Als wäre Andy noch immer in einer anderen Welt, steht er wie lethargisch mitten im Raum, an der Stelle, an welcher ich ihn abgestellt habe. Ohne mich anzusehen lässt er sich von mir abtrocken, während Chiara den jungen Mann vor mir, mit ihren großen braunen Augen von ihrem Körbchen aus verfolgt. Das flauschige Handtuch reibt über die kühlen blassen Wangen von Andy, nachdem ich damit bereits die Haare weitgehend trocken gerubbelt habe. Noch immer sehen mich seine grauen Augen nicht an, sondern wirken wie erstarrt, während er alles mit sich machen lässt. Beruhigt darüber, das sein zierlicher Körper unter der dicken Jacke wenigstens weitgehend trocken geblieben ist, zeichnen sich dennoch auf seinem hellen Shirt im Schulter- und Nackenbereich dunkle Stellen, an welchen der Regen ihn wohl doch erwischt hat, ab.
Die nasse Kleidung meines Gastes hänge ich sorgfällig an meine kurz gluckernde Heizung, als ich diese anschalte. Es dauert nur Sekunden bis sich auf dem Boden meiner Wohnung kleine Pfützen unter dem hängenden Stoff gebildet haben. "Andy?", versuche ich zum wiederholten mal meinen ungefragten Besucher anzusprechen, doch dieser steht immer noch verloren in meinem Wohnzimmer. Ich weiß nicht, was man in so einem Fall am besten zu tun hat, weshalb ich ihn erst einmal in Ruhe lasse und einfach nur ansehe. Er scheint wie in seinen Gedanken gefangen, als hätte er noch immer nicht verstanden was gerade an Sams Haus geschenen ist und das es, die Beziehung an welche er sich so sehr klammert nicht gibt. Ob ich wohl genauso ausgesehen habe, als Mark mich stehen gelassen hat? Wenn einem alles genommen wird, was man liebt? Ist es dass, was Liebe eigentlich bedeutet? Schmerz, Verlust und Trauer? Meine Gedanken werden von einem plötzlichen Wutanfall des jungen Mannes zerissen und lassen mich zusammen zucken.
"Das kann nicht Sams Wille sein!", schreit Andy mich aufeinmal Grundlos an, doch ich erwidere nichts. Ich lasse ihn Schreien und seinen Gefühlen den Platz, den sie nun brauchen.
"Er muss einen Grund haben!", regt sich Andy weiter auf und wirkt fast schon hysterisch, wie er mit den Armen um sich schmeißt. Die Tränen rollen ihm erneut über die Wangen, als immer weitere Ausrufe, dem einziegen Menschen in diesem Raum entgegen geworfen werden, also mir. Ich halte die hoffnungslosen Begründungen des Blonden einfach aus, welche versuchen einen plausiblen Grund für das verstörrende Verhalten seines Freundes zu finden, doch als ich merke, das Andy schwächer wird, das ihm seine Kraft wohl am verlassen ist, nehme ich ihn ruhig in meine Arme. Ich weiß selbst nicht warum es mir so schwer fällt Andy so leiden zu sehen, doch aus irgendeinem Grund möchte ich ihn Lächeln sehen, möchte, dass er sich nicht die Schuld dafür gibt, was alles passiert ist. "Tshh...", flüstere ich im beruhigenden Ton und fahre mit den Fingern durch die immer noch feuchten Haare. Liebevoll wiege ich den Kleineren in meinen Armen, als dieser mit jedem Herzschlag in meiner Nähe tatsächlich auch leiser wird. "Wieso?", ist aus dem Schreien ein kaum hörbares Schlurzen geworden. "Wieso macht er das mit mir?", vergräbt Andy sein Gesicht noch tiefer in meinen Armen und in mir löst sich das Bedürfnis jetzt für ihn Stark zu sein. Das mich seine Tauer an meinen eigenen Verlust erinnert löst in mir ebenfalls den Schmerz der Einsamkeit aus, welcher mir so bekannt ist, doch dieser junge Mann, der so ehrlich Lächeln kann, gibt mir im selben Augenblick auch das Gefühl des Gebraucht werdens. Ich möchte für ihn da sein und ihm Trost spenden, wenn er diesen sucht. "Bei mir war es genau so...", bringe ich leise hervor um ihm meine Stimme zu schenken und damit auf andere Gedanken