Bradford's Zorn

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Als Meghan mich sah, stockte ihr Atem und sie fing an zu weinen. Nachdem sie sich beruhigt und ich ihr alles haargenau erzählt hatte, atmete sie erst einmal tief ein und aus: „Das tut mir alles so Leid Liebes. Ich verstehe nicht, wie es soweit kommen konnte. Was sollen wir jetzt nur tun?" Meghan sah mich und Tim verzweifelt an. Wir saßen auf ihrem Sofa in ihrem Büro.

„Meine Kollegin hat schon mal ein bisschen über die 18th Street Gang Mitglieder hier in der Gegend nachgeforscht. Jemand auf dem Revier hat einen Informanten, der uns eventuell Näheres über den Überfall auf Naomie erzählen kann. Lopez versucht gerade Kontakt mit ihm aufzunehmen. Ich wollte, dass Naomie zuerst einmal mit dir spricht bevor wir weiter mit ihr reden. Sie weiß noch nichts über das Motiv des Angriffs.", erklärte Tim nervös. Sein Bein wippte und er sah Meghan eindringlich an. Als würde er auf irgendwelche magischen Worte von ihr warten, die meine ganze Situation in Luft auflösen lässt.

Meghan verstand seine Andeutung und fing an zu erklären: „Also rechtlich gesehen, wird Naomie ja nicht wegen Mord oder Totschlag gesucht. Keiner hat sie damals angezeigt oder beschuldigt. Das Einzige was sie gegen dich in der Hand hätten, wären die Zeugenaussagen deiner Brüder und des anderen Mannes der bei der Schießerei dabei war. Und das hätte vor Gericht keinen Bestand, da sie erstens einmal selber kriminellen Machenschaften angehören, und du zweitens minderjährig warst und dich nur selbst verteidigen wolltest.

Aber... wenn du jetzt mit der Polizei redest und gestehst, dass du jemanden erschossen hast, müssen sie rechtliche Schritte einleiten. Ein Geständnis ist ein Geständnis. Egal unter welchen Umständen. Deshalb wäre es wahrscheinlich das Beste, nichts von der Schießerei zu sagen, sondern lediglich die Tatsache, dass dein Bruder dich damals versucht hatte dem Kartell zu verkaufen und du dann abgehauen bist und er dich nun verfolgt. Hmmm... und falls es doch zu einer Anschuldigung kommen sollte, müssen wir es abstreiten. Du brauchst also keine Angst zu haben, wegen dem was du getan hast. Sondern lediglich darum, dass dich Miguel gefunden hat."

Die Worte von Meghan waren zwar aufschlussreich, konnten aber meine Sorge natürlich nicht aus der Welt schaffen. Auch wenn ich wegen meiner Tat nicht belangt werden würde, war da immer noch Miguel, der mich zwar nicht tot sehen, aber den geplatzten Deal von damals nachholen wollte.

Sobald ich daran dachte wurde mir immer schlecht und die Panik stieg in mir hoch. Ich hatte keine Ahnung wie ich dieses Problem lösen könnte. Außer abzuhauen blieb mir doch fast keine andere Wahl. Aber ein ewiges Leben auf der Flucht? War das die Lösung? All meine Liebenden hinter mir lassen? Mein Studium? Mein Traum vom Anwältin sein? Mein Kopf rauchte. „Vielleicht muss ich einfach wieder weg aus LA? Mich verstecken...", sagte ich mit einer kaum hörbaren, gebrochenen Stimme.

Tim's Augen weiteten sich und er stand urplötzlich auf und wedelte hektisch mit seinen Händen: „NEIN! Nein, das kommt nicht in Frage, daran darfst du nicht mal denken. Wir werden eine Lösung finden. Ich werde es nicht zulassen, dass dir irgendetwas passiert oder dass du abhaust. Vergiss es!" Er fuhr sich über die Haare und sah zu Meghan, die dann meinte: „Ich glaube er hat recht Liebes. Sowas könntest du nicht ein zweites Mal durchziehen. Dafür bist du hier in LA viel zu weit gekommen. Ich denke, da wird sich schon etwas anderes finden. Ihr solltet jetzt mal zur Polizei gehen und hören was die zu sagen haben."

Leicht nickend stand ich auf und lief zu Tim rüber. Ich sah in seine traurigen Augen und lehnte mich trostsuchend an seine Brust. Sofort schlang er seine Arme um mich und gab mir einen Kuss auf meine Haare. Für einen kurzen Moment lauschte ich seinem Herzschlag.

Zu wissen, dass er für mich da war... dass ich mich auf ihn verlassen konnte... dass auch ich einen kleinen Platz in seinem schlagenden Herz hatte, beruhigte mich ungemein und gab mir ein Gefühl der Zufriedenheit. In seinen Armen fühlte ich mich so geborgen. Ich atmete tief seinen Duft ein und schloss meine Augen. Alles um mich herum stand still. Alles war für einen kleinen Augenblick vergessen. Ah mein Held. Wie schön wäre es, wenn ich ewig so verharren könnte?

My PolicemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt