Kapitel 28

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Tyler
Ich starrte ins Leere. Ich wollte einfach nur weg von hier. Ich wollte die letzten fünf Minuten aus meinen Erinnerungen löschen. Obwohl, eigentlich war es gut, dass ich es gesehen hatte. Jetzt wusste ich immerhin, was Sache ist. Ich zog scharf die Luft ein, als sich die Bilder in meinem Kopf abspielten.

Wir waren bei Lucas, auf einer etwas kleineren Sommerparty. Ich hatte mich wirklich auf den Abend mit ihm gefreut. Vielleicht war es eine Chance, ihm endlich zu sagen, dass ich mehr für ihn empfand, als Freundschaft. Ich schüttelte den Kopf. Wie naiv von mir. Kaum hatte er uns empfangen, war er plötzlich verschwunden. Natürlich war er der Gastgeber und hatte viel zu tun. Ich hatte eine Weile mit Cami und Levin gequatscht, die mit mir hier waren. Lucia machte heute etwas mit Alex und war deshalb nicht dabei. Und Damion war ohne seinen besten Freund logischerweise auch nicht hier. Auch wenn ich Cami ansehen konnte, dass sie ihn durchaus gerne bei sich gehabt hätte. Natürlich würde sie es niemals zugeben.
Aber sie mochte diesen Typen und auch wenn Damion sehr kompliziert war und es genau so wenig zugeben würde wie sie.
Er mochte sie auch.

Ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl. Also begann ich Lucas zu suchen. Ich machte mir Sorgen, ihm könne was passiert sein. Doch als ich eine der vielen Türen öffnete, die vermutlich zu seinem Schlafzimmer führte, sah ich, dass meine Sorge unberechtigt war. Lucas schien es mehr als gut zu gehen. Er hing an den Lippen eines Mädchens. Sie lagen auf dem Bett und sie saß rittlings auf ihm und steckte ihm ihre Zunge in den Hals. Ich sah, wie sich ihre Hüften langsam gegeneinander bewegten. Lucas seufzte und legte seine Hände um ihren Hintern und zog sie näher an sich. Ich stand da wie angewurzelt.

Als ich sah, wie sie sich an seinem Gürtel zu schaffen machte, schaffte ich es schließlich, mich aus meiner Starre zu befreien und schloss die Tür schnell wieder. Sie hatten mich ohnehin nicht bemerkt. Tränen waren mir in die Augen gestiegen. Es war keine Trauer, die sie auslösten. Es war Wut.
Wut auf mich selbst.

Wie konnte ich nur so dumm sein?
Dachte ich wirklich, Lucas wäre schwul?
Hatte ich ernsthaft geglaubt, meine Gefühle könnten auf Gegenseitigkeit beruhen?
Bullshit.

Ich hatte mir beim Rausgehen irgendeine Flasche geschnappt und mich in den letzten Winkel vom Garten auf eine Liege verkrochen. Und jetzt saß ich hier. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen. Ich trank, um den Schmerz zu vergessen. Das Zeug brannte in meinem Hals, doch es war mir egal. Jeder Schluck half mir ein bisschen mehr, zu vergessen. Irgendwann saß Cami bei mir auf der Liege. Sie redete auf mich ein, doch ich konnte sie nicht verstehen. In meinem Kopf rauschte es zu laut.
„Levin, er reagiert nicht," kam es schließlich dumpf zu mir durch.
„Alles ist gut Leute," wollte ich sagen, doch stattdessen musste ich mich übergeben. Ich schaffte es gerade noch mich zu den Büschen umzudrehen.

Ich spürte eine Hand an meinem Rücken.
„Es ist okay Ty," redete Cami beruhigend auf mich ein. Erschöpft ließ ich mich wieder auf die Liege fallen. „Was ist denn passiert?", fragte sie besorgt und setzte sich neben mich. Sie legte meinen Kopf auf ihren Schoß und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
„Lucas steht nicht auf Jungs," murmelte ich. „Hat er das gesagt?", fragte sie und sah mich besorgt an. „Nein aber gezeigt." Sie merkte, dass ich nicht drüber reden wollte. Trotzdem wollte sie gerade etwas erwidern, als Levin mit einem Glas Wasser zurückkam. Mit Lucas im Schlepptau. Ich versteifte mich. Jeder meiner Muskeln spannte sich an, als ich ihn sah.

Lucas erwiderte meinen Blick, ich sah so etwas wie Sorge in seinen Augen. Ich musste scheiße aussehen. Ich sah, dass seine Lippen geschwollen waren. Ich setzte mich vorsichtig auf und ein Gefühl von Schwindel überkam mich. Schnell nahm ich Levin das Glas aus der Hand und leerte es mit einem Zug. „Möchtest du lieber gehen?", flüsterte Cami mir zu. „Nein, ich muss was erledigen," erwiderte ich einem Impuls folgend. Ich ging zurück zur Party. Verwirrt folgten mir die anderen.

Ich sah einen kleinen Tisch und zögerte nicht lang. Schwankend kletterte ich darauf. „Hey, Leute! Ich habe euch was zu sagen!" Viele Köpfe drehten sich zu mir und die Musik verstummte. Ich zögerte kurz und gab mir einen Ruck. Es war jetzt ohnehin alles egal.
„Ich bin schwul!"
Ich blickte in viele verwirrte Gesichter. Ein Raunen ging durch die Menge. Ich sah Lucas am Rand stehen. Seinen Blick konnte ich nicht deuten, doch es war mir auch egal. Er war mir egal. Zumindest in diesem Moment.
„Okay, ihr könnt jetzt weiter feiern!",rief ich und kletterte wankend vom Tisch.

Die Musik ging weiter. Jemand hielt mich fest. Lucas. „Hey vorsichtig, nicht dass du dir noch dein hübsches Gesicht verletzt", raunte er. Ich konnte sein Kompliment nicht annehmen. Nicht heute. Nicht nachdem, was ich gesehen hatte. Ich drückte ihn von mir weg. „Keine Sorge, heute wurde schon sehr viel mehr verletzt als mein Gesicht." Er sah mich verständnislos an.
„Komm Ty, wir sollten nach Hause." Cami hatte einen Arm um mich gelegt. Ich nickte nur und ging, ohne mich nochmal umzudrehen.

Was hatte ich getan?
Hatte ich mich gerade wirklich geoutet?
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wie gefällt euch der charakter von tyler?

ik it's short sorry my loves <3

don't want to love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt