Unter der Dusche

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Naomie

Tim bestand darauf, dass ich heute bei ihm blieb. Eigentlich musste ich noch einiges lernen, aber das schaffte ich glaube ich in diesem Zustand doch nicht. Ich hatte noch zwei Klausuren vor mir, die ich unbedingt schreiben musste. Auch unter diesen Umständen dachte ich keine Sekunde daran die Prüfungen sausen zu lassen. Das konnte und durfte Miguel mir nicht antun. Das würde ich nicht zulassen. Ich würde mich so gut es geht ausruhen und morgen direkt wieder an die Arbeit machen. Deshalb sollte ich eigentlich daheim bleiben, aber Officer Vorsichtig wollte das nicht. Ich verstand seine Sorge und hatte selber genauso viel Angst, aber die Klausuren musste ich noch schreiben.

Er meinte wir müssten erst mit Meghan und dann mit Angela über alles reden. Dann würde man sehen, wie es weiterginge. „Wir müssen aber trotzdem kurz zu mir. Ich möchte mich umziehen und Steph und Joey sehen. Danach kannst du mich gerne wieder verschleppen.", sagte ich zu Bradford.

Oh man Steph und Joey. Was sollte ich ihnen nur sagen? Die beiden wussten von meinen Brüdern, und dass sie mich benutzt und scheiße behandelt hatten. Aber mehr auch nicht. Ich wollte die beiden nicht anlügen. Ich würde ihnen erzählen was passiert war und dass Miguel mich gefunden hatte. Sonst müsste ich mir wieder viel zu viel ausdenken, und sie hinhalten, und das wollte ich nicht. Dass es dabei ums mexikanische Kartell ging, brauchten sie ja nicht unbedingt zu wissen. Ich hatte Steph geschrieben, dass ich gleich da wäre.

Bei mir angekommen, liefen wir langsam und schweigend hoch zur Wohnung. Ich hatte mich bei ihm eingehakt, damit mir das Treppensteigen nicht zu schwer fiel. Seit dem Krankenhaus war Tim nicht so redselig gewesen. Nicht, dass er sonst mehr redete, aber jetzt war er extrem ruhig. Und da ich selber auch kraftlos war, war ich auch recht still. Tim gab mir meine Clutch und ich holte meine Schlüssel um aufzuschließen. Meine Clutch und mein Kleid hatten die Typen einfach neben mich auf den Boden geschmissen. Sie hatten wirklich nichts mitgenommen. Das Einzige was sie gestern wollten, war tatsächlich mir nur Angst zu machen.

„Heeeey na endlich da bist ... was ist passiert? Oh mein Gott Süße was... wie siehst du denn aus, was ist denn mit dir passiert?", Steph war in den Flur gekommen als sie die Tür hörte. Auch Joey war schon im Anmarsch: „Ey was ist los Mädls?" Als er mich sah, verfinsterte sich seine Miene und er ging plötzlich auf Bradford los. „Was soll der Scheiß bro? Was ist mit ihr passiert? Warst du das?", brüllte er total aufgebracht. Ich hielt ihn auf bevor er sich Tim nähern konnte: „Joey! Joey, Joey! Bro nein, das hat nichts mit ihm zu tun, als ob Bradford mir weh tun würde, krieg dich mal wieder ein man. Chill! Ich erklär's euch gleich. Lasst uns erst mal reingehen." Tim's Kiefer zuckten und die beiden starrten sich zornig an.

Nachdem wir uns hingesetzt hatten, erzählte ich den beiden was passiert war. Steph fing gleich an zu weinen und drückte mich ganz fest, so dass ich kurz schmerzhaft zischte. „Shit tut mir Leid.", meinte sie. „Schon gut, ich hab nur eine Prellung und das tut noch etwas weh.", erwiderte ich kurz. „Zeig her.", forderte Joey und ich zog kurz das Shirt hoch. Sie rissen beide die Augen auf. „Omg Naomie, das tut mir alles so Leid!", schniefte Steph wieder los.

„Das ist ja sehr nice Mr. Officer. Toll wie du auf Naomie aufgepasst hast. Wieso war sie überhaupt alleine unterwegs nach der Hochzeit, wo warst du?", fing Joey an Tim anzugreifen. Bradford antwortete nicht sondern sah nur emotionslos auf den Boden. „Boah Joey halt's Maul, als ob Tim was dafür kann. Du hast doch gehört, dass es Typen von ihrem Bruder waren.", verteidigte Steph ihn. „Na und? Sie hätten sie nicht überfallen können, wenn er bei ihr gewesen wäre. Ist doch so oder nicht Bradford? Ich dachte du wärst so ein krasser Beschützertyp, wo warst du hm?", drängte Joey mit hartem Blick.

„JOEY! Es reicht! Sie hätten mich so oder so erwischt, wenn nicht gestern dann heute oder morgen! Er kann nichts dafür, also lass gut sein!", entgegnete ich laut. Da stand Tim plötzlich auf und lief raus. „Tiiim.", rief ich und wollte ihm hinterher laufen. Wütend sah ich zu Joey und sprach etwas leiser: „Was sollte das Bro? Er macht sich sowieso schon die ganze Zeit fertig und gibt sich die Schuld dafür, da musst du nicht auch noch darauf rumhacken! Man echt."

My PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt