Leidenschaftliche Versöhnung

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Er sah sehr mitgenommen aus. Über meine Anwesenheit war er aber nicht überrascht. Genny meldete sich zu Wort: „Schau mal wer nach dir sehen wollte." Er sah mich kurz regungslos an und meinte: „Ja, ich habe ihr Auto gesehen. Was willst du hier Naomie? Und Genny, wie oft soll ich dir sagen, dass du dich aus meinem Leben raushalten sollst? Was soll das hier?"

Oh man war der aber mies drauf. Wäre es besser gewesen nicht zu kommen?

„Hey alles cool, ich wollte nur mal nach dir sehen, weil ich mir Sorgen gemacht habe und Genny hat mich kurz reingebeten.", erklärte ich kleinlaut.

Der ist ja richtig angepisst. Was soll der Scheiß überhaupt? Erst meldet er sich nicht und jetzt brüllt er hier blöd rum.

Langsam wurde ich wütend. Die Empathie von vorhin verflog. Egal was er gerade durchmachte, er brauchte mich nicht so blöd anmachen. „Ahja? Ich erinnere mich aber nicht, dich hergebeten zu haben.", fuhr er mich an.

„Hey jetzt sei mal nicht so ein unhöflicher Arsch!", verteidigte Genny mich. Tim sah nur zu seiner Schwester und würdigte mich keines Blickes. „Genny kannst du bitte gehen! Das geht dich nichts an. Danke!", schnauzte er weiter.

Alter, jetzt geht es aber los! „Was soll das? Sie hat doch nichts getan!", rief ich ihm mit deutlich lauter Stimme zu. „Nein, ist schon gut Liebes, ich lasse euch lieber alleine. Dann könnt ihr reden. Hat mich wirklich gefreut dich kennenzulernen. Ich hoffe wir sehen uns mal wieder!", sagte sie ganz lieb und umarmte mich. Dann lief sie zur Tür, warf Tim einen wütenden Blick zu und ging.

Ich stand vor dem Sofa und war echt sauer über sein Verhalten: „Sag mal, was soll der Scheiß bro? Erst ignorierst du meine Nachrichten, dann will ich nach dir sehen ob alles okay ist, und du brüllst mich an warum ich bei dir auftauche! Kannst du mir mal erklären was mit dir los ist?"

Er stürmte in die Küche und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, drehte sich um, machte es auf, trank und blieb mit dem Rücken zu mir stehen. Jetzt ignoriert der mich einfach weiter der Arsch.

„Oh wie erwachsen von dir, mich einfach zu ignorieren. So lösen sich die Probleme in Luft auf nicht wahr? Schön alles verdrängen Bradford.", provozierte ich ihn. Den Rücken immer noch zu mir gekehrt, hatte er sich am Tresen abgestützt. Ich schäumte vor Wut:

„Jetzt lass mich mal was klarstellen: zuerst sagst du mir, dass du dich mit mir so wohl fühlst. Gestehst mir deine Gefühle. Dann fickst du mir auf dem Klo das Hirn raus und dann ignorierst du mich? Und wieso? Wegen dem was mit dir und deinem Vater war? Deine Sis' hat es mir gerade erzählt, wieso..."

Doch plötzlich drehte er sich um und schmiss die Bierflasche an die Wand, die mit einem lauten Klirren zerbrach. Ich zuckte vor Schreck zusammen und er fing an zu schreien: „DU weißt nichts über das was war! NICHTS! Oder meine Schwester! Über das, was er mir Tag für Tag angetan hat! Was ich als Kind jeden Tag durchmachen musste! Welche Angst ich damals hatte, als er immer betrunken nach Hause kam oder sich daheim gehen ließ! Jeden Moment zu fürchten, dass er zuschlagen könnte! Dieser verdammte Mistkerl von Vater! Niemand, NIEMAND weiß was ich innerlich durchmachen musste! Und jetzt kommt meine Schwester daher und meint ich soll ihm verzeihen? Ihn besuchen und so tun als ob alles gut wäre? Oohh nein... DEM werde ich garnichts verzeihen!"

Mir kamen die Tränen. Ich konnte sie in dem Moment nicht zurück halten. Die Emotionen kochten in mir. Nicht nur Mitleid, sondern auch vor Wut und Erinnerungen: „Ich? ICH weiß nicht, was DU durchmachen musstest? Mein Vater... hat mich geschlagen OHNE, dass er betrunken war! Weil meine Haare nicht ordentlich waren oder mein Rock zu kurz war... Weil ich nicht aufessen wollte... Sag mir ja nicht, ich wüsste nicht was für Schmerzen du durchmachen musstest! Das weiß ich nämlich sehr genau! Aber du? Du verschließt dich gegenüber mir und ignorierst mich, anstatt mit mir darüber zu reden. Ich habe dir deinen Freiraum gegeben und dich nicht gedrängt, aber, dass du mich auch noch blöd anmachst weil ich hier bin, ist echt mies bro'! Toller Freund bist du! Wenn du mich nicht hier haben willst, NA GUT! Me cago en ti! (Ich scheiß' auf dich) Ich verpiss' mich jetzt..."

My PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt