Jisungs Pov:
Dass der Pharao zwei Tage nach Seungmins Beisetzung nach allen von uns schickte und um eine private Unterredung in seinen Gemächern bat, kam unerwartet. Ich war ebenso überrascht wie die anderen, da Minho dieses Zusammentreffen mit keinem Wort vorher erwähnt hatte. Ich warf Yeji einen knappen Blick zu, nachdem die Wache die Bitte übermittelt hatte, nur um sicherzugehen, dass sie auch nicht mehr wusste als ich. Aber ihr Gesichtsausdruck zeigte keine Regung und ich vermutete, dass sie ebenso unwissend war. Vielleicht gab es Neuigkeiten, die uns alle betrafen, oder Minho wollte sich nur nach unserem Befinden erkundigen.
Seit der Beerdigung von Seungmin hatte ich ihn kaum gesehen, er war ständig beschäftigt, während ich vielmehr darüber nachgrübelte, dass ich Seungmins Grab wiedererkannt hatte. Sogar wenn ich nachts neben Minho lag, keimte in mir die Frage auf, warum all das passierte und warum ich Seungmins Grab in der Zukunft leer vorfand.
Jetzt war allerdings der falsche Zeitpunkt, erneut dieses Gedankenkarussell anzuwerfen, denn Hyunjin erhob sich bereits von seinem Platz, um Minhos Bitte nachzukommen.
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Und so standen Yeji, Hyunjin, Sunoo, Niki und ich nur kurze Zeit später neben Chan, Jeongin und Felix in den königlichen Gemächern, die sich mittlerweile wieder sicher und vertraut anfühlten. Minho selbst verharrte vor einer der großen Fensteröffnungen und schien die Sonne in sich aufzunehmen, die ihm in den Rücken wärmte. Als sich unsere Blicke trafen, entspannte sich seine Haltung ein wenig und er trat vom Fenster weg.
„Ihr fragt euch sicher, weshalb ich euch alle gemeinsam habe herkommen lassen." Allein an seiner Tonlage erkannte ich, wie schwer ihm die Worte fielen und wie lange er sie durchdacht haben musste, um sie jetzt auszusprechen. „Jetzt nach dem Ende der Trauerzeit ist es nötig, dass einige Veränderungen in diesem Palast umgesetzt werden... denn ich möchte nicht riskieren, noch weitere Trauerzeiten anschließen zu müssen."
Im ganzen Gemach war es totenstill, denn die Botschaft war deutlich: Mit Seungmins Tod war die Gefahr noch nicht vorüber. Es konnte jederzeit ein weiterer Anschlag erfolgen, der mehr Opfer fordern würde.
Minhos entschlossener Blick wanderte bedächtig über die Anwesenden, bis er an Sunoo und Niki hängenblieb. Er ging die wenigen Schritte auf sie zu und ein sanfter Ausdruck erschien dabei auf seinem Gesicht. „Die Gefahr für mich als Pharao mag ich alleine tragen müssen, aber ich kann nicht verantworten, dass andere ihr Leben meinetwegen verlieren. Sunoo, Niki, ich habe entschieden, euch beide zurück in eure Heimat zu schicken oder einen geeigneten Partner für euch zu finden."
Die zwei Jüngeren schienen zunächst erstaunt, möglicherweise auch überfordert, dann aber schienen sie die Entscheidung des Pharaos zu akzeptieren. Und wieder einmal zeigte sich, wie erwachsen sie in den letzten Monaten geworden waren, denn sie gaben weder Widerworte noch ließen sie eine offene Gefühlsregung zu, als Minho hinzufügte: „Ich habe eure Eltern bereits benachrichtigt. Es wird euch kein Nachteil aus der Verbindung zu mir entstehen. Dafür habe ich gesorgt. Ich habe selbst nach passenden Partien für euch gesucht und zwei junge Männer gefunden, die weder eure Ehre anzweifeln würden noch mich an ihrer Aufrichtigkeit und Güte zweifeln lassen."
Ich wusste nicht genau, was ich von Minhos Vorhaben halten sollte. Zwar verstand ich sein Ansinnen, die beiden gut versorgt und beschützt zu wissen. Gleichzeitig versagte er ihnen damit die Chance, selbstbestimmt zu entscheiden. Aber ich sollte endlich aufhören, zu denken, als sei ich noch im 21. Jahrhundert. Hier und jetzt war das, was Minho tat, aufrichtig und ehrenhaft. Es war mehr, als er tun musste, und dennoch kümmerte er sich liebevoll um die beiden jungen Männer. Ich erkannte an Sunoos und Nikis Blick, dass sie ebenso erleichtert wie traurig waren und offensichtlich verstanden, was das für sie bedeutete.
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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...