Kapitel 52

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Lucia
Alex war irgendwie komisch. Ich wusste, dass er schon früher bei Jay war, um zusammen mit den anderen alles vorzubereiten. Aber als wir ankamen, war von ihm keine Spur. Zunächst machte ich mir nichts daraus und tanzte eine Weile mit den Mädels. Als dann Damion und Gabriel auftauchten, war von Alex und Jay immer noch keine Spur. Stattdessen beobachtete ich meine beste Freundin dabei, wie sie Damion Davis zum Opfer fiel. Als sie mir signalisierte, dass sie zusammen waren, überkam mich nichts als Stolz. Und in diesem Moment tauchte auch mein eigener Freund auf und ich begann ausgelassen mit ihm zu tanzen.

Doch schnell fielen mir die merkwürdigen Blicke auf, die er und Jay austauschten. Alex wirkte irgendwie abwesend, als wäre er in Gedanken. Seine Bewegungen wirkten fahrig, da war nichts von der normalerweise so liebevollen Art zu erkennen. Ein komisches Bauchgefühl machte sich in mir breit. „Ich geh mal was trinken," sagte ich und versuchte mir einen Weg durch die Menge zu bahnen. Dabei stellte ich mit einem kurzen Schmunzeln fest, dass Camilla und Damion verschwunden waren. Als ich es fast nach draußen geschafft hatte, sah ich plötzlich ein bekanntes Gesicht, was mich innehalten ließ. Levin tanzte eng mit einem wunderschönen Mädchen. Aus mir unerklärlichen Gründen zog sich etwas in mir zusammen.

Ein kurzes Stechen durchfuhr mich. „Hey," murmelte ich ihm im Vorbeigehen zu und wollte mich an ihnen vorbei schieben. Doch mit seiner freien Hand hielt Levin mich fest. „Hey Lu, alles okay?", fragte Levin und ein Anflug von Sorge lag in seiner Stimme. Lu. Ich zögerte kurz, doch dann fiel mir wieder ein, was passiert war, als Levin sich das letzte Mal eingemischt hatte.
Also zwang ich mir ein Lächeln auf und nickte. „Klar, ähm viel Spaß euch," murmelte ich und diesmal ließ mich Levin vorbei. Mit einem Glas Hugo ließ ich mich draußen auf eine Bank fallen. Es war die Bank, auf der mir Alex die Sterne gezeigt hatte. Es fühlte sich an, als wäre das Ewigkeiten her.
Vielleicht war auch alles gar nicht so, wie ich dachte?
Vielleicht war alles in bester Ordnung und ich hatte nur zu viel Alkohol getrunken?

Doch als ich kurze Zeit später Jay und Alex mit angespannten Zügen auf mich zukommen sah, wusste ich, dass überhaupt gar nichts okay war.

„Ich wusste doch, dass ich dich hier finde," sagte Alex, um die angespannte Stimmung etwas aufzulockern. Ich atmete tief durch. „Ja, ich brauchte mal frische Luft," erwiderte ich. Jay räusperte sich. „Das ist gut, denn eventuell brauchst du die auch dafür, was dir Alex zu sagen hat." Okay? Innerlich versuchte ich mich zu wappnen und fühlte mich plötzlich wieder stocknüchtern. Alex schwieg. „Was meint er?", fragte ich ihn ungeduldig. Er schwieg immer noch. „Geht es um Delilah?", sprach ich meine größte Angst aus. Alex zuckte ertappt zusammen. Nein, das durfte nicht wahr sein.

„Irgendwo musste ich meinen Druck ja ablassen, wenn du nicht wolltest", seufzte er und starrte zu Boden.

Ach du scheiße.
Nicht heulen. Zitternd hielt ich mir eine Hand vor den Mund. Alles in mir gefror zu Eis. Er konnte mir jetzt nicht ernsthaft die Schuld dafür geben. Das war nicht mein Alex. Nicht der Junge, in den ich mich verliebt hatte. „Wie oft?" Meine Stimme klang fremd. „Nur ein paar Mal. Aber ich tu das nicht mehr, weil ich nämlich nur dich will." Nur ein paar Mal? Oh Gott.
Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie liefen mir übers Gesicht. „Scheiße Alex. Scheiße!", schrie ich ihn an. „Es tut mir leid. Ich werde mich ändern. Für dich. Ich liebe dich," stotterte er verzweifelt.

