Kapitel 52: Nicht den Mut verlieren!

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"Du kommst doch?" ,frage ich Mark, als ich mir meine Gitarre umhänge und mich für meinen Auftritt fertig mache. "Mal sehen..", antwortet mir der junge Mann und ich gehe auf ihn zu. "Ich erwarte dich um Neun" hauche ich ihm dann einen Kuss auf die Lippen. Ich sehe noch einmal prüfend in den Spiegel und fahre mir durch meine roten Haare. Wird schon passen, denke ich, als ich mich von meinem Spiegelbild löse. Ich sehe aus wie immer, lockeres Shirt, offene Haare und meine Arme sind von den ganzen Festivalbändchen geschmückt, als ich dann endlich zur Tür hinaus gehe.

Auf dem Weg in den Club summe ich einige Lieder, welche ich später singen möchte und spüre wie meine bisherige Ruhe langsam meinen Körper verlässt und ich doch nervös werde. Mein Kopf sagt mir, das ich doch schon hunderte Male auf dieser Bühne gestanden habe und es überhaupt keinen Grund zur Sorge geben muss, doch mit jedem Meter, den ich dem kleinen Club näher komme, treten mehr Anzeichen der Nervosität auf. Mein Bein beginnt selbst beim Fahren zu wippen, meine Hände werden schwitzig und plötzlich frage ich mich, ob ich mich doch hätte angemessener Kleiden sollen. Aber am meisten sorge ich mich gerade darum, ob Mark später wirklich kommen wird. Natürlich wird er kommen, aber ein kleiner Teil in mir, birgt immer noch diese Zweifel von damals, als er manchmal einfach Tage weg war und ich nicht wusste, ob ich ihn nochmal wiedersehen werde. Begeistert sah er eben nicht gerade davon aus, den heutigen Abend in einem stickigem Club bei dämrigen Licht an einer Bar zu verbringen.

Mein Wagen hält auf dem noch leeren Parkplatz der Lokation, in welcher ich heute Abend für etwas Stimmung sorgen soll. Ich war früher oft sogar mehr mals Wöchendlich hier und hatte den ein oder anderen Fan. Nein, ich bin bestimmt keiner der ganz großen Rockstars die vor tausenden Kreischteenies auf der Bühne stehen, aber viele der Barbesucher sind durchaus wegen meiner Musik wieder gekommen, weshalb der Clubbesitzer mir auch ohne große Probleme wieder einen Abend auf seiner Bühne gewidmet hat. Ich persönlich mag diese Atmosphäre, die abgestandene Luft die im laufe des Abends immer dünner wird, der Geruch der alten abgegriffenen Eichenholzbar und das immer schlecht gelaunte Gesicht des Barkeepers Lou. Kreischteenies oder die alte Bar? Ich würde den Club einer großen Karriere immer vorziehen, ich fühle mich wohl dort, man kommt mit den Leuten in Kontakt die meine Musik mögen und ich musste noch nie Angst haben, die Bühne zu verlassen und von irgendwelchen Grupys überfallen zuwerden. Bei diesem Gedanken muss ich leicht schmunzeln, den Angebote bleiben keines Wegs aus. Ob Mark wohl auch mal etwas Eifersüchtig werden würde, wenn mich die Ladys wie früher auf einige Gläschen einladen möchten? Doch im selben Moment bezweifel ich es auch schon wieder, doch bevor ich weiter in diese Gedanken versinken kann, welche meine Nerven zumindest einwenig beruhigen konnten, schiebe ich die alte grüne Tür auf, auf welcher ich schon eins meiner früheren Plakate finden kann und ein Gefühl der Zufriedenheit breitet sich plötzlich in mir aus.

"Phil!" Kommt mir mein alter Freund und Clubbesitzer mit einem breiten Grinsen entgegen: "das du noch mal eine Gitarre in die Hand nimmst, ich hatte die Hoffnung ja schon fast aufgegeben" schließt er mich in eine feste Umarmung. Als er mich wieder frei gibt ziehe ich mir die Gitarre erst einmal über die Schulter und stelle sie wie selbstverständlich an meinen Gitarrenständer. "Du weißt gar nicht wie gut es gerade tut hier zu sein, Pascal", bringe ich mit einem leichten lächeln über die Schulter hervor. "In deinen verranzten Club..", sage ich frech zu ihm, als ich die Hände frei habe und ich ihn selbst noch mal an mich drücke. "Man wie habe ich dich vermisst..." "Zerquetsch so einen alten Mann doch nicht, Herr Langdon!", ermahnt er mich mit einem strengen Blick und so gebe auch ich ihn wieder die Möglichkeit zu atmen. "Wielang ist es jetzt her? 2 Jahre?", will mein Freund wissen. "Zu lange, einfach zu lange!", bin ich Schrecklich gut gelaunt aufeinmal. "Verstärker, Boxen alles noch da?", sehe ich ihn herausfordernd an. "Was glaubst du den? Ich habe immer noch keinen Ersatz für dich gefunden der mir ansatzweise so gut gefallen hat wie du, weshalb es bestimmt immer noch genau so da steht, wie du es hinterlassen hast", schließt er den kleinen Musikraum auf und ich bekomme aufeinmal ein leicht schlechtes Gewissen. "Tut mir Leid, dass ich damals so plötzlich aufgehört habe..", sehe ich leicht zurückhaltend auf meine Gitarre. "..du hattest deine Gründe", bleibt er freundlich und bohrt nicht nach. "Das einzige was zählt ist doch, das du heute Abend endlich wieder da oben stehen wirst", schenkt er mir eins seiner herzlichen Lächeln. Ich möchte seine Art schon immer.

Ich beginne mit dem Aufbau und mache meinen Soundcheck, als ich die Boxen an ihren üblichen Plätzen aufgestellt habe. Ein lautes unangenehmes Rückkopplungsgeräusch kündigt die Funktionsfähigkeit der staubigen Boxen an. "Alles klar!", halte ich mir kurz meine Ohren zu. "Geht noch!", rufe ich ihm dann zu. "Los, ich will die ersten Töne hören!", treibt er mich an und ich nehme die akustik Gitarre vom Ständer um sie an den verstärker anzuschließen. Es tut einfach nur gut hier zu stehen, den Ton einzustellen und Pascal dabei zu beobachten wie er leicht wippend über sie Theke wischt und die gleich kommenden Gäste erwartet. "Du hast ihn Tatsächlich widder gefunden", ruft er mir zu als ich mit dem Soundcheck abgeschlossen habe und mich zu ihm an die Bar setze. "Ein Lied wird später aus der Reihe tanzen. Ich hoffe das es okay ist?" Sehe ich ihn bittend an. "Wenn sie es Wert ist und mir dich wieder gebracht hat", brummt er dann liebevoll. "Er", erwidere ich kurz ihn korrigierend "ja, das ist er"

Die Bar füllt sich von Minute zu Minute mehr und die Ruhe die Pascal mir vorhin wieder gebracht hatte, verschwindet genauso schnell wie sie gekommen ist. Ob sich der Geschmack der Gäste geändert hat? Es ist kurz vor Neun und ich suche bereits unter den Leuten nach Mark, doch ich kann niemanden mit seinem Engelsweißen Haaren entdecken, auch nicht, als ich schließlich mit meinem ersten Lied beginnen sollte. Wo bleibt er? Die Enttäuschung zieht sich durch meine Brust und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, dennoch setze ich mich auf den Stuhl auf der Bühne und sehe die Menge ein letztes mal nach Mark ab. Jetzt bloß nicht den Mut verlieren, nur weil er nicht kommt, merke ich das meine Finger anfangen zu zittern.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt