Kapitel 77: Der Richtige!

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Selbst das Geräusch der verlassenen Leitung verstummt nun und lässt mich in der Stille der Dunkelheit allein. Einzig das Rauschen der Blätter zeigt mir, dass selbst mein Schlurzen die Nacht nicht mehr durch dringt. Ich habe es solange geschafft keine Tränen mehr an Mark zu verschwenden, die Lüge der Liebe in meinem Herzen wegzusperren und sein Gesicht wenigstens am Tag zu verdrängen, doch da sind immer noch diese Ängste, welche Teile seiner Worte, oder die Sehnsucht nach ihm in meine Träume bettet. Das Bild meiner Mutter und Zoe war nur der letzte Tropfen auf dem heißen Stein, welcher meine Lungen so schmerzlich zusammen gepresst hat. Langsam beginnt das beruhigende wiegen der Baumkronen im Wind meinen Schmerz zurück in mein Inneres zu treiben, es wieder zu verbergen und meine Wangen zu trocknen. Zeit heilt vielleicht keine Wunden, aber sie Hilft stärker zu werden und der Wahrheit besser zu entfliehen.

"Na komm her..", breche ich mit Hilfe meiner Stimme die Stille, die mich in sich einschließen wollte, als ich den Hund anspreche, welcher den Kopf auf meinem Schoß abgelegt hat und geduldig auf mich wartet. Ihre Ohren zucken so gleich, als sie ihn hebt und mir mit ihren sanften Küssen, den üblichen Trost spendet. Durch den leicht feuchten Boden, hinterlässt Chiara mit ihren Pfoten kleine matschbraune Abdrücke auf meiner Jeans, während sie versucht komplett auf mich zu gelangen. "Tut mir leid", beruhigt sie meine Atmung wieso oft und sie schenkt mir ohne Worte, alles was ich in diesem Moment brauche. Das Schlagen einer Autotür zerschneidet die Nacht und nur wenige Augenblicke später höre ich die unbeholfenen Schritte auf dem steinigen Weg zu Zoes Grab. "Phil?", erkundigt sich eine mir mehr als bekannte Stimme und scheint nur einige wenige Schritte hinter mir zu sein. Wieder einigermaßen gefasst setze ich meine Freundin auf den Boden und stehe auf um meine Mutter zu begrüßen, welche nun extra mitten in der Nacht hier her gekommen ist. "Es tut mir Leid, das ich dich geweckt habe", reiche ich ihr förmlich die Hand, auch wenn ich nicht daran geglaubt habe, dass sie wirklich kommen würde. Das schlechte Gewissen macht sich in mir breit, als ich ihr in die müden Augen sehe und die zerzauste Frisur bemerke. "Schon- schon gut", nimmt sie meine Hand etwas distanziert entgegen und versucht mich aufmunternd anzusehen. "Schön wenn es dir wieder besser geht", lösen wir unsere kurze Verbindung wieder, als ich wieder zu ihrem Wagen deute. Ihre hohen Schuhe nicht für diese Art von Weg gemacht, gehen wir ansonsten schweigend von dem Friedhof. Den langen Mantel hat sie sich eng um ihren Körper gepresst und ich bin mir nicht sicher ob sie die leicht kühle Luft abhalten möchte, oder es ihr Schild gegen die Schuld die auf ihren Schultern lastet ist. "Danke das du gekommen bist, aber es geht wieder", zeigt mir diese Geste dennoch das ich ihr nicht egal bin, auch wenn sie selbst nicht in der Lage ist mir, genauso wenig wie Zoe zu zeigen was wir ihr bedeuten. Früher war sie anders, liebevoll, warm und herzlich, doch die Krankheit hat auch ihr Herz zerfressen und sie unfähig gemacht Nähe zuzulassen. Einige Jahre war ich sauer deshalb, sauer, das sie niemals zu Zoe in die Klink gekommen ist, doch spätenstens mit dem Tag an dem meine Schwester gestorben ist, ist es mir einfach egal, was aus dieser für mich fremd gewordenen Frau gewordenen ist. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, als meine Gefühle mir auch diesmal widersprechen wollen und sich nach der Liebe meiner Mutter verzerren, eine Umarmung erhoffen, welche wieso oft nicht folgt, stattdessen liegen ihre blauen Augen auf mir, welche zwar die selbe Farbe besitzen wie die Ozeane in Zoes, aber lange nicht so strahlen. Ihre sind matt und kraft-, ausdruckslos. "Lass uns doch gemeinsam Frühstücken, wir haben uns seit der Beerdigung nicht mehr gesehen", klingt es eher wie eine Suche nach eigenem Trost, als das sie mir diesen spenden könnte. Dennoch bin ich ihr Dankbar das sie hier hergekommen ist. "Ja, sehr gerne", stimme ich ihr zu. Sie entriegelt ihr Auto und ich setze mich gemeinsam mit Chiara auf den Beifahrersitz, welche als auch meine Mutter einsteigt, sie Schwanz wedelnd begrüßt. "Ich wusste gar nicht das du einen Hund hast", sieht sie das Tier an, welches sich ein kurzes Kraulen erhofft, aber auch hier bleibt es aus. " sie ist jetzt ungefähr eins", lächle ich bei dem Gedanken an den Tag, als Mark und ich sie aus dem Tierheim geholt haben.

Einige Zeit sitzen wir einfach nur in dem kleinen Auto meiner Mutter und warten darauf, dass die Stunden vergehen, bis wir uns in ein Café setzten können. Sie erzählt mir, das sie jetzt Abteilungsleiterin in ihrer Filiale ist und wie sehr sich die harte Arbeit ausgezahlt hat. Auch wenn ihr Job der Grund ist warum sie weder Zoe, noch mich besucht hat, freue ich mich für sie, dass sie einen Weg für sich gefunden hat, mit allem klar zu kommen. Durchgefroren und erschöpft lasse ich mich an den kleinen Tisch in dem Café fallen, bei welchen wir die ersten Kunden heute sind. "Und was hast du so in der Zeit gemacht?", richtet sie plötzlich ihr Interesse an mich, während sie ihre Finger an dem angenehmen Kaffee wärmt. Ich habe nicht damit gerechtet das sie sich nach mir erkundigen wird, weshalb ich einige Augenblicke einfach auf meine Hände sehe und nicht so recht weiß, was ich ihr eigentlich antworten soll. "Phil?", spricht sie mich erneut an, als ich mir ein falsches Lächeln aufsetze und sie wieder ansehe. "Ja, mir geht es auch gut", möchte ich die Frau die gerade wirklich so aussieht, als könnte sie ihr Leben wieder genießen nicht mit meinen Problemen belasten. "Ich bin Freitags wieder bei Pascal und verdien' mir so mein Lebensunterhalt", erläutere ich nicht wirklich wie es mir sonst so geht. "Ich brauch ja nicht viel für mich und Chiara", zucke ich dann einfach die Schultern und kann ihrem Blick nicht standhalten. Bestimmt hätte sie lieber gehört, dass bei mir alles genauso geregelte Bahnen nimmt wie bei ihr, aber diesen Gefallen kann ich ihr leider nicht tuen. "Ach so? Schön wenn du mit deiner Musik immer noch die Herzen der Menschen berühren kannst", lächelt sie leicht und ihr Ton ist ungewöhnlich weich, fast so als wäre ich wieder ihr kleiner Junge, den sie so sehr geliebt hat. "Mama..", beginne ich ohne auf meine Fassade zu achten und will nach ihrer Hand greifen, doch sie zieht diese Weg. "Es..", wird ihr Blick wieder traurig, doch ich nehme es ihr nicht übel. Ich kenne den Schmerz, den sie fühlt und bin selbst noch nicht darüber weg und weiß wie schwer es ist die Mauern aufrecht zu erhalten. "Du hast doch aber sicher eine süße Freundin gefunden oder?", versucht sie wieder für mich da zu sein, bevor wir erneut in Schweigen ertrinken können. "Ich war einige Zeit in einer Beziehung, aber wir haben uns getrennt", zieht sich meine Brust bei den Gedanken an Mark zusammen. "Die Richtige wird kommen", versucht sie mir wieder ein Lächeln zu schenken, doch diesmal kommt es mehr gezwungen aus ihr heraus. "Der Richtige", korregiere ich sie.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt