Ein teurer Beweis

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Triggerwarnung für dieses Kapitel: Blut, Gewalt, Tod

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Jisungs Pov: 

„Ich lasse keinen gehen, bis ich nicht weiß, wer Seungmin getötet hat."


Der Leibarzt und sein Gehilfe tauschten einen besorgten Blick, während ich mich fragte, wie Minho das bewerkstelligen wollte. Er war in Trauer und redete vermutlich wirres Zeug, aber als ich erneut in seine dunklen, verschleierten Augen sah, erkannte ich die Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit in ihnen. Also fragte ich möglichst behutsam: „Wie willst du das herausfinden? Wir haben zu wenige Hinweise, um zu erfahren, wer das war."

Minho schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, haben wir nicht. Meine Gemächer dürfen nur sehr wenige Personen betreten. Abgesehen von den bediensteten Sklaven und meinen engsten Vertrauten darf nicht einmal die Wache in diese Räume. Es gibt immer mindestens zwei wachhabende Soldaten, egal ob ich mich hier aufhalte oder nicht. Es kann nur jemand gewesen sein, dem diese Räume zugänglich sind, ansonsten gibt es keinen Weg unbemerkt hinein. Außerdem werden alle Speisen und Getränke zuvor vor meinen Augen geprüft."

„Glaubst du wirklich nicht, jemand könnte sich unrechtmäßig Zutritt verschafft haben?", hakte ich nach, um Minho keinen Fehler begehen zu lassen. Aber er verneinte erneut und seine Miene wurde hart und kalt, bevor er nach der Wache rief, die daraufhin im Türrahmen erschien.

„Was befehlt ihr, Majestät?"

„Bring alle Bediensteten her, die für meine privaten Gemächer zuständig sind. ALLE! SOFORT!"

Ich hatte nie geglaubt, Minho je so laut schreien zu hören. Sogar ich zuckte vor der eiskalten Wut in seiner Stimme zurück. Aber ich versuchte dennoch ruhig zu bleiben, da ich mir sicher war, dass er nur seinen Schmerz verbalisieren musste, damit er ihn nicht von innen auffraß.

Die Wache verneigte sich eilig und verschwand.

Als die Tür leise ins Schloss fiel, blickte der Leibarzt zu mir auf und schien stumm zu fragen, ob ich weitere Einzelheiten aus Minho entlocken konnte. Er selbst war offenkundig zu eingeschüchtert, um das Wort an seinen Pharao zu richten.

Obwohl mein Herz immer noch schmerzhaft gegen meine Rippen pochte, trat ich beherzt zu meinem Gemahl, berührte ihn an der Schulter und fragte mit belegter Stimme: „Was erhoffst du dir davon? Denkst du, der Täter wird gestehen, wenn er vor dir steht?"

Minho sah mich nicht einmal an, bevor er die Hand auf seiner Schulter abschüttelte und stattdessen zu dem Tisch mit der vergifteten Weinkaraffe trat und einen unbenutzten, goldenen Becher neben diese stellte.

„Nein, aber er wird sich verraten."

Zunächst verstand ich nicht richtig, was er damit meinte, aber ich bekam auch keine Zeit, es von ihm zu erfragen, denn nun drehte sich Minho zu seinem Arzt und dem Gehilfen.

„Ihr bringt Seungmins Leichnam in den Nebenraum und nehmt Hyunjin mit." Kurz streifte sein flackernder Blick auch mich und er wollte zum Sprechen ansetzen, aber ich konnte mir denken, was er fordern würde. Deshalb intervenierte ich.

„Lasst mich bei euch bleiben, Majestät. Ihr solltet nicht allein sein."

Minhos Mund schloss sich wieder, presste sich zu einer dünnen Linie zusammen, und dann nickte der Herrscher über Ägypten. Allein diese distanzierte Haltung schmerzte mich, zusätzlich zu dem tauben Gefühl in meinem gesamten Körper, weil ich noch immer nicht fassen konnte, dass Seungmin tot war.

Ein kurzes, harsches Klopfen ließ mich zusammenzucken. Dann ertönte Felix' Stimme:

„Minho? Kann ich eintreten?"

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt