Steiniger Weg

427 22 36
                                    

Bradford

Naomie... da stand sie. Im Dunkeln, auf meiner Veranda. Wie immer in ihren lockeren Sweatpants und einem oversized T-Shirt. Mit ihren Händen in den Hosentaschen. Die Haare diesmal offen und gewellt. So hatte ich sie nicht oft gesehen. Sonst band sie ihre Haare immer hoch oder sie waren geglättet oder gelockt. Ich war etwas schockiert sie zu sehen, denn heute hätte ich noch nicht mit ihr gerechnet.

Keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. Den ganzen Nachmittag war ich wutgeladen auf Streife gewesen und konnte mich kaum auf die Straße konzentrieren. Chen wollte schon alleine losziehen und meinte ich solle nach Hause gehen. Nach Hause gehen und dann was? Mich entspannen? Ein Bad nehmen? In der Stille noch mehr über Naomie und Joey nachdenken? Nein, sicher nicht.

„Hey.", antwortete ich kühl. „Du hättest dir Licht machen können. Hier.", ich drückte den Schalter neben meiner Klingel und die Leuchte ging an. Jetzt konnte ich sie besser sehen und bemerkte ihre roten Augen und das sorgenvolle Gesicht. Sie sah so fertig aus. So wollte ich sie eigentlich nicht sehen, aber mir ging es ja momentan auch nicht besser.

„Im Dunkeln zu warten hat ganz gut getan.", nickte sie leicht. „Ich... ähm... ich... Können wir reden?" Nervös sah sie mich mit ihren großen verweinten Augen an. Ohne Kommentar schloss ich dir Tür auf und bat sie mit einer stummen Geste herein. Sie hippelte mit ihrem Bein und lief dann durch die Tür und ich hinterher.

„Willst du was trinken?", bat ich ihr höflich an. Sie verneinte. „Darf ich?", zeigte sie auf den Hocker an der Kücheninsel und wollte sich setzen. Sie verhielt sich als wäre sie eine Fremde in diesem Haus oder als ob ich sie nicht hier haben wollte. Das war so merkwürdig. Es war so bedrückend. Ich zeigte auf den Hocker und sie setzte sich schließlich.

Selber nahm ich mir ein Bier und lehnte mich dann gegenüber von ihr an den Küchenschrank und wartete. Schuldbewusst sah sie sich um und schenkte mir nur ab und zu einen flüchtigen Blick. „Ich höre.", unterbrach ich dann die Stille im Raum und verschränkte die Arme.

Da sah sie mich wieder an und setzte ihre Stirn in Falten. Es fiel ihr schwer mir in die Augen zu sehen. Sie wandte ihren Blick wieder ab und starrte dann auf ihre Hände, mit denen sie nervös herumspielte. „Hör zu, ich... ich habe mir die ganze Zeit, als ich gewartet habe, überlegt was ich dir sagen soll. Aber... es fällt mir gerade so schwer zu sprechen. Ich...", da füllten sich ihre Augen schon mit den ersten Tränen.

Sie schniefte kurz und fuhr dann fort: „Ich hatte nie vor dir irgendwie weh zu tun. Als du mir gesagt hast, dass du Abstand brauchst und mich nicht mehr sehen willst... da... ist meine Welt zusammengebrochen. Ich konnte nicht verstehen, wieso du das getan hast.

Zwar war mir bewusst, dass dir die Tatsache, dass ich ohne mich bei dir zu melden in Gefahr gestürzt habe, nicht gefallen hat, aber... was ich nicht verstehen verstehen kann ist... wieso du an meiner Liebe zu dir gezweifelt hast.

Ich... ich habe dir so oft und IMMER und immer wieder erklärt und gezeigt, dass du der einzige für mich bist. Dass ich nur mit dir zusammen sein möchte. Dass du derjenige bist, den ich über alles liebe.

Dennoch hast du immer wieder daran gezweifelt. Wieso? Wieso Tim?" Verzweifelt sah sie mich an.

Was wollte sie jetzt von mir hören? „Was soll ich dazu sagen Naomie? Du weißt, dass ich das von Anfang an nicht wollte." „Oh verstehe, dann siehst du unsere Beziehung als großen Fehler. Das hört man doch gerne...", unterbrach sie mich sarkastisch.

„Lass mich ausreden." Ich warf ihr einen finsteren Blick zu und sie sah wieder auf ihre Hände. „Ich wollte es nicht, weil du so jung warst. Du lebst in einer ganz anderen Welt als ich Naomie. Ich bin ein verbitterter geschiedener Cop Ende 30 und du eine lebhafte junge Tänzerin Anfang 20. Das war einfach so gegensätzlich. Aber...", ich lehnte mich zu ihr über die Insel.

My PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt