Kapitel 59

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Camilla
„Fahr schneller, bitte," sagte ich zu Gabriel jetzt mindestens zum dritten Mal. Auf dem Weg war mir nur ein Ort eingefallen, wo er sein könnte. „Beruhig dich. Wenn ich jetzt einen Unfall baue, ist keinem geholfen," seufzte er und versuchte irgendwie mich runter zu bringen. Doch nichts half. Nicht mal seine halbherzigen Witze, dass es ja ganz schön kitschig von Damion wäre, mich beim ersten Date mit ans Meer zu nehmen. Geschlagene 25 Minuten brauchte Gabriel, bis er das Auto schließlich auf meine Anweisungen hin anhielt. Ich sprintete den kleinen Weg hoch. Eine Minute später und ich hätte Damion wahrscheinlich nicht mehr wahrgenommen, wie er an der Klippe stand und hinunterblickte. Keinen halben Meter und er würde mindestens 15 Meter in die Tiefe fallen und an den spitzen Felsen aufkommen.

In mir drehte sich alles und ich hörte mich nach ihm rufen. Er reagierte nicht. Ohne auf Gabriels Widersprüche zu achten rannte ich auf ihn zu und riss ihn mit aller Kraft nach hinten. sodass ich mit ihm ins Gras fiel. Mir war es scheiß egal, ob ich mich damit selbst in Gefahr brachte. Ich hätte in diesem Moment alles getan, um ihn zu retten.
Ich fiel Damion in die Arme und merkte, dass ich unkontrolliert anfing zu Schluchzen. Es war, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Erst nach ein paar Minuten spürte ich, wie sich mein Atem langsam wieder normalisierte und Damions Arme mich hielten. „Cami? Bist...bist du wirklich hier?", fragte er und seine Stimme klang furchtbar. Als ich zu ihm aufblickte stellte ich fest, dass er noch viel schlimmer aussah, als sich seine Stimme anhörte.

„Mach das nie wieder," war alles, was ich atemlos hervorbrachte.

„Dann verlass mich nie wieder."

Zwanzig Minuten später fand ich mich immer noch leicht zitternd in Gabriels Auto wieder. Ich hatte mich in Damions Arm verkrochen und machte auch keine Anstalten, dort in nächster Zeit wieder rauszukommen. Viel zu groß war meine Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte.
Es würde eine Zeit lang dauern, bis ich das Szenario von gerade verarbeiten würde. Und auch Damion sah so aus, als würde er etwas Zeit brauchen, um wieder klar zu kommen.

„Ich will, dass du das mit der Therapie noch mal probierst," sagte ich matt und Damion warf mir einen nachdenklichen Blick zu. „Ich habe dir doch erzählt, dass es nichts..." „Ja, dass es nichts gebracht hat, ich weiß. Aber damals hast du dich vielleicht nicht so wirklich darauf eingelassen, kann das sein? Bitte, mir gefällt der Gedanke nicht, dass du dir, wenn wir das nächste Mal streiten etwas antust," unterbrach ich ihn und ich merkte, wie aufgewühlt ich klang.

„Okay, aber du weißt schon, dass wir nicht einfach nur gestritten haben, oder?", fragte er und seine Augen funkelten.
„Ja, du hast Recht. So weit wird es nie wiederkommen.

Abgesehen davon, war jedes Wort von mir gelogen," murmelte ich leise und schmiegte mich an ihn. „Ihr seid wirklich unmöglich," seufzte Gabriel von vorne. „Heißt das, dass du nicht findest, dass sich das mit uns falsch anfühlt?", flüsterte Damion und ich hob meinen Kopf.
„Es hat sich nichts in meinem Leben jemals so richtig angefühlt," raunte ich zurück und entlockte ihm damit endlich wieder ein echtes Lächeln. „Gott, ich habe dich vermisst," murmelte Damion und statt einem kitschigen „du hast ja keine Ahnung," beugte ich mich ein Stückchen weiter vor, bis meine Lippen endlich wieder seine berührten.

Damion seufzte leise auf und als ich mich langsam zurückziehen wollte, hielt er mich fest und vertiefte unseren Kuss. Eine vertraute Hitze begann sich in mir auszubreiten und verscheuchte den Schock langsam aus meinen Knochen. Damion strich langsam an mir herab. „Leute, nicht in meinem Auto," schimpfte Gabriel amüsiert, was uns innehalten ließ und mir ein Grinsen entlockte. Erst jetzt realisierte ich, dass er den Wagen angehalten hatte. Wir standen vor einer hübschen Doppelhaushälfte und ohne, dass ich genau erklären konnte warum, wusste ich, dass Damion hier wohnte. „Kannst du noch ein bisschen bleiben?", fragte er mich und ohne nachzudenken, nickte ich sofort. Nie im Leben würde ich ihn in diesem Zustand allein lassen. Also stieg ich mit ihm aus und Gabriel tippte sich als Verabschiedung auf eine imaginäre Hutkrempe. „Steht's zu Ihren Diensten."

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