Kapitel 26

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Camilla
Ich hatte nicht erwartet, ihn heute hier zu sehen. Nicht, nachdem er gestern einfach so verschwunden war. Nachdem er mir seine verletzlichste Seite gezeigt hatte und in meinem Arm eingeschlafen war. Ich war mir sicher, dass es was mit dem Todestag seiner Mutter zu tun hatte. Doch egal, wie Damion sein Verhalten rechtfertigen wollte, er hatte mich damit verletzt.

Und ich hatte mir den gesamten Samstag den Kopf darüber zerbrochen. Hatte ich etwas falsch gemacht? Keine Ahnung. Ich wunderte mich jedenfalls nicht, als ich sah, dass Alex allein gekommen war. Auch wenn es mir einen kleinen Stich versetzte. Dafür freute ich mich umso mehr über das Glück von Lucia. Sie hatte es mehr als verdient. Auch bei Tyler schien es ganz gut zu laufen. Zumindest hatte Lucas ihn vorhin fest umarmt.
Und das sah mir nicht nur freundschaftlich aus.

Mein Einspielen war miserabel. Gerade, als ich mich voll konzentrieren und alles ausblenden wollte, sah ich ihn. Damion stand auf einmal mitten in der Menge und starrte mich an.
Nein, den Gefallen würde ich ihm nicht tun.
Ich kratzte all meine Beherrschung zusammen und fokussierte mich nur auf den Ball. Doch ich spürte Damions Blicke in meinem Rücken und umso mehr strengte ich mich an. Und es funktionierte. Ein Ball nach dem anderem landete im gegnerischen Feld. Und unsere Gegner schienen überrascht. Der erste Satz war ein Kinderspiel.

Doch dann holten die anderen auf. Sie kannten  unsere Spielzüge jetzt und konnten uns besser einschätzen. Noch dazu kam, dass wir die Seiten gewechselt hatten und als Steller war ich direkt in Damions Blickrichtung, wodurch es mir unmöglich wurde, seine Anwesenheit auszublenden. Auch Tylers und Lucias Kräfte ließen nach und so schafften es die anderen mit zwei Punkten Abstand zu gewinnen. Der Schiri pfiff zu einer kurzen Pause. Lucia steuerte die Tribünen an und zog mich einfach mit sich. Und ich hatte keine Kraft, um zu protestieren. Stattdessen ließ ich mich neben Levin fallen und schnappte mir meine Flasche.

„Hey Cami, du warst wirklich gut. Vor allem im ersten Satz," fing mein Cousin an mich aufzubauen. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Die Blockheads sind aber auch nicht ohne. Sie haben unsere Taktik durchschaut," seufzte ich und stützte meinen Kopf auf einem Arm ab. „Deren Taktik war doch viel schlechter. Sie haben euch einfach nur geblockt," sagte Damion, der sich zu uns gesellte. Na super.
„Tipps vom Champion?", fragte ich halb genervt, halb belustigt.

Ich blickte zu ihm hoch. Er hatte tiefe Schatten unter den Augen. Sorge machte sich, ohne dass ich es wollte, in mir breit. Ich wollte nicht, dass dieser Junge leidet. Verdammt.
„Nein, ich wollte dir da nicht reinreden, tut mir leid. Du hast super gestellt," erwiderte er und lächelte. „Ist schon gut. Noch ein letzter Rat?", fragte ich ironisch mit Blick auf die Uhr.

„Versucht in den Rückraum zu spielen, den decken sie meistens nicht richtig," entgegnete Davis, allerdings kein bisschen arrogant oder besserwisserisch. Im Gegenteil. Der Tipp war sogar wirklich hilfreich. Trotzdem würde ich seine Taktik nicht umsetzen. Das würde seinem Ego gar nicht guttun. Ich nickte nur und ging zu meinem Team aufs Spielfeld.

Dann ertönte der Anpfiff zum letzten Satz. Alle waren angespannt. Auch ich. Aber da ich jetzt wieder mit dem Rücken zu Damion spielte, konnte ich mich wieder besser konzentrieren. Anfangs mussten wir jedoch erst mal einstecken.

Nach dem 0:5 nahm unser Team eine Auszeit. „Leute, wir müssen in die Rückräume spielen," gab ich widerwillig Damions Tipp weiter, auch wenn ich mich dafür hasste. Danach war es, als hätte jemand einen Hebel umgelegt. Tyler und Lucia erzielten einen Punkt nach dem anderen. Die Blockheads wurden immer unkonzentrierter und die Pässe in die Rückräume brachten sie völlig aus dem Konzept. So war es ein leichtes für uns und wir gewannen den Satz schließlich mit 25:19. Triumph machte sich in mir breit. Doch es hatte mich meine letzte Kraft gekostet.

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