Nach diesem anstrengenden Tag, hebe ich zuhause angekommen das letzte mal die schweren Kisten aus dem Auto. "Ziehen sie doch nicht aus?" Kratzt die nervige Stimme von Herr Mayer mein Gehör. "Nein!", antworte ich knapp und greife nach der nächsten Kiste um diese ins Haus zu bringen. Als ich nicht weiter auf ihn eingehe sondern einfach meine Arbeit mache, lässt der alte verbitterte Mann von mir ab und verschwindet in seinem Haus. Na wenigstens das! Ich werde Chiara auf ihn abrichten! Bei diesem Gedanken muss ich irgendwie schmunzeln.
"Ich bin noch mal weg", flötet Mark mir zu, als er durch das Chaos der Kisten gleitet, welche ich erst mal einfach irgendwie ungeordnet im Wohnzimmer verteilt habe. "Jetzt noch?", frage ich traurig, denn es ist mir immer noch nicht recht wenn ich nicht weiß wo er sich aufhält, doch fragen macht es jedes mal nur schlimmer. "Ciao!", sagt er mir in mein verwirrtes Gesicht und leckt mir noch einmal kurz über die Unterlippe bevor er dann einfach verschwindet.
Wie ich das hasse. Alleine zu sein, ohne zuwissen wohin er geht und wann er wieder kommt. Sauer setze ich mich daran die Kisten zu ordnen und die Möbel aufzubauen. Es dauert die ganze Nacht, weil ich alleine die arbeit verrichte, in der selbst bei der schwedischen Bedinungsanleitung zwei Personen abgebildet sind!
Die Morgendämmerung spielt bereits durch die Vorhänge in der Küche, als ich mir wenigstens noch einen Kaffee kochen möchte, bevor ich dann endlich, wenn auch ohne Mark, ins Bett gehen will. Ich öffne die Schranktür und muss feststellen, das uns selbst das Geschirr fehlt. Genervt von dieser Tatsache und total übermüdet lasse ich mich auf den Stuhl sinken. Ob Mark mich irgendwann als ebenwürdigen Partner empfinden wird? Mein Gesicht vergräbt sich angestrengt in meinen Händen, mit welchen ich kurz über meine Augen reibe, nur um dann schwer auf der Tischplatte liegen zu bleiben. Mit geschlossenen Augen triften meine Gedanken wie immer zu dem Mann ab, den ich Liebe. Solange ich mich ihm noch immer nicht gleich gesetzt fühle, bleib diese Angst ihn zu verlieren, ihm lästig zu werden.
So oft schon, bin ich über meinen Schatten gesprungen um ihm zugefallen, doch wielange wird das ausreichen? Wieso vertraut er mir immer noch nicht an, wohin er immer geht? Oder ist das einfach nicht seine Art? Mark ist vielleicht einfach niemand, der gerne über sich redet. Immer hin sind wir jetzt schon lange ein Paar und er hat sich kein bisschen verändert. Anders als ich...
Seit ich Mark kenne fühle ich mich in vielen Dingen einfach selbstsicher und stark, ob ihm klar ist, dass ich das alles nur ihm zu verdanken habe? Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen bei dem Gedanken an seine strahlenden Augen, ob ich wenigstens einen kleinen Teil zu diesem Feuer in ihm beitrage? Der Gedanke es ist so, vertreibt die schlechte Laune und das ich bis eben noch sauer auf ihn war.Ich strecke ich mich und entschließe mich nicht länger auf Mark zu warten. "Zeit fürs Bett..", spreche ich komischerweise gut gelaunt mit mir, als ich den Stuhl vom Tisch schiebe, in dem ich mich erhebe. Doch dann sehe ich das Bild, welches die Entrümpler neben der Spüle stehen lassen haben. Ich nehme das Foto von Zoe und lächel ihr entgegen: "Siehst du Zoe? Ich komm doch ganz gut zurecht oder?", füllt meine Stimme wieder den Raum in dem die Sonne schon den neuen Tag gebracht hat. "Bist du gerade hier?", frage ich leise, als ich mich wieder auf meinen Platz sinken lasse und die Scherben aus ihrem Gesicht löse. "Es tut mir leid das ich dich solange warten lassen habe, aber du wolltest es doch immer so, oder Zoelein?", langsam öffne ich den kaputten Rahmen und komme mir etwas komisch vor, wie ich hier sitze und mit einem Bild rede, doch die Hoffnung, Zoe ist wirklich immer bei mir, lässt es mich trotzdem in einsamen Stunden tun. Als ich das Bild aus dem Rahmen löse bemerke ich das erstemal einen kleinen gefalteten Zettel dahinter. 'In diesem Bild steckt all meine Liebe für dich, Phil', erinnere ich mich wieder an ihre Worte. Meinte sie das? Meinte sie diesen geheimen Brief? Ich bin immer von ihrem Lachen auf dem Bild ausgegangen...
Ungewollt werden meine Finger wieder zittrig und ich sehe die kleine Zoe vor mir, mit ihrem goldenen Haaren und den noch roten Wangen, wie sie gelacht hat. Sie hat immer gelacht... Meine Brust wird schwer und ich spüre wie der Schmerz der vergangenen Wochen sich wieder in mein Herz bohren will. "Zoe.. ich..", beginne ich mit weinerlichen Stimme, unfähig Zoes letzte Worte die sie an mich richten wird zu öffnen. Was wenn ich wieder in dieses Loch fallen werde? Wenn ich alles verliere? Ich habe Angst zu erfahren, welchen Schmerz, welche Angst dein kleines Kinderherz immer in sich eingeschlossen hat. Wirst du in diesem Brief ehrlich sein? Wirst du zeigen wie dein wahres Inneres in dir gewütet hat? Wenn ja... kann ich das ertragen? Zu wissen wie schlecht es dir tatsächlich gegangen ist? Du hast es immer versucht zu verstecken, du bist die Starke... ich schaffe es nicht einmal einen Brief zu öffnen, den meine Schwester mit gerade mal 9 oder 10 Jahren geschrieben hat.
Meine Finger streichen über das leicht rosa gefärbte Papier aus dem Briefbogen den ich ihr damals geschenkt hatte. Ich fahre die Kanten nach und das öffnen, dieses nur ein paar Gramm schweren Zettel strengt mich mehr an, als das schleppen der schweren Möbelkisten. Mit geschlossenen Augen und brennedem Herzen klappe ich den zweimal gefalteten Brief auseinander und atme noch einmal tief durch. "Also Zoe..", flüstere ich kaum hörbar und beginne zu Lesen.
An meinen großen Bruder Phil...
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Doch...keine Liebe? Boy x Boy, boyxboy, yaoi, boyslove
Romance"Doch er, war so unerreichbar wie die Sterne selbst" Phil hat es nicht immer leicht, aber als Mark in sein Leben tritt verändert sich einfach alles. Die Zuneigung zu diesem Mann wächst ins unermessliche. Kann diese Liebe ewig bestehen, oder findet P...