zu bringen."Ich war auch nur zweite Wahl!", setzte ich fort, doch erhalte gleich ein Kopfschütteln als Antwort und es dauert nicht lange, bis Andy sich aus meinem Griff befreit und beginnt mir von seinen Plänen zu erzählen. "Wenn er sich gegen mich entschieden hätte, dann hätte er den Anstatt gehabt es mir zu sagen. Ich weiß, dass etwas nicht mit seinen Eltern stimmt, ich weiß nur noch nicht was", ist Andys Stimme aufeinmal wieder so Kraftvoll und aufgeschlossen, als ob es daran trotz allem was vorgefallen ist keinen Zweifel gibt. Seine geröteten Augen sehen mich ohne Scham oder Unwohl sein an, als er weiter redet: "Es müssen seine Eltern sein! Es kann gar nichts anderes sein! Sie verbieten ihm doch sicherlicher mich zu sehen!", findet der junge verletzte Mann immer neue Gründe, warum Sam nicht aus dem Haus gekommen ist. Warum er ihn einfach im Regen stehen gelassen hat und egal wie realistisch oder fantastisch der Gedanke daran auch war, überzeugte sich der so zerbrechlich wirkende Mann doch mit jedem Wort mehr von dem Glauben an die wahre Liebe.
"Andy! Er wird dir nur wieder weh tun!", unterbreche ich ihn, im vielleicht zu scharfen Tonfall, doch dieses törische Gerede von Liebe, unendlichem Vertrauen und unerfüllter Hoffnung, kann ich mir nicht länger antuen. Sieht er den nicht was dieser perfekte Sam mit ihm macht? Das er ihn nur zu seinem Spielzeug gemacht hat? Ich wäre damals froh gewesen, wenn mir jemand den Schmerz genommen hätte, welchen das Spiel als Marks Marionette mit sich gebracht hat. Warum will er es nicht sehen?
"Nein wird er nicht, Sam liebt mich das weiß ich!", zischen mich die so liebevollen grauen Augen plötzlich zornig an. Ohne darüber nachzudenken was es für Folgen haben könnte, möchte ich Andy vom Gegenteil überzeugen. Ihm aufzeigen, das niemand wirklich lieben kann, weshalb ich ihn wie all die anderen Männer in meinen Bann ziehen möchte. Niemand kann wirklich Lieben, selbst Andy nicht. Meine Lippen legen sich wie ein kleines Lauffeuer auf die kühlen von Andy und wie schon lange nicht mehr, spüre ich dieses leichte kribbeln auf meiner Haut, als ich seine Lippen zum tanzen auffordere. Unerwarteter Weise wurden seine verkrampfen Muskeln, nicht weich und schmiegten sich an meine warme Brust, sonder sein Blick weitete sich und ich bekomme ein schlechtes Gewissen meiner unbedachten Handlung. Vorwurfsvoll drückt er sich von mir weg und sieht mich verwirrt und vielleicht auch ein wenig schokiert an.
"Ich ertrage es nur nicht wie er dich leiden lässt!", entschuldige ich mich für mein unangebrachtes Verhalten bei Andy und verstehe selbst nicht genau was gerade in mir Vorgeht. "Ich glaub ich mag dich, ein bisschen zu viel...", kommt im ruhigen Ton über meine noch immer die kälte der Berührung spürenden Lippen. "Phil... ich kann nicht, ich...",stammelt der mehr als nur durcheinanderne Junge vor mir los, als er sich unbewusst über die Lippen wischt und ich ihn schon unterbreche: "ich weiß doch, du liebst Sam und ich wünsche dir das er dich genauso liebt, wie du ihn"
Wieso steigt in mir diese Trauer über Andys Reaktion auf? Sollte es mich nicht freuen, das wenigstens einer von all den Männern zu seinem Partner steht, selbst in einer gerade schwierigen Situation? Doch warum zieht sich meine Brust nun so schmerzlich zusammen?
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Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boyslove
Romance"Doch er, war so unerreichbar wie die Sterne selbst" Phil hat es nicht immer leicht, aber als Mark in sein Leben tritt verändert sich einfach alles. Die Zuneigung zu diesem Mann wächst ins unermessliche. Kann diese Liebe ewig bestehen, oder findet P...