Kapitel 81: Bällchenjunkie!

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Ich spüre wie mich seine Nähe beruhigt, als ich mich wieder zurück in das Polster fallen lasse und Chiara auf meinen Schoß hole. "Süß ist nicht gerade das, was ein Mann hören will!", ziert seine Wangen erneut das verschämte Röte bei meinen Worten. "Tut mir Leid, ich halte mich ja schon zurück!", entlockt er mir erneut ein ehrliches Lachen, wobei ich meine Hände ergebend in die Luft strecke und meinen Blick kaum von seinen weichen Zügen nehmen kann. Er ist ganz anders als Mark, warmherzig, schüchtern und strahlt trotz der immer noch leicht geröteten Augen irgendwie von innen mit seiner ehrlichen, kindlichen Art und doch, erinnert er mich mit seinem zierlichen Körper und den hellen Haaren stark an meinen früheren Freund. Vielleicht ist das auch einer der Gründe warum ich mich in seiner Nähe gleich etwas besser fühle, nicht mehr so alleine?

"Du spielst Gitarre?", entdecken seine neugierigen Augen mein Instrument, welches an den Schrank gelehnt ist. "Ja, damit finanzier ich mir dieses Schloss!", deute ich auf mein zusammen gestückeltes Chaos, von denen zumindest die Einrichtung, welche ich mit Mark gekauft habe zusammen passt. "Ich geh noch zur Schule", zieht er ein Knie an die Brust und beginnt völlig offen über sich zu erzählen. Wieder etwas, dass ich von Mark so nicht kenne, den ich habe das Gefühl in nur einer Nacht, mehr über Andy erfahren zu haben, als in der gesamten Beziehung mit meinem weißen Engel. "Soll ich dir etwas vorspielen?", setze ich meine kleine Freundin von meinen Schoß, als die Müdigkeit ihre Ketten bereits um Andy legt. "Ich sollte vielleicht doch noch heim", gähnt er kraftlos, während ich mir meine Gitarre nehme und ein beruhigendes Lied für ihn anstimme. Es dauert nur Augenblicke, bis der vor wenigen Stunden noch Fremde an meiner Schulter lehnt und in einen festen schlaf gefallen ist. Mit dem letzten Ton meines Liedes streiche ich ihm liebevoll die Haare aus dem Gesicht und bette ihn auf ein Kissen, welches ich für ihn bereit gelegt habe. Die warme Decke über seine schmalen Schultern gezogen, bemerke ich erst gar nicht das ich ihn einige Herzschläge beim schlafen beobachte, bevor ich ihm leise ein: "Gute Nacht", ins Ohr hauche und seine Stirn tröstend küsse. Dieser Sam wird ihn bestimmt genauso verletzten wie Mark mich, schwingt trauer mit diesem Gedanken in mir mit, als ich mich erhebe um in mein eigenes Bett zu gehen.

Der nächste Morgen beginnt regnerisch, als ich mich relativ erholt aus meinem Bett kämpfe, doch trotz der dunklen Wolken ist die Luft unglaublich warm. "Hey kleine?", kuschle ich meine treue Freundin, die sich heute mal an mein Fußende gelegt hat zur Begrüßung, bis mir einfällt das wir noch einen Gast im Wohnzimmer haben. Unbewusst legt sich ein Lächeln auf meine Lippen, nachdem ich leise die Tür zum Wohnzimmer aufschiebe und der junge Mann noch friedlich auf der Couch liegt. Eingerollt in die Decke die ich um ihn gelegt habe. "Ob er Hunger hat?", gehe ich in die Hocke um mir von Chiara einen Kuss auf die Wange geben zu lassen. "Na dann auf", ziehe ich mir nur eine Regenjacke über, als ich das Haus verlasse. Die Luft ist unglaublich frisch und ich genieße, obwohl es regnet, den kurzen Spaziergang mit Chiara zum Bäcker, als jedoch schon auf dem Rückweg der Himmel aufreißt und die Sonne meinen Morgen perfekt macht. Leise summende, decke ich seit ewigen Zeiten mal wieder für zwei Personen, beziehungsweise ich decke überhaupt den Tisch, denn sonst verbringe ich nicht sehr viel Zeit damit, mich mit solchen alltäglichen Dingen zu beschäftigen. Chiara hechelt aufgeregt als ich mich der Tür zum Wohnzimmer wieder nähere, als wäre sie selbst ganz wild darauf Andy zu wecken und die letzten Gedanken an meinen weißhaarigen Freund verfliegen an diesem Morgen, während Chiara sich nicht aufhalten lässt meinen schlafenden Gast aus den Träumen zureißen, indem sie ihm genüsslich einen Kuss nach dem anderem gibt.

"Mach langsam, Chiara", versuche ich vergeblich mein Glück den Hund zu bändigen, indem ich mit ihr im Wohnzimmer etwas raufe und gut gelaunt mein Wort an Andy richte, welcher sich immer noch verschlafen aufsetzt. "Na gut geschlafen?", sehe ich kurz zu ihm, welcher bei dieser Frage aus mir unerfindlichem Grund plötzlich wieder schüchtern rot anläuft und mir so ein leichtes Schmunzeln entlockt. "Ich hab Frühstück geholt, also wenn du Hunger hast komm bitte in die Küche!", verschwinde ich zurück in mein kleines Chaos, um ihn in Ruhe aufwachen zulassen. Langsam lasse ich mich auf einen der Plätze fallen, als Andy nach einem kurzen Augenblick auch in die Küche kommt, sich einen Moment umsieht und plötzlich zu Lachen beginnt. "Schön wenn ich dich so erheitere!", protestiere ich gespielt ihn ebenfalls anlächelnd, nur um ein verlegenes "Sorry", von dem jungen Mann zu erhalten. "Greif zu", reiche ich ihm den Brotkorb und er nimmt Dankend an. Lange hatte ich keinen so angenehmen morgen mehr.

Wir Frühstücken gemeinsam und kaum das wir fertig sind, komm auch schon Chiara mit ihrem Bällchen. "Willst du nochmal Gassi?", frage ich sie liebevoll und streiche ihr durch das immer noch nicht ganz trockne Fell, bevor ich mich einfach dazu entschließe Andy zu fragen ob er uns begleiten möchte. "Kommst du mit?" "Klar!", antworte er grinsend und steckt sich den Rest des Toast in den Mund. Seine offene und fröhliche Art ist wirklich wie ein medizinisches Heilmittel um gute Laune zu haben, denn ein anderes Gefühl hat in seiner Nähe keinen Platz.

Gemeinsam werfen wir für Chiara den Gummiball durch die Luft und jedesmal, wenn sie das schmutzige Ding vor Andys Füße schmeißt werden seine Augen noch glänzender als sowieso schon. "Sie ist voll schnell!", begeistert sich der Blonde für meine Freundin und umspielt sie mindestens genauso liebevoll wie ich selbst. "Sie scheint dich auch zu mögen", grinse ich ihn von der Seite an, während wir uns in der Sonne auf die warme Wiese fallen lassen. Sein Lachen ist so ehrlich und nach nur einem Tag habe ich das Gefühl ihn ewig zu kennen.

"Ja Chiara wir bewegen uns ja schon!", fordert uns das kleine Fellmonster zum weiter gehen auf, als wir beim reden alles um uns herum vergessen haben. Ihr Bellen umhüllt uns, während Andy immer wieder den Ball für sie wirf und sich jedesmal so begeistert, als wäre es das erste mal, das sie ihm den Gummi bringt. "Tja, da bin ich heute wohl abgeschrieben", lache ich vergnügt die Beiden in ihrem Spiel beobachtend, bis alles Lachen aus Andys Zügen verschwindet und er wie gebannt auf den Baum starrt, an welchem ich ihn gestern Abend aufgesammelt habe.

Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boysloveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt