Kapitel 28: Abschaum!

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"Jetzt gehts aber zu weit, Herr Nachbar! Mit ihrem Rumgestöhne und Geschreie, das man durch die halbe Stadt gehört hat, entwickeln sich unsere unschuldigen, armen Kinder, die dazu gezwungen sind in deiner Nachbarschaft aufzuwachsen, noch zu genau so ekelhaften Pack, wie du und dein Freund von Teufelssohn! Ich gehe jetzt los um den Eltern sagen, dass sie ihre Kinder vor euren unberechenbaren Attacken auf die Umgebung schützen müssen!", begrüßt mich mein Nachbar wieder einmal im äußerst freundlichen Ton. "Waren Sie das, Herr Mayer?", frage ich monoton und sehe auf die riesige Schmiererei an meiner Hauswand. Abgebildet sind zwei Symbole für männlich, ein roter Kreis liegt um die beiden Symbole und darüber ein roter Strich. Es ähnelt einem Verkehrszeichen, welches lauten würde: 'Hier keine Schwulen'. Das hässliche Graffiti sieht nicht sehr professionell aus, eher einfach hingeschmiert und an einigen Stellen ist die Farbe sogar verlaufen, weil der Sprayer wohl zu nah an die Wand gegangen ist. Unter dem 'Verkehrsschild' steht noch in roter Schrift 'Hier lebt der Abschaum!'.

"Nein, aber ich gebe diesem Künstler recht! Jeder sollte wissen, was für kranke und perverse Kreaturen in diesem Haus wohnen!", beginnt er seinen Vortrag fort zu führen. Das geht mir jetzt eindeutig zu weit! "Haben sie gesehen, wer das war?", frage ich gereitzt und sehe ihn fest an. Am liebsten würde ich ihm direkt in das Gesicht schlagen, aber ich versuche mich nicht in diese Schiene drücken zu lassen. "Nein", ist das einzige, was er hervorbringt und ich kann mir kaum vorstellen, dass seine Frau das nicht mitbekommen hat. "Schönen Tag noch, Herr Mayer!" Ich ziehe mein Handy und wähle die Nummer der Polizei, hinter mir immer noch der neugierige Nachbar.

"Schönen Guten Tag, Philipp Langdon hier... Ich würde gerne eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufgeben", beginne ich und ich weiß, dass Herr Mayer jedes Wort genaustens mit verfolgt. "Können sie zur Wache kommen oder sollen wir jemanden vorbei schicken?", klingt die nette Dame am anderen Ende der Leitung. "Es ist an meiner Hauswand, vielleicht schicken sie besser jemanden", beantworte ich ihre Frage und sie versichert mir, das in Kürze jemand bei mir sein würde.

"Und wen wollen Sie jetzt anzeigen, wenn Sie es gar nicht wissen?", fragt er dann breit grinsend. "Das lassen Sie mal meine Sorgen sein..", gebe ich bloß zurück, bevor ich im Haus Mark wecken gehe. "Mark? Du musst mal aufstehen", wecke ich ihn wie immer im ruhigen und sanften Ton und er dreht sich in meine Arme. "Ich liebe dich, Mark..", flüstere ich ihm entgegen und er erwidert mit einem Kuss. Von nichts in der Welt würde ich dieses Ritual zerstören lassen.

"Zieh dich mal an, die Polizei kommt jeden Moment", erkläre ich ihm mein Drängen, doch er streckt sich nur genüsslich im Bett. "Na und?", lächelt er mich an, als er sich aufsetzt. Jeder andere hätte sich jetzt bestimmt aufgeregt, sich hektisch angezogen und wäre aus dem Bett gefallen. Mein Mark nicht, er fragt nicht mal warum ich die Polizei gerufen habe.

Es klingelt und die Beamten stehen vor meiner Tür. " Herr Langdon?", begrüsst mich ein junger Mann in Uniform und seine Kollegin lächelt ebenfalls freundlich. "Guten Tag", erwidere ich als der Polizist schon weiter spricht. "Handelt es sich um das 'nette' Gemälde an der Wand draußen?" Ich nicke nur und der Mann lächelt mich freundlich an, als Mark zu uns stößt und nur mir einem halb offenen Hemd und einer Pants bekleidet in die Küche geht. "Also wie Abschaum, seht ihr doch überhaupt nicht aus", grinst er und sieht Mark nach. Ich räuspere mich hörbar und schließe die Tür hinter mir, um den Blick zu Mark in der Küche zu unterbrechen.

Bestimmt auch Schwul... ist der erste Gedanke der mir bei dem Spruch und dem Blick kommt. Seid ich mit Mark zusammen bin, fallen mir solche Kleinigkeiten besonders auf. Die Kleinigkeiten die verraten das man Schwul ist, das man einen Freund hat oder einen anderen Mann attraktive findet. Diese Aussage war jetzt sehr auffällig was bestimmt daran liegt das klar ist, dass das Gegenüber auch vom anderen Ufer ist. Aber so etwas wie die Aussage 'meine bessere Hälfte' sind ganz klare Anzeichen für eine Person in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Und der Beamte scheint wohl auch sehr offen damit um zu gehen.

Herr Mayer wartet bereits am Zaun. "Führen sie diese Kreaturen jetzt endlich ab?", fragt er ohne Angst vor den Konsequenzen. "Dieses ekelhafte Volk belästigt schon viel zulange die ganze Straße!" Der dunkelhaarige Polizist geht auf Herr Mayer zu. "Sprechen sie gerne weiter, damit sich das Bußgeld richtig lohnt", lächelt er freundlich bevor er mit seiner Befragung anfängt. "Also sie scheinen kein sonderlich gutes Verhältnis zu Herr Langdon zu haben..?"

Seine Kollegin macht Fotos von dem Graffiti und stellt mir einige Fragen. Nach einiger Zeit erzählt sie dann: "Sie können die Farbe heute dann bereits entfernen lassen, so bald wir etwas hören, melden wir uns bei ihnen" wieder bestätige ich wie immer nur mit einem Nicken. So ein angenehmer Morgen, ich hoffe nur das es sich jetzt dabei belässt und auch Herr Mayer ist jetzt gerade einfach ohne seine üblichen 'letzten' Worte zu seiner Frau gegangen, die natürlich alles hinter ihrem Vorhang beobachtet hat.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt