Nach dem letzten Kapitel und einigen Kommentaren habe ich festgestellt, dass ich da einiges nochmal deutlich machen sollte. Erstens: In dem Moment, als sich Minho Jisungs Berührung entzogen hat und es bei Felix zugelassen hat, da war Jisung nicht eifersüchtig auf Felix, sondern traurig (wie explizit beschrieben), weil er nicht die Stütze sein konnte, die er für Minho gern gewesen wäre. Das ist ein großer Unterschied im Verhalten! Zweitens: Ja, Jisung hatte Vorbehalte gegen Minhos skrupelloses Vorgehen gegenüber seinen Untergebenen, weil es tatsächlich brutal ist und einen direkten Racheakt darstellt. Gleichzeitig wollte Jisung möglichst keine Unschuldigen sterben sehen. Das hat nichts mit einem Moralapostel zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand und einem inneren Rechtsempfinden, das Jisung aufgrund seiner Sozialisation in unserer heutigen Zeit nun einmal hat. Ich weiß, diese letzten Kapitel waren nervenaufreibend, und ich bin die letzte, die etwas gegen abweichende Meinungen/Ansichten zu einem Geschehen sagt, aber gleichzeitig will ich euch dafür sensibilisieren, beschriebene Handlungen zu hinterfragen. Nur weil Minho ein Hauptcharakter ist, heißt es nicht, dass er in diesem Augenblick richtig gehandelt hat. Genauso wenig will ich alle Taten von Jisung gutheißen.
Jetzt zu einem anderen Thema: Dieses Kapitel beginnt mit einem Zeitsprung von 2 ½ Monaten in Minhos Zeit. Da die Bestattungsriten (Reinigung und Einbalsamierung des Toten sowie die magischen Rituale und Gebete) üblicherweise 70 Tage dauerten und der Tote erst danach beigesetzt werden konnte.
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Zeitsprung: 2 ½ Monate
Jisungs Pov:
Beinahe starr saß ich vor der kupfernen Scheibe, die mir leicht verzerrt mein Spiegelbild zeigte. Schon seit gefühlt fünf Minuten versuchte ich, einen einigermaßen angemessenen und ansehnlichen dunklen Lidstrich zu ziehen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Entkräftet und enttäuscht von mir selbst ließ ich die Hand zurück in den Schoß sinken und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.
Reiß dich zusammen, Jisung. Heute musst du durchhalten. Für Seungmin.
Doch je mehr ich an die bevorstehenden Stunden dachte, desto stärker wurde die Übelkeit in meinem Magen und meine Schuldgefühle und der Schmerz kehrten zurück. Selbst wenn es mittlerweile zweieinhalb Monate her war, dass der junge Mann mit den schokoladenbraunen Haaren und dem sonnigen Lächeln seine Augen für immer geschlossen hatte, so blieb die Trauer durch die direkt bevorstehende Beerdigung präsent.
Die nun hinter uns liegende Trauerzeit war quälend langsam vergangen, aber durchaus notwendig, um den zuständigen Priestern die Zeit zu geben, den toten Körper entsprechend einzubalsamieren und in weiße Tücher zu hüllen. Und solange Seungmin nicht in seiner ewigen Ruhestätte lag, trauerte der Palast und das Volk Ägyptens um den verlorenen Gemahl des Pharaos.
Minho hatte umgehend nach Seungmins Tod gehandelt. Er hatte die besten Steinmetzen und Handwerker beauftragt, um ein Grabmal, das seinem Gemahl würdig war, so schnell fertigstellen zu lassen. Er hatte nicht geruht und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Offenbar hatte ihn die ständige Beschäftigung von seiner Trauer abgelenkt.
Mir war es erst nach einer Woche gelungen, in die königlichen Gemächer zurückzukehren und meinen Gemahl dazu zu bringen, mit mir über die Ereignisse zu sprechen. Seine eigene Heilung und Akzeptanz des Geschehenen waren nur schleichend vonstattengegangen, während es mich ebenso Mühe gekostet hatte, seine Handlungen gegenüber seinen Bediensteten zu akzeptieren. Zu sehen, wie kalt und berechnend Minho sein konnte, wenn er unvorstellbare Angst und Schmerz verspürte, war erschreckend gewesen. Es hatte mich an den Abend erinnert, als er mich aus dem Palast hatte werfen wollen. Aber schlussendlich war mir bewusst geworden, dass auch seine Vergangenheit einen düsteren Schatten über diesen Teil seiner Persönlichkeit warf. Er hatte Seungmin nicht beschützen können und es war klar, dass der Anschlag ihm gegolten hatte.
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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...