Geständnis einer Verletzten

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Bradford

Naomie saß weinend auf dem Boden, die Beine hochgezogen, das Gesicht vergraben in den Oberschenkeln, die Arme um sie gewickelt. Sie wiederholte immer wieder den gleichen Satz: Bitte nicht schlagen! Ich wusste in dem Moment nicht, was passiert war.

Panisch kniete ich mich zu ihr: „Naomie? Naomie, ich schlage dich doch nicht, was redest du denn da, ich könnte so etwas nie tun! Naomie?", versuchte ich sie verzweifelt zu beruhigen, aber sie schüttelte nur den Kopf und hörte nicht auf zu weinen. Sobald ich sie anfasste, zuckte sie noch mehr zusammen.

„Okay. Okay Naomie. Ich schlage dich nicht, okay Baby, ich bin ganz ruhig, ich habe mich beruhigt. Du brauchst keine Angst zu haben.", sagte ich mit ganz ruhiger und sanfter Stimme und sprach weiter auf sie ein: „Heeyy, ich bin ruhig, siehst du, schau mich an Baby, schau her Naomie."

Und da hörte sie einen Moment auf zu weinen und hob ihren Kopf. Ich sah in ihre roten, verweinten, großen Augen und ihr Anblick brach mir das Herz. Ich sah ein verletztes, kleines Mädchen. Die sonst so strahlenden, glücklichen Augen, hatten einen tiefen Schmerz in sich. Obwohl ich innerlich weinte, setzte ich ein Lächeln auf um sie aus diesem Zusammenbruch herausholen zu können.

„Na siehst du? Alles ist gut Baby! Ich helfe dir jetzt hoch, ist das in Ordnung für dich? Sollen wir uns ins Auto setzen, willst du das?" Sie nickte ganz leicht mit dem Kopf. Ich nahm ihre Hände und half ihr hoch. Sobald wir auf den Füßen standen, schmiss sie sich an meine Brust und weinte wieder los:

„Es tut mir alles so Leid Tim, es tut mir so leid..." „Schschschhh. Schon gut meine Süße, alles ist gut, ich bin ja hier. Du bist bei mir sicher, alles gut." antwortete ich mit gedämpfter Stimme, umarmte sie ganz fest und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Was ist nur los mit ihr? Warum dachte sie wohl, dass ich sie schlagen würde? Sie muss irgendetwas erlebt haben, deren Erinnerung ich mit meinem unkontrolliertem Geschrei an die Oberfläche geholt hatte.

Naomie

Tim hatte mich mit zu sich genommen und sich für den Rest des Tages vom Dienst abgemeldet. Ich hatte zwar gesagt, er brauche das nicht tun und dass es mir gut ginge, aber er lies keine Widerrede zu. Bei ihm angekommen, zog er sich erst mal um, und bat mir eine warme Dusche an. Er meinte, das würde mir ganz gut tun.

Also ging ich erst einmal duschen. Unter dem heißen Wasser ging ich nochmal im Kopf durch, was passiert war. Ich hätte nie gewollt, dass Tim mich mal so sieht. So einen Zusammenbruch hatte ich letztes mal vor zwei Jahren, als ich frisch mit Ryan zusammengekommen war.

Normalerweise war ich sehr stark und hatte diese furchtbaren Dinge aus meiner Vergangenheit schon überwunden, aber wenn mir etwas sehr wichtig war und nahe ging, triggerten mich manche Situationen immer noch. Und Tim war mir wirklich wichtig, das hatte ich jetzt gemerkt.

Auf der ganzen Autofahrt hier her hatte ich kaum gesprochen und er auch nicht. Außer als er seinen Sergeant anrief um sich frei zu nehmen. Er hatte nur ganz sanft meine Hand gehalten um zu signalisieren, dass er für mich da war. Naja jetzt wird er wahrscheinlich nicht so verständnisvoll sein, sondern wissen wollen was los war.

Nachdem ich mich wieder angezogen hatte, ging ich ins Wohnzimmer. Tim saß da schon auf dem Sofa mit zwei Tassen auf dem Couchtisch. Er sah sehr nachdenklich aus. „Hey.", meldete ich mich an. „Hey. Na hat dir die Dusche geholfen?", wollte er lächelnd wissen. „Ja, das hat echt gut getan, danke. Was hast du da?", fragte ich ganz lieb und zeigte auf die Tassen. „Ich habe dir Tee gemacht, komm setz dich.", meinte er und nickte ganz leicht mit dem Kopf auf den Platz neben sich. Er war so süß, wie er sich um mich sorgte. Das erwärmte richtig mein Herz.

Also setzte ich mich neben ihn, zog meine Füße aufs Sofa und nahm mir meine Tasse: „Danke für den Tee, das ist echt lieb von dir.", streichelte ich ihn zärtlich an der Wange. Er drückte liebevoll meine Hand und küsste sie ganz leicht. Doch dann sah er mich intensiv mit seinen besorgten, traurigen Augen an: „Also, rede mit mir Naomie. Was war los?" Die Situation war aussichtslos, ich musste ihm erklären, wieso ich zusammengebrochen war. Ich holte tief Luft, sah auf meine Tasse und begann zu erzählen:

My PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt