Kapitel 41

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(Hailys Sicht)

Das Blut in meinen Adern gefror. Alles an mir verkrampfte sich. Mein Magen, mein Gesicht, mein Blick: einfach der komplette Körper erstarrte. Als ob das Leben Stück für Stück aus mir gesaugt wird und jegliche Emotion verschwindet.Nach dem kurzen ‚geschockt' Moment schossen die Tränen nur so aus mir heraus. Mein Blick verschwamm, doch ich starrte immernoch zu Tyler. Ein gemischtes Gefühl machte sich in mir breit. Irgendeine explosive Rezeptur aus Wut, Enttäuschung und Traurigkeit.Ein grauenhaftes Gefühl. Die Lunge presste meine Atemluft heraus. Bis sie fast komplett lufleer war. Man stellt sich einmal vor: Ein stupfes Messer wird mit voller Wucht in deine Brust gerammt. Deine Haut wird damit aufgeschlitzt bis nur noch die blanken Knochen zu sehen sind. Nun reist dir eine einzige Hand dein Herz heraus. Es stirbt innerhalb von Sekunden ab. Dein totes Herz wir auf den Boden geschmissen und niedergetrampelt. Du spürst jedoch jeden einzelnen Tritt, obwohl es nicht mehr mit dir verbunden ist. Der Schmerz durchfährt dich jedes verdammte Mal und du wirst ihn einfach nicht los.Alles Gefühle in diesem Moment. Das einzige Wort, was mir durch den Kopf schwirrt ist >Wieso?<. Es kehrt immer wieder zurück. Bestimmt Tausend Mal >Wieso?, Wieso?, Wieso?, Wieso?<.Tyler sahs auf seinem Bett. Gut kein Grund solche überkochenden Gefühle zu aktivieren. Aber er war nicht allein. Chloe war bei ihm. >Chloe.< Wiederholte ich in meinem Inneren.

Sie sahs nicht neben ihm. Nein. Sie stand auch nicht. Sie sahs auf seinem Schoß und knutschte ihn ab. Wäre auch nicht das Dramatischste. Dazu kommt noch. Chloe hatte kein Shirt an. Jediglich einen BH trug sie und einen extrem kurzen Minirock. Tyler hatte ebenfalls kein Shirt an und seine Hände umschlossen Chloes Hüfte. Chloes Hände hatten sich in seinen Oberarm gekrallt. Doch das Schlimmste an Allem: Tyler erwiderte ihren Kuss.Die Tränen überflossen meine Wangen stärker, als ein Wasserfall. Da war es wieder, dieses Wort>Wieso?<. Er küsste Chloe.In der Situation war ich viel zu überfordert, um zu sprechen. Nicht einen Ton bekam ich heraus. Die Gliedmaßen versagten ebenfalls. Und ich musste mir alles mit ansehen. Nach einigen Sekunden bemerkte mich Tyler, da ich relativ laut aufschluchzte.Schlagarig kehrte er sich von Chloe ab und ich verstand gerade noch ein „Scheiße!" was ihm leise entfuhr. Bevor ich sein Zimmer Tränenüberströmt verlies. Mit schnellen Schritten rannte ich den lange Gang entlang. Er kam mir ewig lang vor. Ich will in mein Zimmer! Weg von Tyler. Er rannte mir nach. Seine Stimme hallte durch den Flur„Haily, scheiße, das wollte ich nicht. Echt nicht." Verzweiflung lag in seiner Stimme. Was wollte er nicht? Mit Chloe knutschen? Warum hat er es dann gemacht? Oder vielleicht wollte er gar nicht so lange mit mir zusammen sein. Vielleicht wollte er mich doch bloß ausnutzen.Ohne Worte lief ich einfach weiter. Mein Zimmer müsste doch gleich kommen.

Sein starker Griff um mein Handgelenk hielt mich fest.„Haily, bitte. Ich liebe dich. Du musst mir zuhören." Flehte er erneut. Was soll das heißen er liebt mich? Dann hätte er wohl kaum mit Chloe geknutscht: oberkörperfrei! Wer weiß ob es nur beim rumknutschen geblieben wäre, wohl kaum, wenn ich nicht gekommen wäre. Ich drehte mich wütend zu ihm um und klatschte ihm eine. Dann funkelte ich ihn so böse, wie nur irgend möglich, an.„Ich muss gar nichts. Wir sind nämlich nicht mehr zusammen". Als ich das ausprach wurde mein Herz erneut zerbrochen. Nicht in zwei Hälften, sondern in Zehntausende Splitter. Energisch befreite ich mich aus seinem Griff und rannte, sofern es mir meine Beine ermöglichten, in mein Zimmer. Die Tür verriegelte ich hinter mir. Tyler kam nicht nach und klopfte auch nicht. Zum Glück!Eine entsetzte Maddy sah in mein verheultes Gesicht. „Was ist passiert?" fragte sie besorgt und stand auf. Jetzt brach alles in mir. Nicht nur in mir sondern auch Außen. Meine Beine sanken zusammen und ich landete in einem Heulkrampf auf dem Boden. Es scheint unmöglich, aber jetzt weinte ich noch mehr als ohnehin schon. Maddy rannte sofort zu mir rüber und kniete sich zu mir. „Haily was ist los?" der Schock stand ihr im Gesicht. Anstatt ihr allerdings eine Antwort zu geben fiel ich ihr aufgelöst in die Arme und klammerte mich an ihr fest, weil ich Angst hatte das mein Kopf innerhalb der nächsten Sekunden auch auf dem Boden landen würde.

Logan war nicht hier also suchte ich Trost in Maddy. Die mich trotz der kurzen Zeit so gut verstand, wie mein Bruder. Behutsam strich sie mir über den Rücken und versuchte mich zu beruhigen. Doch es war wie damals als meine Mutter abgehauen ist. Ich war zu traurig und enttäuscht. Der Schmerz sahs zu tief, um die Tränen zu stoppen. Es war fast die selbe Situation. Ein Mensch den du überalles liebst verarscht dich und lässt dich im Stich. Du brichst.

Only One Person and your life is changing! TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt