Kapitel 51: Schwere Schritte

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Chiara springt um uns herum, als ich vor dem großen schwarzen Tor aus Metallstangen stehen bleibe. Auf meine Brust legt sich ein luftabschneidender Druck und ich halte kurz inne, bevor ich meine zittrige Hand auf die alte Klinke lege. Viel zulange ist es her, das ich hier gewesen bin, doch noch heute macht mir der Anblick der Verkörperung von Zoes Tod zu schaffen. Es tut mir Leid Schwesterherz, aber ich konnte nicht früher kommen, mischen sich Schuldgefühle und Angst in mir, als ich langsam mit schwerem Schritt auf das Grab zu gehe. Ich hab das Gefühl als wenn selbst die vögel aufhören würden zu singen, so still ist es plötzlich in mir. Mark setzt sich einige Meter weiter auf eine Bank und spielt mit Chiara, während ich vor dem weißen Mamorstein mit der Innschrift 'Zoe Langdon' in die Hocke gehe.

"Hey kleine...", hauche ich zittrig, als ich über die hübsch dekorierte Grabplatte meine Finger gleiten lasse und jede Faser der Steinstrucktur spüre. Leichter Wind raschelt durch die Bäume und für mich fühlt es sich so an, als wenn Zoe gerade bei mir ist. In meiner Brust zieht sich alles zusammen und der Schmerz möchte mir die Tränen wieder in die Augen treiben, doch anstelle zu weinen schenke ich meiner Schwester ein Lächeln. "Tut mir Leid, das ich erst jetzt komme...", entschuldige ich mich nochmals Laut. "..aber ich..", breche ich meinen Gedanken ab, als ich es nicht in Worte fassen kann was gerade in mir vor geht. Es wird einige Zeit still und auch der Wind setzt aus, bevor ich leise die Stille durchbreche.

Erst ist es mir unangenehm hier so zu sitzen und eigendlich mit mir selbst zu reden, doch irgendwie tut es auch gut, deshalb ignoriere ich auch das Mark alles mit anhören kann. "Ich hab deinen Brief gefunden", gestehe ich meiner Zoe. "Du hattest recht, mir ist der Rahmen kaputt gegangen" ich stütze meine Arme auf meine Beine und sehe auf meine Hände. "Eigentlich, war ich es gar nicht.." erkläre ich dann leicht lächelnd und erzähle ihr von dem Einbruch. "Weißt du Zoe... ich bin nicht mehr alleine", bei dieser Aussage klopft mein Herz feste gegen meine Brust und ich sehe kurz zu Mark, welcher sich auf die Bank gelegt hat und die Wolken beobachtet. "Das ist Mark", rede ich weiter mit dem kalten Stein vor mir und mein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln. "Du hast zwar immer von einer Freundin gesprochen, aber ich hoffe das ein junger Mann dir auch recht ist" In meinen Gedanken formt sich Zoes Gesicht und sie lächelt. "Wusste ichs doch", grinse ich ihr zu. "Er macht mich wirklich sehr glücklich, aber warte.. ich stelle ihn dir vor okay?", ich stehe auf und klopfe mir den Sand und Staub von der Kleidung, um dann Mark einfach zu mir zu ziehen. "Zoe kennst du ja", lege ich meine Stirn an seine. Mark legt seine Arme um mich und zieht mich an sich "Ja, wir haben rum gemacht", flüstert er mir ins Ohr bevor er sanft darüber leckt. Eine kalte Gänsehaut schüttelt mich. "Dein Ernst?", frage ich völlig geschockt und sehe ihm in die Augen. Dann lächel ich meinen Freund glücklich an: "Verarsch mich nicht immer" Tief in mir weiß ich das ich endlich nicht mehr alleine sein werde. Er setzt meine zerstörte Welt wieder zusammen und macht für mich die Nacht wieder zum Tag. Endlich, nach solanger Zeit wird mir klar das mir diese Liebe soviel Kraft gibt um alle meine Ängste zu vertreiben. Wir sind immer für einander da. "Ich Liebe dich über alles", gestehe ich ihm zum wiederholten mal meine Liebe und ziehe seine zarten Lippen an mich um ihn zu küssen. Siehst du Zoe, es ist wie du es wolltest. "Ich bin glücklich mit dir", keuche ich in den vielsagend Kuss, als ich meine Lippen von ihm lösen kann. Mark sieht mir in die Augen und ich kann die funken zwischen uns knistern hören. "Danke für alles", setze ich wieder an.

"Lass uns gehen", schlägt Mark dann liebevoll vor und ich nicke. Niemals hätte ich gelaubt das mir der Besuch auf dem Friedhof so gut tuen wird. "Ach warte noch", rufe ich zu meinem Freund der bereits vorläuft. Ich krame in meiner Jackentasche und hole die Polly Pocket Stadt aus dieser. "Hier... ich hab es dir schließlich versprochen", ich öffne die Stadt und stelle sie auf das Grab zwischen die Blumen. "Ich Liebe dich schließlich auch", flüstere ich meiner Schwester zu und küsse den kalten Stein mit ihrem Namen. "Pass gut mit auf ihn auf okay? Er hat dir schließlich einen neuen Bilderrahmen geschenkt", sage ich fröhlich und mein Herz fühlt sich federleicht an. "Ich komme jetzt öfter", verabschiede ich mich und laufe zu meinem Freund und Chiara, welche mich bellend begrüßt. So schwer waren die ersten Schritte auf diesen Ort, so leicht sind sie, als wir ihn lachend verlassen. Ich, mit meiner Familie.

"Wirf, sie holt ihn auch aus dem Wasser!" Rufe ich glücklich als ich und Mark am Seeufer mit Chiara spielen. Das Wasser spritzt uns Nass und glitzert im Licht der untergehenden Sonne. "Lass uns nach hause gehen", küsse ich seine feuchte Stirn: "Morgen hörst du dein Lied", freue ich mich es ihm endlich vorzuspielen.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt