Wie ich erwartet habe, sitzt Andy noch immer unverändert an der alten Eiche, während der bittere Schmerz der Enttäuschung ihn von innen aufzufressen scheint. Als Chiara ihn entdeckt stürmt sie wie damals in der Nacht mit ihrem Ball auf ihn zu, um ihm den mit Bissspuren übersäten Gummi entgegen zu werfen. Doch der rote Ball rollt ungerührt gegen den Schuh des Blonden, welcher wie eine eiserne Statur seine Beine umarmt und auf den Boden vor sich starrt.
Ohne ihn anzusprechen lege ich mich zu ihm in das saftige Grün der Sommerwiese, genieße die sanften Sonnenstrahlen, welche sich durch das rauschende Blätterdach schleichen und meine Arme liebevoll kitzeln. Es hat lange gedauert, bis ich diese Schönheit der Welt wieder für mich entdeckt habe, bis ich die Schatten der Wolken, das Lachen der Kinder oder das freundliche Gesicht meines Gegenübers wieder richtig sehen, hören oder deuten konnte. Das rot meiner Lider legt sich über meine goldene Iris und ich merke erst, als ein kühler Schatten sich über mich geschoben hat, das bereits das abendliche Rot, den vor uns liegenden Horizont küsst. Gähnend streife ich die abgerissenen Grashalme von meinen Armen, welche feine rötliche Abdrücke von dem unebenen Untergrund aufweisen. Andy sitzt weiterhin unverändert an dem Ort seiner Hoffnung, doch als das letzte Abendrot den mitlerweile fast Menschen leeren Park verlässt, regt sich die Eisenstatur wie von selbst. Die grausame Erkenntnis ziert das stählerne Grau seiner Augen, doch ich schenke ihm ein aufmunterndes Lächlen, welches so voller Hoffnung zu stecken scheint, das Andy meinen Worten zu gerne glauben möchte: "Morgen kommt er ganz sicher"
"Ganz bestimmt", greiften die zarten Hände des Jüngeren nach Chiaras Ball um diesen für meine Freundin durch die Luft segeln zu lassen. Einen Wimpernschlag irritiert mich sein Verhalten, als er die eben noch Schmerz verzogenen Züge plötzlich weich und liebevoll wirken, doch ich traue mich nicht ihn irgendwas zu Fragen.
"Also ich hab einen Hunger...", beginne ich und sehe ihn dabei vorsichtig von der Seite an, doch sein Blick änderte sich nicht, viel eher Lächelte er sanft. "Ich auch, vielleicht sollten wir zurück gehen?", richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. "Also ich dachte eher an Pizza?", legen sich meine Finger um seine schmalen Schultern, als ich ihn zu dem kleinen Italiener umdrehe, der sich gegenüber von dem Stadtpark befindet. Ohne auf eine Antwort des Goldschopfes zu warten, packe ich den Ball des Hundes zurück in meine Tasche und greife nach den kalten Finger um ihn zu der kleinen Pizzeria zu führen.
"Drei Sorten Käse, Salami und ne extra Portion Knoblauch! Nicht mal der glitzer Vampir wird noch in dein fettiges Hälschen beißen wollen!", grinse ich breit und habe vor uns eine riesige Familienpizza zu bestellen. "Meinst du?", entgegnet er mir ungewöhnlich frech: "Du weißt schon das du mich den rest des Tages als einziges ertragen musst?" "Ach muss ich das?", lege ich dem Jungen wie selbstverständlich einen Arm auf die die zierlichen Schultern, bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzte und es für den Abend so schien, als wäre Sam vergessen, denn das strahlende ehrliche Lachen erfüllt nicht nur einmal mein Gegenüber.
"Danke Phil...", liegt das ermattete Laternen Licht auf den müden Zügen von Andy. "War doch nur 'ne Pizza", tue ich es als selbstverständlich ab, doch auch für mich war es seit langem mal wieder ein ausgelassener Abend ohne Sorgen gewesen. "Ich meine für alles", sieht das hübsche Grau mich zurückhaltend an, doch statt etwas zu erwidern öffne ich nur einladend meine Haustür um ihm zu zeigen, dass er jederzeit Willkommen ist. Chiara springt gleich auf den Schlafplatz meines Gastes und verschwindet unter der Decke, sodass nur noch ihr wuscheliger Schwanz wackelnd heraus schaut. "Raus da Chiara!", stürme ich auf meine Freundin zu um sie von der Couch zu jagen, doch sie schnappt sich frech das kleine Kissen, um damit durch das Wohnzimmer zu hetzen. "Lass sie doch!", nimmt sie Andy kurzer Hand auf den Arm, um seine Liebe an sie zu verteilen. "Ja ja... verwöhn sie nur, damit sie mir wieder auf der Nase herum springt!", winke ich gespielt beleidigt ab, um daraufhin im Badezimmer zu verschwinden.
Das warme Wasser umspielt angenehm meinen Körper, fährt jeden Muskel hinab, während meine Gedanken noch immer an Andy hängen. Vielleicht habe ich ihn falsch eingeschätzt und er konnte viel schneller als ich damals mit Sam abschließen. Vielleicht hat er ihm selbst diesen einen letzten Tag gegeben, zu ihm zu kommen und mit dem untergehen der Sonne, war nun seine Chance vergangen... Vielleicht...
Meine Gedanken brechen ab, als das rauschen des Wasser versiegt und durch ein leises Wimmern ersetzt wird. Weint er? Aber eben schien doch alles in Ordnung zu sein? Er hat gelacht und wir hatten gemeinsam einen entspannten Abend. Grob trockne ich das noch tropfenden rote Haar, bevor ich in die dunkle Boxershorts schlüpfe und vorsichtig die Badezimmertür auf schiebe. "Andy? Alles in Ordnung bei dir?", klingt meine Frage vorsichtig zu ihm herüber, woraufhin das leise Schlurzen, ebenso wie das gleichmäßige summen des Wassers gerade zu verstummen schien. Den Hund noch immer im Arm, feste an seine Brust gedrückt glitzern die Tränen in den dunklen Wimpern von Andy. "Er ist nicht gekommen", bricht es erneut aus dem zarten Körper hervor, während heiße Tropfen in dem Fell des tröstenden Tieres landen. "Tsssh", schiebe ich meinen nicht ganz trockenen Körper neben ihn auf das Leder, um den trostspendenen Platz von Chiara einzunehmen. "Wer dich warten lässt, hat doch keine Ahnung was für ein Glück er mit dir hat", greifen meine Arme um ihn, sodass ich seinen verweinten Atem an meinem Hals spüren kann. Stoßweise dringt der Schmerz aus ihm hervor, welcher sein Herz in sein Inneres zu sperren versucht und ich kann nichts für ihn tun, als da zu sein, ihn halten und versuchen tröstende Worte zufinden. Doch die meiste Zeit sitzen wir einfach nur schweigend zusammen und meine Finger fahren zärtlich durch das goldene Haar. "Darf ich heute bei dir schlafen?", zieht Andy sich neben mir zusammen und für den Bruchteil einer Sekunde, spüre ich wie mein Herz einen Schlag schneller geht.
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Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boyslove
Romantizm"Doch er, war so unerreichbar wie die Sterne selbst" Phil hat es nicht immer leicht, aber als Mark in sein Leben tritt verändert sich einfach alles. Die Zuneigung zu diesem Mann wächst ins unermessliche. Kann diese Liebe ewig bestehen, oder findet P...