Ich schnaubte verächtlich. „Oh nein, das tust du nicht. Du hast es nicht einmal während unserer Beziehung gesagt," antwortete ich immer noch tonlos. Dieser Idiot. Wie konnte er mir das nur antun? Nachdem ich ihm so viel gegeben und jeden seiner Fehler verziehen habe.
Warum war ich ihm nicht genug gewesen?
Weil du nicht mehr mit ihm schlafen wolltest, sagte eine Stimme in meinem Kopf, die ich ganz schnell verdrängte. Dass er seinen Schwanz nicht in der Hose behalten konnte, war ganz sicher nicht meine Schuld.
Egal, was er mir einreden wollte.

„Doch nicht, weil es nicht stimmt. Natürlich liebe dich, Lucia. Doch nachdem ich etwas mit ihr hatte, konnte ich es einfach nicht erwidern. Ich hatte einfach ein schlechtes Gewissen," erwiderte er und trat einen Schritt auf mich zu. Ich trat drei zurück und an meinem Blick konnte er hoffentlich erkennen, dass er mir nicht näherkommen durfte. Mir nie wieder nah kommen durfte. „Oh und darum soll ich dich jetzt auch noch bemitleiden oder was?", fragte ich verbittert. Ich hätte es viel eher merken müssen.
Wie konnte ich nur so dumm sein?
Schließlich hatte es viele kleine Anzeichen gegeben, die ich mit Absicht übersehen hatte. Weil ich an das Gute in ihm geglaubt hatte. Sei es seine Mutter, die von seinen Bekanntschaften gesprochen hatte oder Delilah selbst die gesagt hatte, dass Typen wie er nichts Festes wollen. Moment mal.
Hatte er da schon mit ihr geschlafen?

„Wie lange schon?", fragte ich und ich spürte, wie mir übel wurde. „Das erste Mal war an Camillas Geburtstag, nachdem wir uns gestritten haben," gab er schließlich zu. Ich sagte nichts mehr. Meine Kehle war wie zugeschnürt und ich fühlte mich, als hätte mir jemand ein Messer mitten ins Herz gerammt. Ein paar Tage, nachdem ich mit meinem ersten Freund meine Jungfräulichkeit geschenkt hatte, hatte er mit einer anderen geschlafen? „Bitte, kannst du mir nicht noch einmal verzeihen?", fragte er flehend.

Ich schaute ihn an, konnte jedoch nichts von Angst in seinen Augen finden. Er denkt wohl, er kann sich alles erlauben. Er denkt, ich verzeihe ihm ganz sicher. Aber diesmal nicht. „Nein. Ich habe dir so oft jeden deiner toxischen Fehler verziehen, weil ich dir wirklich geglaubt habe. An uns geglaubt habe. Aber diesmal nicht. Diesmal bist du zu weit gegangen und hast damit eine Grenze überschritten!", schrie ich, und ich verfluchte mich dafür, wie verletzt ich klang. In einem etwas leiserem und eiskaltem Ton fügte ich hinzu: „Du bist für mich gestorben, Alex," und ging wieder rein, ohne auf seine Reaktion zu warten.

Draußen kam Jay auf mich zu. „Nein. Du bist nicht besser, wenn du die ganze Zeit davon gewusst und einfach nur zugesehen hast," versuchte ich ihn loszuwerden. „Es tut mir leid. Ich habe es erst vorhin herausgefunden und ihn seitdem versucht dazu zu bringen, es dir zu sagen. Davor hatte ich keine Ahnung, ehrlich!" Okay, ihm konnte ich wirklich nicht böse sein. Aber das machte es auch nicht besser. Machte das unerträgliche Ziehen in mir nicht weniger schmerzhaft. Ich schüttelte nur den Kopf und rannte aus seiner beschissenen Villa und wusste, dass es das letzte Mal sein würde, dass ich hier war.
Ich wollte einfach nur hier weg.

Mechanisch fing ich an zu rennen. Erst langsam, dann immer schneller. In der Hoffnung, dass der Schmerz in mir irgendwann nachließ. Es gab nur eine Person, die ich jetzt brauchte.  Meine beste Freundin. Aber die war seit langem endlich glücklich und wer wäre ich, ihr das zu zerstören? Nein, ich hatte niemanden mehr auf dieser Welt, zu dem ich jetzt konnte. Ohne Ziel lief ich immer weiter und hatte längst die Orientierung verloren.

Plötzlich kam ein Auto auf mich zu und blieb ruckartig neben mir stehen. Durch meine tränenverhangene Sicht erkannte ich erst beim genaueren Hinsehen, dass es sich um einen 1er BMW handelte.
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😭😭 hope u don't hate me now
some of u already knew it, didn't u?
anyway, tomorrow will be spicy again🤫🤫

don't want to love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt