Kapitel 62: Die Welle!

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Das reizende Gefühl in meinen Augen wird stärker, als ich mir eingestehen muss, das ich überhaupt nichts über Mark weiß. Niemals war es eine Frage gewesen wo er Wohnt, wie seine Familie ist oder ob er noch weitere Freunde hat. Wie aus dem Nichts ist er aufgetaucht, hat mein Leben auf den Kopf gestellt und ist einfach da gewesen. Ich lege mein Gesicht in meine Arme und nur wenige Augenblicke später fällt mir auf, das die salzige Flüssigkeit meine Unterarme benetzt. Ich will doch für ihn Stark sein, aber wie soll ich für ihn da sein, wenn ich nicht mal weiß, wie ich ihn finden kann. Gerade fühlt es sich so an, als wenn es den weißen Engel nie gegeben hat, als wenn ich ihn wie einen Phantasie Freund einfach erträumt hätte und ich nun alt genug geworden bin, um ihn zu vergessen. Nur, das ich ihn eben nicht vergessen kann und mir seine Abwesenheit eine Welle von Einsamkeit, Schmerz und Hilflosigkeit hinterlässt, einzig und alleine Chiara hält mich davon ab, selbst zu glauben das es ihn niemals gegeben hat.

Kraftlos raffe ich mich auf um noch mal den einzigen Anhaltspunkt den ich habe zu wählen. Der kleine zerknitterte Zettel mit den zwölf kleinen Ziffern, in ihm liegt gerade mein letzter Antrieb. Viel zu langsam tippe ich die Zahlen ab und lege mir den Hörer an mein Ohr. Meine Atmung setzt einen Moment aus, als diesmal nicht die Mailbox anspringt, sondern ein Freizeichen ertönt. Mit jedem tuten wird mein Herz einen Schlag schneller und meine Hände feuchter, doch niemand nimmt ab. Erneut wählen ich die Nummer und höre mir das Tuten an, wieder und wieder bis schließlich irgendwann die Mailbox sofort anspringt. Ausgeschaltet. Er hat es einfach Ausgeschaltet. Ich lege traurig mein Handy zur Seite und spüre wie die Wut langsam in mir aufkocht. Ich mache mir Sorgen um ihn und er hält es nicht mal für nötig mir Bescheid zu sagen? Ein kurzes 'es ist alles in Ordnung..' oder ein 'hey Phil, ich bin diesmal ein paar Tage unterwegs' würden doch schon reichen! Ich weiß nicht was ich hier von halten soll, ob ich sauer sein soll, oder froh das er sein Handy wohl in den Vergangenen Stunden eingeschaltet hat.

Die Wut überwiegt und ich verkrampfe die Finger in meine Fäuste. Er kennt mich doch und weiß das mich soetwas schnell verunsichert. Er wird doch nicht wieder zu einem anderem Mann gegangen sein? Nein, seit wir zusammen sind ist er nicht mehr bei anderen gewesen. Wenn wir weg gegangen sind, waren wir als Pärchen unterwegs, selbst wenn wir jemanden abgeschleppt haben, haben wir vorher darüber gesprochen. Warum sollte er sich also einfach ohne ein Wort zu sagen wieder mit einem anderem verknügen? Die Erschöpfung der durchschrittenen Nacht fordert ihren Tribut, als ich mich in meinen Gedanken verliere und einfach zusammen gekauert auf der Couch liegen bleibe. Ich Liebe ihn so sehr, warum meldet er sich nicht?

