Kapitel 29

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Damion
„Lach mich nicht aus. Ich habe ja auch schon die ein oder andere Erfahrung auf Partys gesammelt, aber mit Lucia ist es etwas anderes. Ich will nichts falsch machen," sagte Alex genervt. Gabriel räusperte sich.
„Okay, sorry Mann. Was genau willst du wissen?" Ich saß mit meinen Jungs in Gabriels Garten um ein Lagerfeuer herum, was Jay vorhin entzündet hatte. Jeder von uns hatte eine Dose Bier in der Hand.

Seit dem Karaoke-Auftritt waren ein paar Wochen vergangen. Ich hatte Camilla bis auf die Nachhilfestunden und den Workshop kaum gesehen.
Absichtlich.

Ich konnte es einfach nicht.
Wusste nicht, wie ich mit den Gefühlen ihr gegenüber umgehen sollte.
Es machte mir Angst, was ich fühlte.
Ich konnte nichts mit ihr anfangen.
Denn würde ich das tun, würde ich sie mit mir in den Abgrund ziehen.

Ich war ein Chaos. Seit Moms Tod litt ich unter Depressionen. Nicht so, wie man jetzt vielleicht denkt. Es geht mir nicht immer schlecht. Es sind Schübe, mal stärker, mal schwächer. Meine Freunde wissen es nicht. Zumindest nicht genau, was in mir vor ging. Wie ich mich fühlte, wenn es schlimm war. Die Panikattacken, die fehlende Motivation aufzustehen und all das behielt ich für mich. Und seit meinem Zusammenbruch an Moms Todestag fühlte ich mich so. So leer. Nicht jetzt, wenn ich mit Freunden war. Nicht, wenn ich Cami Nachhilfe gab und sie mich mit diesen unschuldigen Augen ansah. Nein, sie könnte mich niemals verstehen. Auch, wenn sie mir schon mehrmals das Gefühl gegeben hatte. Meinen Schmerz nachvollziehen, konnte niemand.

„Damion?" Jay hatte eine Hand an meinen Arm gelegt und ich musste mehrmals blinzeln, um in die Realität zurückzukehren. Ich war weg gewesen. Nicht nur mit den Gedanken woanders. Ich hatte mein ganzes Umfeld ausgeblendet. Auch das passierte manchmal in meinen depressiven Phasen.
„Sorry, was?", räusperte ich mich. Ich sah die Sorge in Jays Blick, doch er sagte nichts.
„Ob du auch Sexratschläge brauchst?", fragte Gab belustigt, der nichts mitbekommen zu haben schien.
„Für wen denn bitte?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Na für Camilla. Seit der Übernachtungsparty ist ganz schön tote Hose, was?", stichelte er mich weiter. Was sollte das denn jetzt? Wut kochte in mir hoch.

„Halt die Fresse Mann!", schnauzte ich. Ich wusste nicht, warum ich so gereizt darauf reagierte und in der gleichen Sekunde tat es mir leid. Ich wusste, dass es nur ein Scherz von ihm war. Gabriel hob abwehrend die Hände. Er merkte, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
„Sorry Mann, sollte nur ein Scherz sein."
Es war aber nicht lustig. Es war kein Spaß für mich, dass ich sie nicht haben konnte. Dass ich nicht in der Lage war, wie jeder andere normale Teenager zu daten.
Dass ich so abgefuckt bin und mich an niemanden binden kann.

Ich zerdrückte die Bierdose in meiner Hand. Jay warf mir noch einen von seinen besorgten Blicken zu. Als wäre ich ein armes, verletztes Tier oder so. Dabei hatte ich sein Mitgefühl nicht verdient. „Bist du okay?", fragte er leise, sodass die andern es über das Knistern des Feuers hinweg nicht mitbekamen. Ich nickte knapp. Alex blickte auf sein Handy.
„Die Mädels kommen gleich. Lucia bringt Camilla mit." Bei der Erwähnung ihres Namens spannte sich mein Kiefer an. Ich war heute wirklich nicht gut drauf.

Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich musste mich jedes Mal in ihrer Nähe zusammenreißen und heute war ein Tag, an dem ich nicht wusste, ob ich die Kraft hatte, mich gegen meine Gefühle für sie zu wehren. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und seufzte.
Dann leerte ich mein Bier mit einem Zug und nahm mir ein neues.
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Camilla
„Bist du sicher, dass die Nachhilfe reicht, um deine Note zu verbessern, Camilla? Es gibt auch andere Wege," hatte Mr. Fernández gesagt, mir einen superekeligen Blick zugeworfen und mich sanft an der Schulter berührt. Ich war wie versteinert gewesen, doch als seine Finger über mein Schlüsselbein in meinen Nacken glitten, schaffte ich es schließlich, den Kopf zu schütteln. „Überleg es dir. Mein Angebot steht."
Sein Angebot? Wollte er etwa das, was ich dachte? Angewidert war ich aus dem Klassenzimmer gestürmt und hatte mich übergeben.

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