Mein Verstand hatte vollkommen ausgesetzt. Ich saß nur wie erstarrt da und konnte nichts tun. Was war hier gerade passiert? Ich musste das Gehörte zuerst einmal verarbeiten. Aber mein Körper und mein Gehirn reagierten nicht.
Doch plötzlich überkam mich ein Engegefühl im Hals und ich bekam keine Luft mehr. Ich rang nach Luft, aber es reichte nicht. Ich fuchtelte an meinem Nachttisch nach meiner Lampe und knipste das Licht an. Nachdem ich etwas sehen konnte, stand ich auf und stützte mich mit beiden Händen an der Wand ab. Mein Herz raste und mir wurde schlecht. Genau in dem Moment als ich dachte, dass ich ohnmächtig werde, holte ich qualvoll tief Luft und meine Lungen fühlten sich so an als würden sie vor lauter Schmerz gleich platzen. Nach ein paar Mal tief ein- und ausatmen, beruhigte sich mein Körper und ich konnte wieder gerade stehen. FUUUUUUCK! FUCK!!
Sie hatten Joey. Sie hatten ihn nicht nur, sie hatten ihm auch Schmerzen hinzugefügt. Dieser Anblick. Sein Gesicht. Und schon wieder liefen mir die Tränen über die Wangen. Was sollte ich nur tun? Was mache ich jetzt?
Ich fing an in meinem kleinen Zimmer auf und ab zu laufen wie ein wildes Tier in einem kleinen Käfig. Miguel wollte, dass ich alleine komme. Um was zu tun? Natürlich wollte er mich verschleppen und dem Kartell überlassen, das war glasklar. Ich habe nur ein kurzes Zeitfenster. Ich schlug meine Hände gegen meinen Kopf. Konzentrier' dich Naomie! Denk naaach, denk naaaach!
Wenn ich Bradford alarmierte, gäbe es großen Aufruhr und Joey wäre tot, das war sicher. Niemals würde Tim mich in Gefahr bringen und mir erlauben zu Miguel zu gehen. Wenn ich mit der Schutzwache im Schlepptau auftauchen würde, würden sie ihn wahrscheinlich vor meinen Augen umbringen und mich zusätzlich noch als Triumph mitnehmen.
Die zwei Officers hätten keine Chance gegen Miguel. So wie ich ihn kannte war er bestimmt nicht alleine hier. Abgesehen von Santiago hatte er dutzend Leute. Ich würde jeden den ich informiere nur zusätzlich in Gefahr bringen. Und das wollte ich nicht. Schlimm genug, dass Joey wegen mir leiden musste, aber noch Andere da mit reinzuziehen kam nicht in Frage. Ich hatte keine Wahl. Ich musste alleine hingehen und hoffen, dass sie Joey dann frei lassen würden.
Aber konnte ich das? War ich wirklich in der Lage mein Leben jetzt, einfach so, in diesem Moment aufzugeben? Tränen der Traurigkeit stiegen in meine Augen. Alles was ich mir hier aufgebaut hatte zerbrach in tausend Stücke. Mein Studium. Meine hoffnungsvollen Träume meiner eigenen Kanzlei. Meine lieben Freunde. Meghan. Bradford... mein geliebter Bradford. Könnte ich ihn je vergessen? So sehr wie ich ihn liebte? Wie sollte ich es ohne ihn schaffen? Würde er mir je verzeihen was ich getan hatte? Würde er es verstehen? Meine Knie gaben nach und ich versank auf den Boden. Das Schluchzen hörte nicht auf. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ich will das alles nicht... ich will nicht... Ich will doch einfach nur ein ganz normales Leben... Oh mum, wieso bist du nicht hier um mir zu helfen?... Ich brauche dich...
Doch dann schüttelte ich meinen Kopf und stand auf. Ich wollte nicht an all meine Liebenden denken, sonst würde ich mich nie ergeben und Joey retten können. Ich könnte nicht damit leben, dass ein guter Freund wegen mir sterben müsste. Ich konnte nicht zulassen, dass er sich für mich opferte. Was hätte das für einen Sinn? Miguel würde so lange weiter machen bis er mich hätte. Er würde mich so lange jagen bis er hatte was er wollte. Deshalb war es glaube ich am Besten, wenn ich mich ihm endgültig stellte.
Es gab keinen Ausweg aus dieser Sache. Ich musste dem Ganzen ein Ende machen. Egal wie schmerzhaft es mir vorkam. Es ging um Joey. Das konnte ich ihm nicht antun. Auch wenn ich Bradford damit sehr verletzen würde. Es ging um Leben und Tod. Ich musste nur sicherstellen, dass sie Joey wirklich gehen ließen. Aber wie?
Komm schon Naomie, lass dir etwas einfallen... Da kam mir eine Idee. Zeit für Meghan's Notfallplan.
Schnell zog ich mich um. Ich musste unauffällig aus dem Haus kommen, deshalb entschied ich mich für einen Kapuzenpulli damit ich mein Gesicht verbergen konnte. Hoffentlich waren die Wachen nicht zu aufmerksam um diese Uhrzeit. Meine Haare band ich zu einem Dut und setzte noch eine Baseballcap auf. Mit zitternden Händen schrieb ich noch kurz zur Sicherheit eine Nachricht mir dem Standort den Miguel mir geschickt hatte und legte sie auf unsere Kommode im Flur und verließ die Wohnung.

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My Policeman
RomanceNaomie ist 21 und eine top Jurastudentin in Los Angeles. Ihr Studium finanziert sie mithilfe ihres Instagramprofils, auf dem sie als Influencerin Tanzvideos postet. Doch nach einem Auto Unfall trifft sie auf einen älteren attraktiven Polizisten, de...