Ich höre das vertraute klimpern der zusammenschlagenden Schlüssel am Türschloss. "Wo warst du?", klingt meine Stimme gereizter als ich es will, doch ich habe mich nicht unterkontrolle, als mein Freund wie aus dem nichts vor mir auftaucht. Seine feurig roten Augen sehen mich sanft an und ich spüre wie meine Wut schlagartig meinen Körper verlässt. Umgewollt fließen Tränen über meine Wangen, als ich ihn endlich wieder in meine Arme schließen kann. "Ich hab mir Sorgen gemacht", bringe ich brüchig hervor, während ich seine schmale Gestalt feste an mich presse und meine Lippen an seine Stirn lege. "Phil...", flüstert er mir zärtlich zu: "... alles ist Gut", wandert seine weiche Hand an meine feuchte Wange und streicht mit dem Daumen meine Tränen weg. "Ich Liebe dich", drückt er mich etwas aus meiner vielleicht zu festen Umarmung, um sich auf die Zähen zu stellen, als er mir einen langen Kuss gibt. Ich schließe einen kurzen Augenblick die Augen, um einfach dieses Gefühl von Verbundenheit zu genießen. Nicht mehr alleine sein, ihn nie wieder los lassen zu müssen, lässt mich in den Kuss lächeln. "Ich Liebe dich auch Mark...", öffne ich das Gold meiner Augen erneut, um in seinen heute so viel gefühlvolleren Blick zu tauchen: "...so sehr!" Glücklich sehe ich ihn an, als seine sowie schon helle Haut, auch noch das letzte bischen Farbe verliert. "Mark? Geht es dir nicht gut?", frage ich besorgt und in mir steigt erneut Panik auf. "Phil.. es tut so weh... hilf mir..", trennt er sich einige Schritte von mir. "Mark!", rufe ich lauter und möchte zu ihm, doch mein Körper weigert sich. Gefangen in mir selbst, kann ich nichts anderes tun, als den Schmerz spüren welchen der sterbende Engel vor mir hinterlässt. Alles färbt sich dunkel und ich höre Mark leise weinen. "Phil... wieso hilfst du mir nicht? Phil!", schallt ein Wimmern durch mich durch und mein Magen droht alles aus mir heraus zu pressen. Alles um mich wird kalt und ich beginne zu frösteln. "Mark, hab keine Angst...", kann ich schon nur noch in das Nichts vor mir flüstern. Ich breche Bewegungsunfähig zusammen, als sich zwischen meinen Fingern eine warme Flüssigkeit sammelt. Alles dreht sich, es dreht und dreht, immer schneller. Um nicht zu erbrechen kauere ich mich zusammen und schließe die Augen, bis es plötzlich wieder steht. "Phil? Warum liegst du auf dem Boden?", fragt mich Mark keck und als ich die Augen öffne sehe ich die weißen Fließen unseres Badezimmers dicht vor meinem Gesicht. "Mark?", kann ich mich plötzlich wie gewohnt bewegen. "Mark..", wird meine panische Stimme ruhig, als ich ihn in der Wanne entspannt sitzen sehe. "Komm rein..", grinst er mich frech an und schiebt den Schaum einladend zur Seite, um mir einen Ausblick auf seinen wunderschönen Körper zu gewährleisten. Ich ziehe mir mein Shirt über den Kopf und schlüpfe auch aus dem Rest meiner Kleidung. "Ich hatte nur einen Alptraum", streige ich beruhigt in das warme Wasser der Wanne. "Vergiss ihn, komm her", ziehen mich fordernde Finger auf sich. "Wenn du willst, darfst du..", verursacht sein Flüstern selbst in der heißen Wanne eine Gänsehaut in meinem Nacken. "Ich muss nicht", küsse ich ihn verliebt. "Tu es!", dringt seine übliche Befehlsstimme zu mir durch und ich beginne ihn zu liebkosen. "Alles was du willst", wandert meine Hand in dem schaukelnden Wasser über ihn, während die andere bereits mein Glied pumpt. "Wird es weh tun?", sieht er mich mit großen Augen an. "Ich werde sanft sein, sanfter als je zu vor", schenke ich ihm lächelnd einen leichten Kuss auf die Lippen. "Ich Liebe dich und würde dir niemals weh tun", versichere ich ihm und setze meine Liebkosung an seinem Hals fort. Das Wasser wippt angenehm über unsere Körper, als ich bemerke wie sich der Schaum leicht Rosa verfärbt. "Sieh mal Mark..", schiebe ich weißen Schaum zu Seite um meinen Freund besser sehen zu können. "Er ist ganz-", breche ich meinen Satz ab, um Mark aus der Wanne zu ziehen. Alles ist rot und meine Hände hinterlassen blutige Fingerabdrücke auf seiner so reinen Wange. "Mark was ist passiert? Wo kommt all das Blut her?", möchte ich das er seine roten toten Augen von mir nimmt, doch er regt sich nicht.

Ein Klingeln reißt mich aus meinem unruhigen Schlaf und es dauert, bis ich begreife das es mein Handy ist. Mein Herz raßt wild gegen meine Brust und auf meinen Augen liegt eine dicke Kruste Schlaf und Tränenflüssigkeit, welche mir schmerzlich die Sicht zu nehmen scheint. "Mark!", falle ich fast auf meinen unsicheren Beinen, welche vom Schwindel des Traumes noch immer beeinflusst sind, aber ich hebe noch vor dem dritten Klingeln ab. "Hallo?!", keuche ich völlig außer Atem wie nach einem langstrecken Lauf.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt