Kapitel 53: Marks Lied

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Gespannte Blicke legen sich auf mich, als ich nach dem Mikrofon greife und beginne mich vorzustellen. "Hey, vielleicht erinnern sich noch alt eingesessene Barbesucher an mich, ich bin Phil und werde für euch heute Abend die Seiten klingen lassen", stelle ich das Mikrofon zurück an seine Position. Es entsteht eine unangenehme Stille, in der ich einfach vergesse mit welchem Lied ich eigentlich Anfangen wollte. "Kleinen Moment...", sage ich verlegen in das Mikro und ich bekomme plötzlich das Gefühl, das ich überhaupt nicht mehr weiß wie ich die einzelen Akkorde zu spielen habe. In mir steigt die Hitze auf, welche sich bis in meine Ohren vorarbeitet. Wie peinlich es ist, noch vor dem ersten Ton einen Blackout zu haben. Ich sehe aufgeregt in meiner Songliste nach, als die ruhigen Gespräche die bereits wieder begonnen haben durch das klimpern einer Hundemarke durchbrochen werden. Mein Blick hebt sich schlagartig bei diesem, mir mehr als bekannten Geräusch von Chiaras Marke. "Chiara!", freue ich mich über den Hund und sehe nur wenige Sekunden später auch Mark die grüne Tür herein kommen. Die kleine Hündin läuft die drei Stufen nach oben und setzt sich einfach neben meinen Sitzplatz. Aufeinmal ist alles wieder da, Texte, Melodien und das Gefühl der Sicherheit. Ich fische noch mal nach dem Mikrofon: "so jetzt kann es wirklich los gehen", entschuldige ich mich bei den Besuchern, von denen einige Chiara ganz begeistert ansehen. Mark sticht für mich wie immer aus der Menge heraus, er strahlt einfach in dieser dunklen Eichenbar. Selbst Lou sieht ihn einen Moment zulange an, als er sich auf einen der Hocker niederlässt und mir seine Aufmerksamkeit schenkt. Wie konnte ich nur glauben, das er nicht kommen würde?

Auf meinem Gesicht legt sich ein lächeln, als ich Chiara einmal kurz über den Kopf streichle und es plötzlich nur noch Mark für mich in diesem dunklen stickigen Raum gibt, denn meine Augen ruhen auf ihm, als ich endlich die ersten Takte anspiele und mit klarer Stimme, selbstsicher das erste Lied beginne. Erst beim Refrain, lasse ich ihn aus den Augen und sehe mich in der Masse um. Begeisterte Blicke und mitmachende Gesten verteilen sich unter den Zuschauern und ich frage mich, warum ich vor wenigen Sekunden noch so aufgeregt war.

"Ganz zum Schluss, habe ich einen Song für eine ganz besondere Person geschrieben. Dank ihr, kann ich heute wieder hier oben sein und für euch meine Lieder singen", leite ich das letzte Lied für diesen Abend ein.

"Ich sehe wie die Sonne in deinen Augen strahlt, sehe wie die Welt zu Zuckerwatte wird", diesmal kommen die Worte nicht so brüchig und langsam aus mir heraus wie bei meiner spontanen Gesangseinlage vor einiger Zeit beim Frühstück, sondern geübt, selbstsicher mit passender ruhigen Melodie. "Das alles passierte in Sekunden, als wir uns gefunden haben, du und ich! Doch wenn du mich ansiehst, wenn ich dich anseh', dann seh' ich noch so viel mehr!", wieder liegt meine ganze Aufmerksamkeit bei meinem Freund, welcher mit einem Glas in der Hand zu mir sieht und ich selbst auf diese Entfernung das Feuer in seinen Augen lodern sehen kann.

"Du bist wie klares Eis im Sommer, bist meine Lieblings Melodie. Du bist noch tausendmal reiner, als jeder Engel meiner Phantasie..", mein Puls rast immer mehr, als ich das Lied für ihn spiele und sich auf seinem Gesicht ein leichtes Lächeln erahnen lässt. Es gefällt ihm, will mein Herz aus dem Käfig, welcher aus meinem Körper besteht ausbrechen, doch meine Stimme bleibt feste und sicher.

"Und in all deine Lächeln verliebte ich mich! Und mit all deinen Lächeln.. Liebe ich dich", einige verwunderte Blicke suchen nach der Person, welche in meinen Augen gefangen gehalten wird und ich sehe nur wie einige Frauen sich an ihren Partner schmieden und mit Feuerzeugen, der sowieso schon sehr privaten Stimmung in diesem Club den letzten Rest an Romantik verleihen.

"Ich male mir aus, dass du mir deine Flügel schenkst und das jeder Tag mit dir, mit einem süßen Kuss beginnt. Ich hoffe das du genau wie ich, in Farbe träumst und dass das Grau des Alltags, nie zu uns Nachhause kommt!", singe ich die nächste Strophe und in meinen Augen beginnt das Glitzern unserer Liebe zu schimmern. Jeder seiner liebevollen zuckersüßen Küsse, brennt sich erneut auf meine Lippen, als ich daran denke wie sich das bitzeln zwischen uns miteinander verbindet.

"Du bist wie klares Eis im Sommer, bist meine Lieblings Melodie. Du bist noch tausendmal reiner, als jeder Engel meiner Phantasie. Und in all deine Lächeln verliebte ich mich! Und mit all deinen Lächeln.. Liebe ich dich", lasse ich das Lied nach nochmaligen wiederholen des Refrains langsam ausklingen. "Ich Liebe dich", spreche ich Lächelnd durch das Mikrofon zu ihm und die Leute um uns herum beginnen zu jubeln. "Ich will auch so ein Traummann!" Hört man die ein oder andere Frauenstimme mir zurufen und ich bemerke erst jetzt, dass es bei diesem Lied Totenstill in der gesammten Bar gewesen ist. Selbst Lou hatte keine weiteren Getränke ausgegeben, sondern lächelte mir das erste mal freundlich zu.

"Vielen Dank und bis zum nächsten mal!", winke ich dann der Menge zu und verlasse mit Chiara die Bühne um zu Mark zu gehen, neugierig darauf wie er auf das Lied reagieren wird und wie es ihm gefallen hat, doch als ich bei ihm bin, schiebt er mir nur einen der Cocktails zu und lässt mich nicht erkennen wie es ihm gefallen hat. "Schön das du wirklich gekommen bist", lehne ich mich mit einem Arm auf die Bar und sehe ihn an. Marks Hand fährt mir über die leicht schwitzige Stirn und streicht dann über meine Wange, die kalten Augen auf mich gerichtet, beuge ich mich vor zu ihm und gebe ihm verliebt einen Kuss vor all den fremden Leuten. Lou sieht mich etwas irritiert an: "hab ich die Blicke also richtig gedeutet", grinst er dann frech und trocknet eins der Biergläser ab. Ich ignoriere die Bemerkung des Barkeepers und lächle in den Kuss hinein. Es ist schön einfach bei ihm zu sein.

Mark löst sich aus meinem fordernden Kuss, welcher einen feuchten glanz auf unseren Lippen hinterlässt. "Ich dachte wir könnten heute mal wieder jemanden Mitnehmen", ist das erste was Mark dann zu mir sagt, doch sein so zufriedener Gesichtsausdruck und die aufgestaute Liebe in mir lässen mich seine Wange küssen. "Warum eigentlich nicht", stimme ich ihm dann glücklich zu.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt