später," antwortete ich nur und schlug mein Buch auf. Es ging um irgendeinen Text über Madrid, aber meine Gedanken waren ganz wo anders. Was war das denn bitte gerade auf dem Sporthallenflur gewesen? Ich hatte rein aus Reflex gehandelt und ihm widersprochen. Ich konnte es Damion Davis einfach nicht erlauben, so mit mir zu sprechen. Natürlich war ich schuld, doch diese Genugtuung in seinem Blick hatte mich wütend gemacht.

Er ist der beliebteste Typ an der Schule, weil er der Kapitän der Highgate Flashes und mega erfolgreich ist. Und natürlich ist seine Beliebtheit auch seinem guten Aussehen verschuldet. Er hat nahezu schwarze Haare, die ihm leicht in die Stirn fallen und dazu leuchtend blaue Augen. Der perfekte Mix aus Engländer und Koreaner. Außerdem ist er durch das ganze Basketballtraining ziemlich gut gebaut. So ziemlich alle Mädchen himmeln ihn an, doch ihn lässt das scheinbar kalt. Zumindest habe ich das gehört. Damion Davis interessiert sich nur für sich selbst, Basketball, Partys und vielleicht noch etwas für seine ebenso abgehobenen Freunde. Ich habe echt keine Ahnung, warum ich gerade so viel über ihn nachdenke. Ich hasse diese Person. Ich mag eher Jungs, die liebevoll und zärtlich sind und nicht so arrogante Snobs. Früher mochte ich mal eine Zeit lang Tyler, weil er einfach so einen schönen Charakter hat, aber ich musste mir eingestehen, dass er schwul ist. Auch wenn er sich noch nicht offiziell geoutet hat, ist es offensichtlich. Von dieser alten Schwärmerei weiß allerdings fast niemand, nicht mal Lucia. Ansonsten hatte ich noch nie Gefühle für einen Jungen. Ich brauch das auch nicht. Ich habe schließlich meine Freunde und Familie und bin damit vollkommen zufrieden.

„Camilla!" Ich schreckte hoch. Mr. Fernandez stand vor unserem Tisch und schaute mich böse an. Es war wohl nicht das erste Mal gewesen, dass er meinen Namen gerufen hat. „Kannst du mir sagen, wie die Possesivbegleiter im Spanischen heißen?" Ich lächelte ihn entschuldigend an. „Nicht? Na dann würde ich an deiner Stelle jetzt mal besser aufpassen, anstatt Löcher in die Luft zu starren." Lucia warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Huch, da war ich wohl etwas abgeschweift. Ich war schon immer eher so der Träumer, während Lucia und Tyler stets Einserschüler waren und immer schön aufpassten. Ich weiß auch nicht woher sie diese Motivation nahmen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Stunde dann auch endlich vorbei. Kaum läutete es, fingen Lucia und Tyler an mich mit Fragen zu löchern. Also erzählte ich ihnen in allen Einzelheiten von meinem Zusammenprall mit Damion Davis. Lucia tickte komplett aus, weil
er ja der beste Freund von Alex Brown ist. „War Alex auch da?", war ihre erste Frage und sie wurde ganz rot und aufgeregt. „Nein, der Blödmann war alleine!" Die beiden guckten mich verwirrt an. „Blödmann?", fragte Tyler skeptisch. „Weißt du eigentlich was du für ein Glück hattest? Jedes Mädchen an dieser Schule würde ihre liebste Wimperntusche dafür hergeben," fügte Lucia hinzu. Ich schnaubte ironisch, erwiderte jedoch nichts, da ich ihn nicht vor Lucia beleidigen konnte, weil ich ja sonst noch aus Versehen Alex mit beleidigen würde. Also war ich still. Manchmal ist es einfach besser die Klappe zu halten, so wie jetzt. Ich packte meine Sachen und verließ zusammen mit Lucia und Tyler die Klasse.

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