Schuldgeständnis

446 21 11
                                    

Bradford

Die ganze Nacht hatte ich kaum geschlafen. Das quälende Gefühl in meinem Herz hatte mich wach gehalten. Immer und immer wieder sah ich sie, wenn ich meine Augen schloss. Wie sie ihn küsste. Sich an ihm rieb. Verfluchte Scheiße. Dieser verfickte Pisser. Die Eifersucht hatte mich verschlungen. Ich stellte mir ständig vor wie ich ihm auf sein scheiß Maul haue mit dem er sie geküsst oder seine Hände breche mit denen er sie begrabscht hatte.

Dieses Mädchen hatte von Anfang an Ärger bedeutet. Nie hätte ich mich auf sie einlassen dürfen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Nicht nur, dass ich in aller Munde der Cop in der Midlifecrisis war, der sich ein junges Ding angelacht hatte, sondern ich musste auch noch mit hormongesteuerten 20 Jährigen Gen Z Typen konkurrieren.

Ich hätte einfach nicht auf das Date mit ihr gehen sollen, dann wäre auch garnichts weiter passiert. Mein Leben wäre so gelaufen wie bisher. Keine Gefühle, kein Drama, kein Stress. Deshalb hatte ich mich nach Isabel von der Frauenwelt fern gehalten. Sie bedeuteten einfach nur Probleme. Das was ich nach Isabels Verschwinden durchgemacht hatte, hätte mir eigentlich eine Lehre sein sollen.

Die grauenvolle Verzweiflung, die unerträgliche Trauer, dieser enorme Schmerz, der sich wie Krebs in deinem ganzen Körper verteilte und dich innerlich absterben ließ, so dass man keine Freude mehr empfinden konnte. Dieser Zustand war furchtbar. Und jetzt machte ich das schon zum zweiten Mal durch. Sogar schlimmer. Und wieso? Weil ich mein scheiß Herz hoffnungslos an eine 21 Jährige verloren hatte.

Ich war ein Mann des Militärs. Ein Mann mit Disziplin und Selbstkontrolle. Ein Mann der schreckliche, unmenschliche Dinge miterlebt hatte. Gewalt und Tod waren mein Alltag gewesen. Und jetzt war ich verletzt wegen einem jungen frechen Mädchen? Was war nur mit mir passiert... aber ich wusste was passiert war.

Naomie war passiert. Sie hatte mein Herz in kürzester Zeit erobert. Mit ihrem jugendlichen Charme. Ihrer puren Lebensfreude. Ihrem herzhaften Lachen. Ihrem gutem Herz. Ihrer Klugheit. Ihrem Ehrgeiz. Ihrer Stärke. Die Liste ging noch ewig so weiter. Sie war so eine beeindruckende junge Frau mit einem umwerfenden Aussehen.

Sie war wie ein leuchtendes Feuer an einem dunklen, kalten Tag das einem Wärme schenkte. Mein Feuer. Das Feuer das erloschen war. Das nicht mehr für mich brannte und ich somit wieder in der dunklen Kälte saß. Allein.

„Tim? Tiiiim? BRADFORD!!" Ich schaute auf. Es war Chen. Ich stand total gedankenverloren mit meiner Tasse an der Kaffeemaschine im Pausenraum und hatte sie nicht bemerkt. „Oh entschuldige, willst du auch einen Kaffee?", fragte ich schließlich. „Nein schon gut. Es ist nur... geht es dir gut? Ich habe mir Sorgen gemacht nach gestern Abend. Du siehst total fertig aus.", bemerkte sie. „Mir geht's bestens, danke der Nachfrage. Verhör beendet.", brummte ich und setzte mich an den Tisch. Mir war überhaupt nicht danach, über Naomie zu reden oder über das was passiert war.

Chen setzte sich seufzend zu mir: „Hey, komm schon. Ich denke nicht, das alles Bestens ist. Es ist vollkommen normal, das einem so etwas weh tut. Den Expartner mit jemandem anderen zu sehen und..." Oh man Chen echt. Nie kann sie die Klappe halten. Da unterbrach ich sie genervt: „Habe ich dir irgendwie das Gefühl vermittelt, dass ich mich von die therapieren lassen will? Es ist wie es ist Chen. Aus Ende."

Sie wurde plötzlich wütend: „Wieso kannst du nicht einmal zugeben, dass was nicht stimmt? Ich beobachte dich jetzt seit vier beschissenen Wochen, und ich kann dir sagen: Das nervt! DU nervst! Deine MIESE Laune jeden Tag, die du hier verbreitest und uns mit runterziehst. Jeder sieht, dass es dir nicht gut geht. Und das Video von gestern Abend war sicher nicht hilfreich dabei. Aber was ich nicht verstehe ist, wieso du nichts unternimmst."

Ich verschränkte die Arme und starrte sie an: „Was gedenkst du sollte ich denn tun Chen? Soll ich hinter ihr her rennen wie ein liebesbedürftiger Welpe? Sie hat mein Vertrauen gebrochen, als sie sich nichts sagend in Gefahr gebrach hat. Für einen anderen Kerl. Das spricht doch wohl für sich."

My PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt