Kapitel 64

186 12 31
                                    

Camilla
„Ach, dann macht doch was ihr wollt. Aber von mir kriegst du keinen Cent, dass das klar ist!" Ich war Tylers Dad nur ein paar Mal in meinem Leben begegnet, doch das hatte gereicht um festzustellen, dass er niemand war, den man kennen wollte. Und erst recht keine Vaterfigur, zu der man aufblicken konnte. Ich fragte mich wirklich, wie Tyler so ein wunderbarer Mensch werden konnte, wenn das der Mann ist, zu dem er aufgeblickt hat.

Nachdem er sich quergestellt und Tyler seinen Sommerurlaub mit uns verboten hatte, waren wir alle zusammen bei ihm zu Hause aufgekreuzt und hatten ihn solange weichgeklopft, bis er schließlich eingeknickt war. Wir jubelten begeistert und als Tylers Dad die Tür kopfschüttelnd und genervt wieder schloss, fiel ihm Lucas um den Hals.
„Ich habe doch gesagt, dass wir das hinkriegen," sagte er und küsste ihn auf die Wange, woraufhin Tyler rosa anlief, was wirklich putzig aussah. Ich freute mich so sehr, dass auch die Beiden es endlich geschafft hatten. Denn obwohl Tyler dachte, wir würden es ihm nicht anmerken—er war völlig am Ende gewesen, als Lucas und er in der letzten Woche nicht mehr miteinander geredet hatten.

Doch jetzt, als ich meinen besten Freund so ansah, war nichts als pures Glück auf seinen Zügen zu erkennen. Und es war verdammt ansteckend. Mein einziges Sorgenkind war immer noch Lucia. Zwar wirkte sie, als würde sie alles langsam verarbeiten und wieder kleine Teile ihrer Persönlichkeit offenbaren, was mit Sicherheit vor allem Levin zuzuschreiben war, aber da war immer noch dieser Schatten über ihrem Gesicht.

Und wenn ich sie darauf ansprach, tat sie, als wäre alles in bester Ordnung und sie wüsste gar nicht, was ich meinte. Hm, wenn jemand etwas darüber wusste außer mir, dann mein Cousin. Man musste kein Sherlock Holmes sein, um zu sehen, dass da etwas zwischen ihnen war. Und es überraschte mich nicht. Was mich allerdings etwas überraschte war die Tatsache, dass es scheinbar keiner von Beidem für nötig hielt, mir davon zu erzählen. Auf dem Rückweg von Tylers Haus, beschloss ich Levin zur Rede zu stellen.

„Irgendwie haben wir in letzter Zeit kaum gequatscht," stellte ich fest und hakte mich bei ihm unter. Denn es stimmte, auch wenn wir uns sehr gut verstanden, hatten wir in letzter Zeit verhältnismäßig wenig gemacht. „Ja, ich war etwas beschäftigt," erwiderte er und wich meinem Blick aus. „Mhm. Ist dein neues Hobby zufällig mit meiner besten Freundin zu schlafen?", fragte ich spöttisch und hatte erwartet, dass Levin grinsend den Kopf schüttelte. Doch das tat er nicht. Stattdessen ließen ihn meine Worte zusammenzucken und er spannte sich an. Oh. Ohh. Scheiße. Das war ein Treffer ins Schwarze.

Ich brauchte einen Moment um mich zu sammeln. Warum war ich nur so unfassbar gut darin ins Fettnäpfchen zu treten? Es war nicht so, dass ich etwas dagegen hatte, auch wenn ich die Vorstellung etwas weird fand. Auch Levin schien nicht so recht zu wissen, wohin mit sich. „Ach so ist das," murmelte ich schließlich, da ich die Stille zwischen uns nicht mehr aushielt. „Nein, so ist das nicht. Du hast keine Ahnung, wie kompliziert es ist," seufzte er und fuhr sich durch die Haare.

Nun ja, ich konnte mir schon denken, dass etwas mit Lucia zu haben, der vor nicht allzu langer Zeit ihr Herz gebrochen wurde, durchaus kompliziert sein konnte. „Sie will nichts Festes, richtig?", äußerte ich meine Vermutung und sah an seiner Reaktion, dass ich auch diesmal richtig lag. „Du kennst sie einfach zu gut," entgegnete er und blickte mich endlich richtig an. Erst da konnte ich erkennen, wie fertig er aussah.

„Dich kenne ich aber auch. Du...du willst mehr als...vögeln, richtig?", fragte ich und musterte ihn. Er verzog das Gesicht. „Ich will nie wieder das Wort vögeln aus dem Mund meiner kleinen Cousine hören." Natürlich lenkte er ab, wenn es um ihn ging. Er war schon immer so gewesen. Vor allem, wenn ich ihm Fragen stellte, auf die er mir nicht antworten wollte. „Redet ihr etwa über mich?" Damion schlang seine Arme von hinten um mich und auch wenn es der denkbar schlechteste Zeitpunkt war, beschleunigte er damit meinen Puls.

don't want to love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt