Kapitel 99: Dornröschen

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Den ganzen Morgen rattern meine Gedanken durch die gänigen Orte die für ein ausgelassenes Date zur Verfügung stehen, als ich mir den kleinen Vorteil zu nutzen mache das dieser Tag mit Andy keins der klassischen Dates ist und damit auch nicht den ungeschriebenen Regeln dieser unterliegt. Mein Blick fällt auf die große Sporttasche als sich mein breites Grinsen auf meinen Zügen festsetzt und mir plötzlich klar ist wohin unser heutiger Ausflug geht.

"Du wolltest mich doch nicht schon wieder versetzen?", mache ich mit einem Hupen auf mich aufmerksam als ich meinen Wagen auf dem Schulgelände des Jüngeren verlasse und ähnlich einem Teenierockstar gleich von den jüngeren Mädchen angestarrt werde. Im lockeren T-Shirt und mit meinem schlichten Lederschmuck lehne ich an die offene Fahrertür, wobei ich nur Augen für meinen blonden Freund habe und die kichernden tuschelnden Mädchen gänzlich ignoriere. "Ne ich dachte du wärst sauer auf mich, weil du einfach so weg warst", verabschied sich Andy von dem lockigen Danni um quer über den Parkplatz zu mir zu laufen, wobei die schwärmenden Teenager bei ihrem Höhenflug wohl gerade in Turbulenzen geraten, in denen sie sich von meiner Heterosexualität verabschieden, denn sie verdrehen genervt die Augen und beklagen sich wie alte Witwen darüber das alle guten Männer schwul oder verheiratet sind.

Während wir unsere Runde mit Chiara drehen Verrate ich Andy kein Wort über das Ziel unseres heutigen Ausflugs, doch er schaut ziemlich verdutzt als ich unsere treue Begleiterin durch meine große Sporttasche tausche. Grinsend höre ich mir die quälenden Fragen des Jüngeren an, welcher ähnlich einem Tonband in regelmäßigen Abständen quängelnd herauszufinden versucht wann und wo wir hinfahren, denn nicht nur seine Neugier foltert die schmale Gestalt neben mir, sondern auch die brütende Hitze, welche unseren fahrbaren Untersatz in einen rollenden Backofen verwandelt. Schweißnass sinkt Andy immer tiefer in den Sitz und versucht sich mit dem ebenfalls heißen Fahrtwind, welcher das Gold seiner Haare säuselt wenigstens am Leben zu halten, als ich auf den Parkplatz des außerhalb liegenden Aqua Park biege und neue Energie in den gerade Sterbenden flutet.

Der Ephorie des Jüngeren folgt ein bedrücktes Schweigen, als Andy klar wurde keine Badehose dabei zu haben, als ich ihm eine liebevolle Kopfnuss verpasse und anstandslos den Eintritt für uns beide zahle. "Als wenn ich nicht daran denken würde", schmunzle ich das erneut strahlende Grau seiner schönen Augen an, als ich ihn zu den Umkleiden führen und mir meine Belohnung für den Tag abholen will.

"Und, passt sie?", bin ich es nun der bereits eine halbe Ewigkeit an die Plastikwand der Kabine lehne und auf Andy warte, welcher länger als eine Frau an ihrem Hochzeitstag braucht, als sich endlich die Tür öffnet und Andy sich Hochrot in ein Handtuch gehüllt aus dem Inneren schiebt. Ohne Worte eröffnet mir der schlanke Junge einen Blick auf die wie erwartet enganliegende rote Badehose, wobei ich unerwartet feststelle, dass sich dort mehr befindet als ich gedacht hätte. "Also ich finde es gut", kann ich mir jedoch das breiter werdende Grinsen nicht verkneifen, welches ich im Hinblick auf meine heutige Aussicht nicht verbergen kann. Ich selbst trage eine weite dunkle Badeshorts und meine Lederbänder, welche vorteilhaft auf meiner nackten Brust liegen, denn Andys Blicke verfangen sich gerade nur so an meinem Oberkörper "gefällt dir was ich zu bieten habe?", necke ich den purpuren Jungen welcher plötzlich das Talent zu Sprechen verloren hat.

"Hey, kannst du mal wen anderst anstarren?", motzt Andy als er gezwungen ist sich aus dem Handtuch zu schälen und mir damit freie Sicht auf seinen schmalen Hintern gewährt. "Ich darf doch wohl meine Belohnung voll und ganz auskosten!", mache ich frech keinen Hehl daraus das ich seinen Körper attraktiv finde, als der kleinere selbst ein lockeres Lächeln auf die weichen Züge legt, wobei die Röte heute wohl ein Teil seines natürlichen Hauttons bleibt. "Ich geh jetzt ins Wasser, bevor die anderen auch noch auf diese Shorts schauen!"

Kaum im erfischenden Nass angekommen, entspannt sich der Blondschopf, als ich ungefragt unter ihn Tauche um das Leichtgewicht auf meine Schultern zu heben. Quickend tollen wir einige Zeit in dem tiefen Bereich des Kinderbecken herum, wobei Andy keinerlei Hautkontakt meindet und nicht nur einmal die Arme und Beine um meinen Oberkörper schlingt. Wie in einem Traum fühlt sich alles so sorgenlos Leicht an und das erste Mal schiebt sich Sam nicht einmal in meinen Gedanken zwischen uns.

Erst als Andy sich plötzlich von mir löst zerreißt mich das Bedürfnis unsere Lippen zu verbinden und mir wird schlagartig bewusst das seine kribbelnden Berührungen nicht nur meinen Verstand verrückt spielen lässt, denn eine unangenehme Erregung zeichnet sich im nächsten Herzschlag im meiner Badeshorts ab und ich bete zu Gott dass gerade kein pupertärer Zwölfjähriger mit seiner Taucherbrille an mir vorbei schnorchelt.

"Kommst du mit?", erreicht mich Andys Stimme durch das Geschrei der anderen als er beinahe die riesige Tunnelrutsche erreicht hat. "Ja - kleinen Moment!", entschuldige ich mich an den Beckenrand gelehnt und versuche krampfartig an etwas anderes zu denken, bis sich das ziehen in meinen Lenden wieder beruhigt hat.

"Was war den?", erkundigt sich Andy im besorgten Ton, als ich ihn schnell die Treppen hochführe "Ach nichts!"

"Traust du dich nicht?", steht Andy plötzlich wie gelehmt vor dem pechschwarzen Eingang der Rutsche, als die Ampel das zweite Mal auf Grün springt und die Kinder hinter uns zu drängeln beginnen. " ich nehm dich auch gerne in den Arm!", lache ich amüsiert darüber wie der Kleinere zitternd vor der Haltestange steht, als ich ihn einfach, auch auf die Gefahr erneut eine Erektion zu riskieren, an mich presse und uns in die Tiefe stürze. Erst ist es dunkel, bis aufeinmal überall Lichter sind die uns blenden und wir gemeinsam ziemlich heftig durch die Rusche schleudern, bis wir am Ende vom Wasser auseinander gespühlt werden.

Als die Sonne verschwindet wird es mit einmal kalt und man spürt dass der Herbst bereits vor der Tür steht, weshalb wir uns auf den Heimweg machen.

In der Dusche lasse ich es mir nicht nehmen Andys Haare einzuseifen doch ich bin etwas enttäuscht als mein Traummann sich nicht aus seiner Badehose schält um mir die Möglichkeit zugeben meine Vorstellungen mit dem Original abzugleichen, doch die ausgelassene Stimmung macht mir die Hoffnung das dies vielleicht nicht mehr ewig auf sich warten lässt, aber schon im Auto holt mich die knallharte Realität wieder ein, als Andy sein Handy aus der Tasche fischt und Sams Nummer wählt. In aller Ausführlichkeit berichtet Andy von unserem Tag im Aqua Park während ich schweigend zuhöre und das Gefühl bekomme Sam hätte nur einen Meter neben unserem Handruch seins auf die Badewiese gelegt, als mich der Hörer aus meinen finsteren Gedanken reißt. "Er will dich kurz sprechen", erklärt Andy unschuldig, als ich das Telefon zwischen Schulter und Ohr klemme. "Ja?", kann ich mir schon vorstellen was Sam will. "Phil? Du denkst an unsere Abmachung? Wehe du fässt ihn gegen seinen Willen an oder drängst ihn zu irgendwas. Wenn ich merke das etwas mit Andy nicht Stimmt, bin ich schneller wieder da als dir lieb ist!", in den Worten steckte die offensichtliche Eifersucht darüber dass Andy den Tag mit mir mehr genossen hat, als Sam es sich gewünscht hätte. "Mach ich schon nicht" antworte ich gleichgültig über diese unnötige Drohung als ich Andy das Telefon wieder gebe um mir ihr schnulziges Liebesgetue anhören muss. Das Gespräch der Beiden hat unseres regelrecht zermalmt, denn es dauerte nicht lange bis unser Schweigen von dem gleichmäßigen Atmen des Jüngeren begleitet wird. Meine finstere Mine lockert sich bei dem sorgenlosen Anblick des Blonden, auf dessen weichen Züge die Lichter der vorbei ziehenden Laternen tanzen. Er ist wirklich in vielen Dingen einfach zu Naiv und Unschuldig und mit einem Mal kann ich Sams Besorgnis wieder verstehen.

Sanft hebe ich den noch immer schlafenden Jungen in meine Arme, als nicht einmal die kalte Nachtluft ihn aus seinen Träumen zu befreien weiß und ich ihn ungefragt in meine Wohnung trage. "Tssh Chiara", flüstere ich meiner kleinen Freundin zu als diese wild um meine Beine springt und auch den Schlafenden begrüßen will. Hechelnd und Schwanz wedelnd sitzt Chiara am Bettende in das ich mein Dornröschen entkleidet gelegt habe und ihm liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht streife. "Ich Liebe dich Andy", sitze ich einen Augenblick einfach neben ihm während meine goldenen Augen den ruhigen Schlaf und das zarte Lächeln bewundern. Meine Worte sind wie ein zartes Flüstern als mein Daumen über das Lächeln streichelt und ich mich über ihn beuge um nach einem kurzen zögern die Wärme unser Lippen zu vereinen. Es sind Sekunden, welche die Stille in Stunden ziehen, als der Schlafende plötzlich seine Lippen bewegt und den Kuss erwidert. Mein Herz beginnt wild zu schlagen, als ich meine Zungenspitze liebevoll an Andys Unterlippe klopfen lasse und dieser tatsächlich seine Lippen öffnet um mir Einlass zugewähren. Die zarten Finger vergraben sich in dem Rot meiner Haare als mein Freund mich fordernd zu sich zieht und ich meine Hand neben seinem Gesicht aufstützen muss um nicht ganz auf dem Jüngeren zu liegen. In mir feiern Schmetterlinge gerade die größte Party des Jahres, als ich unseren feuchten Kuss nur einen Wimpernschlag lösen muss um mich bequemer zu positionieren. Doch ehe ich mich wieder zu seinen geliebten Lippen begeben kann, nuschelte Andy mich noch immer in seinem Griff den Namen der Person, welche mein schlafendes Dornröschen erwartet wenn er die Augen aufschlägt. Mein Kiefer verkrampft sich schmerzhaft als ich die Finger aus meinem Haar löse und die Decke von der anderen Bettseite nehme um mich im sicheren Abstand auf die Couch zu legen.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt